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  • Nützy

mehr als 1000 Beiträge seit 11.06.2010

Wann kommts: Zurück ins Mittelalter?

Es erstaunt mich immer wieder: Egal welches Problem (Klimawandel, steigende Kriminalität, Gentrifizierung und jetzt eben Corona), aus der Richtung dieser "Stadtsoziologen" kommt wirklich konstant die selbe Antwort. Immer heißt es, man müsse mehr "öffentliche Räume für Begegnungen" schaffen, auch wenn das nachweislich nicht funktioniert, weil die Leute keinen Bock auf sowas haben.

Wirtschaftliches rationales Denken, also das Streben nach effizienten Vorgehen beim Erreichen seiner Ziele, wird verworfen.
Stattdessen soll es irgendwie anders zugehen, "sozialer", wie auch immer.

Schön finde es auch, wenn über (Bevölkerungs-)Dichte gesprochen wird und dann der entschleiernde Satz fällt, dass sich Menschen miteinander auseinandersetzen müssen.
Ne. Dass ich mich eben nicht mit den (bisweilen selbstgeschaffenen und sogar selbst gewählten - ich bin für Mitgefühl, aber auch für Eigenverantwortung) sozialen Probleme von mir im Grunde unbekannten Personen auseinandersetzen muss, das ist grade ein Vorzug des Stadtlebens. Auf dem Land gibt es eine vergleichsweise starke soziale Kontrolle, die Individuen dazu zwingt, die Norm zu erfüllen.
Das gibt es in einer anonymen Massengesellschaft wie man sie in der Stadt findet nicht. Das hat Vor-, aber sicherlich auch Nachteile. Jeder muss selbst sehen, wie er damit klarkommt.
In Übrigen: Niemand hindert einen daran, enge familiäre oder familienähnliche Beziehungen mit Menschen einzugehen. Nur muss man denn eben damit leben, dass der freundliche Großonkel darüber mitreden will, welche Gardinen man aufhängt...

Noch eine kleine Anmerkung: Öffentliche Erhaltungs- und Grünanalgen, vulgo: Stadtparkts, sind sehr abhängig davon, in welchen Stadtteil man sie aufstellt.
Meiner Erfahrung nach geraten Stadtparks in "sozial herausgeforderten" Wohngegenden bisweilen zu etwas, bei dessen Anblick sich dem Betrachter spontan das Bild einer öffentlichen Müllanlage aufdrängt. Da findet man dann alte Möbel, Papier, Gestank und dergleichen. Noch dazu sind manche Parks verrufen als inoffizieller Hort der Kriminalität, durch den man sich als Frau Nachts lieber nicht durchtraut.
Und selbst in vergleichsweise "bürgerlichen" Gegenden, sofern man darunter solche verstehen, in denen die Mehrzahl der Einwohnenden zumindest formal von den Einnahmen einer beruflichen Tätigkeit lebt, kann man zu bestimmten Jahres- und Tageszeiten beobachten, wie sich die Erholungs- und Grün- in eine öffentliche Grillanlage verwandelt. Was meinem bescheidenen Kenntnisstand weder der Feinstaubbelastung, noch den ursprünglichen Zweck der Anlagen dienlich ist.
Kurz und gut, die Vorstellung von Parks als Ort der Begegnung, noch dazu zwischen Menschen unterschiedlichen sozialen Hintergrunds, ist öffensichtlich auf den Lehnstuhl eines Professors entstanden und bildet nicht die Realität der Menschen ab, die in der Nähe solcher Einrichtungen leben und sich auseinandersetzen müssen.

P.S.: ich habe solche kleine, grimmigen Texte nun schon sehr häufig geschrieben. Ich bin einfach wenig bereit dafür, mich damit abzufinden, dass solchen Ideen gar kein Widerspruch mehr geleistet wird.
P.P.S.: Freu mich beim ersten Probelesen wieder wahnsinnig aufs Grillen. :-) Das sind die kleinen proletarischen Freuden, die man noch hat.

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