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  • ic61

98 Beiträge seit 02.04.2022

Re: Was bedeutet die Aussage: Die Ukraine sei "für uns" im Krieg?

Weltendenker_2 schrieb am 26.03.2022 10:37:

Die Aussage „In gewisser Weise ist sie sogar für uns im Krieg“ spielt m.E. darauf an, dass in Estland diese Entwicklung seit langer Zeit erwartet wurde. Estland hat immer vor der russischen Aggressivität gewarnt und z.B. sehr deutlich die Bedenken gegenüber Nordstream 2 artikuliert. Aus genau den Gründen, die jetzt eingetreten sind.

Gleichzeitig ist Estland zusammen mit den anderen baltischen Staaten heilfroh, dass sie in der NATO sind. Man ist sich sicher, dass das Baltikum sonst erst an der Reihe gewesen wäre. Putin hat diverse eindeutige Aussagen in den letzten Jahren gemacht, dass seines Erachtens das Baltikum zu Russland gehört. Und das Baltikum ist viel kleiner und es wäre viel leichter zu erobern gewesen (Estland hat ja gerade mal 1,3 Mio Einwohner).

Aber trotz dieser "leichten Beute" hat Putin im Baltikum _nicht_ zuvor interveniert, sondern die NATO-Beitritte der 3 baltischen Staaten 2004 geduldet - genau wie sein Amtsvorgänger zuvor den der 3 Visegrad-Staaten (beide unter scharfem Protest, aber noch in der vergeblichen Hoffnung, die NATO auf dem Verhandlungswege von einer weiteren Einkreisung Russland abhalten zu können).

Was Ihr schönes Narrativ von einer russischen Bedrohung des Baltikums ebenso Lügen straft wie das stets bestrittene, aber aktenkundige "not one inch eastward" des US-Außenministers James Baker 1999 in den 2+4-Verhandlungen.

Sie vertauschen Ursache und Wirkung, denn der casus belli im Falle Ukraine hat sich im Falle des Baltikums durch dessen NATO-Beitritt längst erledigt - und ohne jenen hätte RU dort erst recht keinen Anlass zu einer militärischen Intervention gehabt.

Die Ukraine hat mit ihren NATO-Avancen und der Infragestellung des Pachtvertrags für den einst gemeinsamen Flottenstützpunkt Sewastopol den Konflikt erst geschaffen, in dem die NATO sie nun beschützen soll. Welchen Sicherheits- und Wohlstandsgewinn diese von westlichen "Beratern" instruierte Politik dem Land und seinen Einwohnern gebracht hat, kann dieser Tage vor Ort besichtigt werden.

Im Übrigen wäre erklärungsbedürftig, inwiefern eine durch die Ostsee direkt von RU nach DE führende Pipeline legitime estnische Sicherheitsinteressen berühren sollte?

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