Industrie 4.0 war der Versuch, aufgrund von vorhandenen Techniken eine neue Ära der industriellen Fertigung einzuläuten. Wobei von 3.0, dem Taylorismus, einfach weitergezählt wurde. Dieser ist gekennzeichnet sich durch Massenfertigung möglichst gleichartiger Produkte, womit man nicht zufrieden war: können nicht auch preiswert Einzelprodukte gefertigt werden? Die braucht man im Maschinenbau immer: ein Teil wie das bestehende, aber mit einer kleinen Änderung. Genau das ist jetzt möglich. Versucht wurde, das auch auf den Privatsektor zu übertragen: Adidas bot Turnschuhe an, die exakt nach dem zuvor vermessenen Kundenfuß gefertigt werden. Dann allerdings etwas teurer. Aber die Kunden wollten das nicht und das Projekt wurde eingestellt. Wäre ja auch dekadent gewesen.
Weitere Ziele waren ein hochautomatisiertes Fertigen mit möglichst wenig Personal. Das hat unter anderem die Nacht- und Spätschichten reduziert, was ja zu begrüßen ist. Außerdem sollen die Stückzahlen möglichst schnell hochgefahren werden können. Auch das ist gelungen. Dass dies mit gesteigerter Überwachung einhergeht, ist so auch nicht richtig. Die Belegschaft hat sich hauptsächlich um das Laufen der Maschinerie zu kümmern und muss nur im Fall einer Störung eingreifen. Eine pausenlose Überwachung ist nicht notwendig und findet auch nicht statt.
"Kapaflexcy" ist natürlich das, was die Unternehmer wollen. Nur hat das rein gar nichts mit Industrie 4.0 zu tun, das wäre ohnehin gekommen. Nun, die Unternehmer haben nur zum Teil bekommen, was sie wollten. Sie mussten mit der IG Metall einen Kompromiss schließen.
Obwohl alle unter Industrie 4.0 etwas anderes verstehen, sind doch die Erfolge nicht zu übersehen. Eins der Ziele waren hochautomatisierten Fertigungsstraßen, insbesondere in der Autoindustrie, wobei die dort arbeitenden Roboter immer genau das Richtige tun müssen, bei jeder Sonderausstattung und bei jeder Kombination derselben. In deutschen Autofabriken klappt das, im Rest der Welt - nun ja - nicht so. Das ist m.E. auch der Grund, warum Elon Musk nach Schönheide gezogen ist: er hat dort in Kalifornien die Fertigungsstraße nicht so hin gebracht, wie er dachte. Er spricht beim Modell 3 von einer "production hell" und gibt zu, dass Tesla mehrere Monate kurz vor dem Bankrott stand. Ja doch, da in Schönheide ist das besser. Kann man so sagen.
Industrie 4.0 war als Zielsetzung naheliegend und zielführend. Sie wurde insgesamt ein Erfolg und die IG Metall stand dem nicht im Wege. sie will definitiv keine Heizer auf der Elektrolok, sie ist dabei, wenn die Dinge voran getrieben werden. Mit Zustimmung des übergroßen Teils ihrer Mitglieder.
Gruß Artur