Otho schrieb am 31. Oktober 2008 01:11
> Huch, nun musste ich meinen Respekt zollen, der angebracht war.
Danke schön - ein Lob von Dir bedeutet mir viel.
> Aber du kennst mich und etwas Kritik muss ich auch noch anbringen.
>
> Und die wäre auf diese winzigen Abschnitt von dir festzumachen:
>
> "Russische Normalverdiener haben glücklicherweise nur sehr selten in
> Aktien investiert. Seit der Rubelkrise 1999 herrscht in Russland eine
> gesunde Skepsis gegen Finanzspekulationen jeglicher Art vor."
>
> Wieso "gesunde Skepsis"? Die haben einfach kein Geld, diese
> "russischen Normalverdiener", die nach unsen Massstäben schlechtere
> Hartz4 Empfänger wären.
Ja und nein. Da müßte man vorher definieren, was ein Normalverdiener
ist. Russland ist diesbezüglich sehr heterogen. In den Metropolen St.
Petersburg und Moskau beträgt das Medianeinkommen (nicht
Durchschnittseinkommen) aller Arbeitnehmer mittlerweile immerhin
1.400 Euro - natürlich sind die Lebenshaltungskosten auch
dementsprechend hoch, aber eine Sparquote, die möglicherweise auch in
Aktien angelegt werden könnte, ist da schon vorhanden. Auch ist der
Aktienkauf auf Kredit in Russland einfacher als hierzulande.
Aber bereits der relativ hohe Gini-Koeffizient Russlands (41) macht
deutlich, dass es in Russland natürlich eine große Anzahl von
Menschen gibt, die idT am unteren Rande der Einkommensskala leben
müssen (v.a. sind hier die Rentern zu nennen). Diese Menschen zählen
natürlich nicht zu den potentiellen Aktionären - da hast Du recht.
Zur "gesunden Skepsis" hat übrigens neben der Rubelkrise vor allem
die Privatisierung der Staatsbetriebe beigetragen, die in Russland
meist über Belegschaftsaktien vollzogen wurde - man wollte die
Staatsbetriebe den Arbeitern und Angestellten übergeben. Diese
Belegschaftsaktien wurden dann häufig von windigen "Biznesmen" -
meist mit Methoden, die ein Fall für die Staatsanwaltschaft wären -
in großen Maßen und weit unter Preis aufgekauft. Dies war die
Geburtsstunde der Oligarchen. Genau so wie die Oligarchen, sind daher
"Aktien" in Russland häufig noch mit einer Form des
Räuberkapitalismus assoziiert.
> Das finde ich dann doch ein wenig zynisch, ebenso wie du mit den
> "Oligarchen" als Schachfiguren in einem "Grand Chessboard" verfährst.
> Das finde ich gelinde gesagt, etwas menschenverachtend.
So war es sicher nicht gemeint.
> Darauf wollte ich nur hinweisen, ansonsten muss ich sagen, dass TP
> durch dich als Autor nur gewinnt.
Danke für das Lob und Danke für die Kritik.
> Wenn du es schaffen würdest, von diesem napoleonischen
> Feldherrenblick abzusehen, würdest du als Autor nur gewinnen.
Ich gebe mir Mühe, den Hügel herabzusteigen ;-)
> Beste Grüsse,
> Dein Otho
Beste Grüße zurück
Jens
> Huch, nun musste ich meinen Respekt zollen, der angebracht war.
Danke schön - ein Lob von Dir bedeutet mir viel.
> Aber du kennst mich und etwas Kritik muss ich auch noch anbringen.
>
> Und die wäre auf diese winzigen Abschnitt von dir festzumachen:
>
> "Russische Normalverdiener haben glücklicherweise nur sehr selten in
> Aktien investiert. Seit der Rubelkrise 1999 herrscht in Russland eine
> gesunde Skepsis gegen Finanzspekulationen jeglicher Art vor."
>
> Wieso "gesunde Skepsis"? Die haben einfach kein Geld, diese
> "russischen Normalverdiener", die nach unsen Massstäben schlechtere
> Hartz4 Empfänger wären.
Ja und nein. Da müßte man vorher definieren, was ein Normalverdiener
ist. Russland ist diesbezüglich sehr heterogen. In den Metropolen St.
Petersburg und Moskau beträgt das Medianeinkommen (nicht
Durchschnittseinkommen) aller Arbeitnehmer mittlerweile immerhin
1.400 Euro - natürlich sind die Lebenshaltungskosten auch
dementsprechend hoch, aber eine Sparquote, die möglicherweise auch in
Aktien angelegt werden könnte, ist da schon vorhanden. Auch ist der
Aktienkauf auf Kredit in Russland einfacher als hierzulande.
Aber bereits der relativ hohe Gini-Koeffizient Russlands (41) macht
deutlich, dass es in Russland natürlich eine große Anzahl von
Menschen gibt, die idT am unteren Rande der Einkommensskala leben
müssen (v.a. sind hier die Rentern zu nennen). Diese Menschen zählen
natürlich nicht zu den potentiellen Aktionären - da hast Du recht.
Zur "gesunden Skepsis" hat übrigens neben der Rubelkrise vor allem
die Privatisierung der Staatsbetriebe beigetragen, die in Russland
meist über Belegschaftsaktien vollzogen wurde - man wollte die
Staatsbetriebe den Arbeitern und Angestellten übergeben. Diese
Belegschaftsaktien wurden dann häufig von windigen "Biznesmen" -
meist mit Methoden, die ein Fall für die Staatsanwaltschaft wären -
in großen Maßen und weit unter Preis aufgekauft. Dies war die
Geburtsstunde der Oligarchen. Genau so wie die Oligarchen, sind daher
"Aktien" in Russland häufig noch mit einer Form des
Räuberkapitalismus assoziiert.
> Das finde ich dann doch ein wenig zynisch, ebenso wie du mit den
> "Oligarchen" als Schachfiguren in einem "Grand Chessboard" verfährst.
> Das finde ich gelinde gesagt, etwas menschenverachtend.
So war es sicher nicht gemeint.
> Darauf wollte ich nur hinweisen, ansonsten muss ich sagen, dass TP
> durch dich als Autor nur gewinnt.
Danke für das Lob und Danke für die Kritik.
> Wenn du es schaffen würdest, von diesem napoleonischen
> Feldherrenblick abzusehen, würdest du als Autor nur gewinnen.
Ich gebe mir Mühe, den Hügel herabzusteigen ;-)
> Beste Grüsse,
> Dein Otho
Beste Grüße zurück
Jens