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202 Beiträge seit 01.10.2002

Richtige Bemerkung

Kanickel schrieb am 29. Oktober 2008 15:05

> Ende der 90er Jahre bewegte sich der Ölpreis zwischen 15 und 25
> Dollar pro Fass Brent. Damals (und das ist jetzt nur knappe zehn
> Jahre her) beschloss die Opec, dass ein Preis zwischen 20 und 30
> Dollar anzustreben sei. 

> Noch letztes Jahr galt 70 Dollar als sehr, sehr hoch und von
> Spekulaten verursacht. Jetzt ist der Ölpreis gerade auf 65 Dollar
> "gefallen" (im 5-Jahres-Vergleich ist das ein Anstieg) und die
> Erdölproduzierenden Länder bekommen Probleme? Die haben doch in
> diesem Jahr unglaublich hohe Renditen erziehlt. Vor drei Monaten lag
> der Preis bei über 150 Dollar. 

Ich wollte fast das Gleiche schreiben. 
Noch vor einem Jahr wäre wohl niemand auf die Idee gekommen, dass der
damalige Ölpreis zu hoch war und das die Ölländer bei diesem Preis
Probleme bekommen werden.
Seitdem ist die Blase geplatzt, der Preis ist zurück auf dem
Vorjahresniveau und nun soll es plötzlich Probleme geben.
Was es gibt, sind große Mindereinnahmen im Vergleich zu den
vergangenen Monaten, aber insgesamt sind die Einnahmen sehr gut.

> Irgendwie passt das alles nicht zusammen. Wir rechnen die eigentlich?
> Oder war Russlands "Wirtschaftsboom" am Ende einzig und alleine dem
> Öl geschuldet? Das würde Russland (abgesehen von den Atomwaffen und
> der Ausdehnung) zu einer klassischen Petro-Diktatur machen.

Der Boom im wörtlichen Sinne des Wortes wurde nicht so sehr vom
Ölpreis getragen sondern aus den gleichen Gründen wie im Westen:
expansive Kreditvergabe, Finanzoperationen auf Pump. Der Ölpreis hat
neben Budgetausgaben vor allem die Währungsreserven stark erhöht, was
sich jetzt auszahlt. 

Unter den russischen Ökonomen und politischen Beobachtern gibt es bis
heute Streit. Viele, die nicht zur Machtsphäre gehören, sagen der
Finanzminister habe durch das Anhäufen der Währungsreserven dem Land
sehr geschadet, weil er das Geld lieber in Infrastruktur hätte
investieren müssen.

Kudrin sagte, dies würde nur die Inflation noch mehr hochtreiben.

Wie dem auch sei: Dass Russland im Moment auf immer noch große
Reserven zurückgreifen kann, ist im Vergleich zu vielen anderen
Ländern sehr vorteilhaft.

Zu Deiner Bemerkung über Russland als "Petro-Diktatur": 
Auch wenn der gestiegene Ölpreis den Wiederaufstieg Russlands
maßgeblich erleichtert hat, glaube ich, dass manche Länder, wie z.B:
Island, Ukraine, Ungarn und demnächst wohl viele anderen nichts
dagegen hätten, wenn sie weniger
eine "Finanzmarkt"- oder eine "Auf-Pump-Leben-Demokratie" wären
sondern etwas mehr unter ihren Ärschen hätten. 

Im Moment erleben wir eben, welche Könige wieviele Kleider an haben
oder nackt sind.


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