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  • Nützy

mehr als 1000 Beiträge seit 11.06.2010

KRITIK: Wettbewerb und objektive Beurteilungen

Zitate aus dem Artikel kursiv und in „“-Zeichen:
„ (...)in der die Wissenschaftsminister, nicht die Wissenschaftler, der europäischen Hochschullandschaft die Ideen der Standardisierung, Vergleichbarkeit und des Konkurrenzkampfs ins Stammbuch schrieben.“

Standardisierung und Vergleichbarkeit sind nichts schlechtes!
Auch ich möchte in meinen Beruf gerne ohne jegliche Kontrolle machen können, was ich will. Mal habe ich einen schlechten Tag, dann liefere ich eben unterdurchschnittliches ab... Leider funktioniert die Welt aber nicht so.

„21% würden für Verwaltung und das Schreiben von Forschungsanträgen verbraucht.“

Dieser Trend betrifft die gesamte Gesellschaft und er wird durch zunehmende Bürokratie nicht besser.

„Das schulden wir schon allein dem Steuerzahler, der mit seiner Arbeit unsere überhaupt erst möglich macht.“

Endlich fällt mal das richtige Stichwort. Es ist der Steuerzahler, der die meisten Forschungen finanziert.

„Ein Zweiter gab mir aber die schlechteste Bewertung.“

Auch damit habe ich bereits leben müssen.
Was sollte denn die Alternative sein? Natürlich wird es immer Gutachter geben, mit denen man eben nicht einer Meinung ist.

„Bloß stimmten vieler seiner Argumente gar nicht und vergaß er sogar, bestimmte formal notwendige Aspekte meines Projekts zu bewerten.“

Ich fasse das für mich zusammen: "Der Gutachter war der Ansicht, dass seine Argumente gut waren, während der, der den Antrag eingereicht hat, die Argumente schlecht fand".
Das ist exakt eine Kontroverse, denn eine "objektive" Beurteilung über die Qualität von Argumenten gibt es nicht. Man kann sich zwar auf gewisse Forschungsergebnisse und Logik berufen, ich unterstelle aber beiden Seiten die Fachkompentenz, da keine trivialen Fehler gemacht zu haben. Mit anderen Worten, solche Fehlentscheidungen wird es immer geben.
Das folgt aus der Fehlbarkeit des Menschen.

„eine Forscherin, eine Sozialpsychologin, stellte ein paar vage Fragen und konstatierte mehrmals, sie verstehe das Projekt nicht.“

Ich sehe in diesem Verhalten kein Problem, im Gegenteil. Ehrlich zuzugeben, dass man keine Ahnung hat ist eine Tugend, die öffentlich gefördert werden muss.
Ich war jetzt bei dem Interview natürlich nicht dabei, deshalb verbietet sich eine Beurteilung durch mich. Ich kritisiere ja auch nur den Artikel, nicht jedoch den Sachverhalt!

„Im starken Wettbewerb, wo Unterschiede bei den Nachkommastellen entscheidend sind, liegt die Vergabe vieler Projekte und die Ablehnung anderer schlicht an den menschlichen Faktoren.“

Wie war es denn davor?
Da wird es doch auch Projekte gegeben haben, die nicht durchgeführt wurden.

„In der Praxis ist sie aber vor allem ein Verwaltungsapparat zum Ablehnen von Forschungsanträgen: eine riesige Forschungsantragsverweigerungsmaschine.“

Das ist doch nur zu erwarten.
Wenn man 100% Budget hat, aber Forschunganträge im Wert von 500% erhält, muss man sieben. Dann kann es sein, dass ein Brilianter Auftrag leider nicht genommen wird, weil das Geld dafür leider nicht mehr reicht.
Das ist traurig, aber ich denke, die Gesellschaft ist nicht bereit, das gesamte Bruttosozialprodukt in die Forschung zu stecken.

„(...) in einer Publikation Probleme bei der Mittelvergabe einräumt und den Vorschlag macht, die Gelder zu verlosen.“

Wenn DAS mal kein verantwortungsvoller Umgang mit Steuergeldern ist, dann weiß ich auch nicht.
Würde mich wahnsinnig freuen, so etwas auch in Deutschland zu erfahren!

„Einerseits gilt die Pressefreiheit.(...) Der Rest sollte von der Meinungsfreiheit abgedeckt sein.“

Wo ist noch gleich der Unterschied zwischen Presse- und Meinungsfreiheit?

„Das hatte ich vorher im Leben erst einmal gehabt, als die Abgabefrist meines erstens Buchs heranrückte. Vor den Sitzungen hatte ich regelmäßig schlaflose Nächte und Verdauungsprobleme.“

Ja, stimmt. An so etwas erinnere selbst ich mich.
Das Thema ist eigentlich gar nicht so schrecklich uninteressant. Vielleicht sollte der Autor einmal darüber publizieren?

„Ich habe letztlich meinen Frieden damit, dass die Richterinnen und Richter das letzte Wort haben - und von deren Arbeit habe ich einen überwiegend sehr positiven Eindruck bekommen.“

Ohje.
Andere Leute könnten wohl ruhiger schlafen, wenn die wissenschaftlichen Experten in der Sache das letzte Wort hätten.

P.S.: Insgesamt ist das ein subjektiver Erfahrungsbericht und kann als solcher nicht kritisiert werden.

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