Nehmen wir an, ein Haushalt hat ein bestimmtes Einkommen. Dieses Einkommen wird aber nicht zu 100% ausgegeben, sondern es gibt eine Sparquote von ca. 10%. Der Haushalt lebt nicht "arm" und kauft auch nicht beim Discounter.
Nehmen wir an, der Haushalt hat monatlich rund 3500,- Euro Budget. Das ist ungefähr das Einkommen zweier Vollbeschäftigter im mittleren Einkommenssegment. Nehmen wir an, die eigentlichen Lebenshaltungskosten inklusive MIete & co und anteiligen Jahresbeiträgen liegt bei so 2500,- Euro. Dann haut man noch ein bisschen was auf den Kopf und der Rest wird gespart. Die Zahlen sind NICHT fiktiv, sondern spiegeln aktuell die Lebenssituation meiner Familie wieder. Eigentlich sollte das Geld reichen.
Wenn jetzt die Inflation bei 10% liegt zum Jahresanfang, dann müsste doch meine Ausgaben um rund 10% gewachsen sein - also aus meinen rund 2500,- Euro rund 2750,- Euro werden. Ich könnte das locker über die Sparquote abfangen oder eben auf etwas Hobbygeld verzichten und der Haushalt wäre doch immernoch im grünen Bereich. Wo ist das Problem?
Das Problem ist, dass die offizielle Inflationsrate schlichtweg nicht der Wirklichkeit entspricht. Es sind vielleicht 10% nach dem Warenkorb, aber ich kaufe nunmal nicht jedes Jahr Kühlschränke, Fernseher, Automobile und Heimkinoanlagen. Die wirklich wesentlichen Dinge, die jeden Tag anfallen und damit täglich Kosten verursachen, also Lebensmittel, Getränke, Strom, Gas, Wasser usw. sind sehr viel stärker von der Inflation betroffen. Gas eben liegt bei 300 - 500% Preissteigerung, je nach Quelle. Und auch die Stromkosten haben um rund 40% zugelegt. Manche Lebensmittel sind 30 - 50 gar 100% teurer geworden. Dinge, die ich im alltäglichen Leben gebrauche, sind sehr viel teurer geworden als Dinge, die ich vielleicht alle 10 Jahre einmal ersetze. Und deshalb stimmt die offizielle Inflationsrate auch nicht überein mit der tatsächlich erlebten Inflation. Die liegt nicht bei 10%. Die liegt nicht bei 20%. Die liegt, wenn ich mal ins nächste Jahr reinspicke, bei rund 50%. Ich brauche nicht 2750,- Euro jeden Monat im nächsten Jahr, sondern eher fast 4000,- Euro! Damit hätte ich im Haushalt aber ein Defizit von 500,- Euro - wo soll das Geld bitte herkommen?
Wie ergeht es eigentlich Menschen, die im Haushalt nicht einmal zusammen 2500,- Euro Nettoeinkommen haben? Sollen die direkt zu Weihnachten noch vor die Tür gesetzt werden?