Der Autor weist zu Recht auf die Ungleichverteilung hin.
Leider werden ansonsten die üblichen Experten zitiert, die eine Investition in Akten/Immobilien empfehlen. Die Vergangenheit zeigt, dass das nicht das schlechteste gewesen wäre. Bis jetzt.
Eine Unterscheidung zwischen Betriebs-/Einzelwirtschaft und Volkswirtschaft findet nicht statt. Der Umstand, dass Vermögenswerte zu immer höheren Preisen hin- und hergeschoben werden lässt keinen zusätzlichen Wohlstand entstehen. Die Volkswirtschaft ist nicht leistungsfähiger und wird es auch so nicht mehr werden. Dafür wären sinnvolle Investition, etwa in Infrastruktur, Bildung etc. notwendig.
Die jetzige Inflation ist ausschließlich extern getrieben durch Rohstoff- und Importpreise. Grundsätzlich entsteht Inflation durch höhere Löhne. Davon kann in Deutschland/Europa keine Rede sein. Daher wird die Inflation nicht lange dauern bzw. weiterhin lediglich von externen Faktoren abhängig sein.
In Schule und Uni konnte man lernen, dass die Zentralbanken die Inflation durch die Geldmenge steuern könne. Die Realität hat diesen zentralen Irrglauben der 'Monetaristen' oder Neoklassiker aufgedeckt. Deshalb sollte man auch keinesfalls, wie der vorherige Thread empfiehlt, ein Video von Herrn Sinn ansehen! Ifo und andere Forschungsinstitute dieser Art beschäftigen sich mit Alchemie, von der Realität halten die sich lieber fern.
Eine hohe Geldmenge ist zwar (eine) zwingende Voraussetzung für Inflation, aber keine Ursache. Das kann man sich schon anhand eines Gedankenexperiments vorstellen:
Eine Zentralbank druckt Geld, dass aber sofort in den Geldspeichern der Dagoberts dieser Welt verschwindet. Das im Umlauf befindliche Geld und deren Umlaufgeschwindigkeit ändert sich nicht. Darauf hat die Zentralbank keinen Einfluss, so sehr sie sich es auch wünschte. Dafür wäre eine sinnvolle Fiskalpolitik notwendig. Diese hat Herr Schäuble endgültig für ganz Europa abgeschafft.
Wenn nun allerdings das viele Geld tatsächlich ausgegeben, konsumiert und was auch werden würde, würde man merken, dass die Leistungsfähigkeit, alle diese Ansprüche zu erfüllen, nicht gegeben ist. Jeder Händler, Handwerker etc. würde seine Preise sofort spürbar erhöhen, da das Angebot die Nachfrage nicht decken könnte.
Das wird uns in einigen Jahren passieren. Viele von uns sparen brav fürs Alter. Wie der Autor auch richtig schreibt, steigt das (Geld-)Vermögen. Wenn alle sparen, spart die Volkswirtschaft/der Staat? Ist das sinnvoll. Geht das überhaupt?
Die Anwort ist: nein! Jeder der das behauptet (Sinn und Kollegen) hat keine Ahnung von Volkswirtschaft. Leider tun das ziemlich viele, oder fast alle.
Wenn nun alle Ihr Erspartes irgendwann ausgeben, ändert das nichts an der Leistungsfähigkeit. Man kann es am ehesten mit unserem Stromnetz vergleichen: Die Leistung muss dann erbracht werden, wenn diese abgerufen wird. Man kann sie nicht speichern (neuere techniche Möglichkeiten hier mal ausgeblendet).
Das viele Geld ist kein Wert an sich. Geld ist KEIN schlichtes Tauschmittel. Die dümmliche Annahme, wir könnten alle miteinander gleichzeitig für die Zukunft etwas zurücklegen ist falsch. Es gibt einen Unterschied, ob einer etwas tut (einzelwirtschaftliche Betrachtungsweise) oder alle etwas tun (Volkswirtschaftliche Betrachtungsweise). Die beiden Dinge sind strikt zu trennen.
Deswegen sind auch Schulden eines Einzelnen und die des Staates nicht zu vergleichen (schon allein deswegen, da denklogisch allen Schulden auch Guthaben entgegen stehen müssen). Die notorische Angst vor Staatsschulden ist begründet auf Unkenntnis.
Natürlich kann man Fragen, warum uns die Wirtschaftsweisen etwas anderes erzählen. Vielleicht Ignoranz/Überheblichkeit, die eigenen offensichtlichen Fehler einzugestehen. (Konsequenterweise müssten dann auch sämtliche Titel zurückgegeben und ganze Lehrstühle geschlossen werden.)
Tatsächlich gibt es auch Interessen einzelner, uns etwa zu erzählen, der Staat hätte kein Geld.
Der Staat hat immer Geld. Er muss es nur erzeugen. Dadurch entsteht noch keine Inflation. Richtig wäre es, dass der Staat soviel davon ausgiebt, dass die Wirtschaft optimal ausgelastet ist. Und dass er es für das richtige ausgiebt natürlich.
Wenn man aber der Mär glaubt, dann muss natürlich 'privates' Geld einspringen, um all die Dinge zu finanzieren, wofür der Staat kein Geld hat. Krankenhäuser betreiben, Straßen bauen etc. Dann verdient auf einmal jemand daran. Das rentiert sich komischerweise sehr gut.
Nur deshalb hat man in den 70ern auf einmal eine andere VWL 'erfunden' und Keynes durch Friedman ersetzt. Das Ergebnis kann man in den USA und wir merken es auch: Relativ nachlassende Wirtschaftskraft und riesige Ungleichheiten.
Der Kuchen wird kleiner, und wenige wollen trotzdem ein noch größeres Stück. Das kann nicht ewig so weitergehen.
Richtig wäre es, die Ära des Golden Age of Capitalism wieder aufleben zu lassen, etwa Reaktivierung des Bretton-Woods-Abkommen, stärkere Regulierung der Finanzwirtschaft und zentrale Dienstleistungen (Gesundheitswesen) verstaatlichen.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (06.01.2022 16:53).