Der Warenkorb, ein mystisches, statistisches Wesen, der nicht offen diskutiert werden darf. Einige Merkwürdigkeiten kamen dann doch in der Vergangenheit zu Tage:
- Es gibt nur einen. Obwohl jeder weiß, das Millionen Haushalte ihr monatliches Einkommen zu 100% für Miete, Lebensmittel und sonstigen Alltagsbedarf ausgeben müssen - während andere Haushalte dafür noch nicht mal 50% und weniger ausgeben, wie kommt man da auf die Idee, das eine gemittelte Zahl da zu einer realistischen Preisteuerungsrate führt.
Österreichs Bundesamt für Statistik arbeitete bis zur Einführung des Euro mit 7 Warenkörben, die dann Anteilig in die Gesamtinflationsrate einflossen. Und das findet auch heute in 2 Varianten statt:
"In Österreich werden zwei Verbraucherpreisindizes berechnet, der nationale
Verbraucherpreisindex (VPI) und der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI). Letzterer wird seit 1997 in jedem Land der EU nach einer einheitlichen Methodik erhoben und dient als Vergleichsmaßstab zu den anderen EU-Mitgliedsstaaten sowie als zentraler Preisindikator für die Geldpolitik des Eurosystems. Der VPI hingegen findet vor allem als nationaler Inflationsmaßstab Verwendung, etwa als Basis für Gehaltsverhandlungen und Wertsicherungsklauseln in Verträgen."
Kleine, aber deutliche Unterschiede zeigen schon allein diese 2 Inflationraten, z.B. hierbei:
"Der HVPI erfasst im Gegensatz zum VPI eigentümergenütztes Wohnen nicht. Der VPI hingegen nimmt unterstellte Mietzahlungen für Eigentumswohnungen an (Ausgaben für
Eigentumswohnungen: VPI 0,3 %). Ebenso wenig werden im HVPI investitionsähnliche
Ausgaben für die Errichtung sowie den Aus- und Umbau von Eigenheimen berücksichtigt. Erfasst werden allerdings Instandhaltung und Reparatur der Wohnung (VPI: 6,4 %, HVPI: 2,5 %).
– Weitere nicht im HVPI berücksichtigte Güter und Dienstleistungen sind steuerähnliche Gebühren (motorbezogene Versicherungssteuer) und das Glücksspiel.
– Versicherungen werden im HVPI nach dem Bruttokonzept, also der Summe der
Versicherungsprämien, berücksichtigt. Im VPI werden die Leistungen der Versicherungen an die Haushalte in Abzug gebracht (Nettokonzept), sodass der Anteil der Versicherungsausgaben geringer ist."
file:///tmp/Schwerpunktthema_Q2-17.pdf (Achtung: PDF)
https://www.oenb.at › Schwerpunktthema_Q2-17
PDF
In Deutschland werden
- Elektronik-Artikel, wie Flatscreens nicht unerheblich mit eingerechnet, weil ja jeder alle paar Wochen nen neuen Flatscreen kauft ... und als ob das nicht schon Verzerrung genug wäre, wird eine qualitative Verbesserung bestimmter Waren noch als Minus in die Inflationsrate rein gerechnet. Also ein TV mit nur 20 Kanälen wird mit einem neuen TV mit 100 Kanälen verglichen, und obwohl beide das gleiche kosten, wird der "Mehrwert" jetzt 5x soviele Kanäle speichern zu können, als Mehrwert und als Abzug in der Inflationsrate kritzebitze eingerechnet ...
- Miete - wird so ca. mit 30% veranschlagt, jeder H4ler hat fast immer 50% und mehr. Selbst viele Arbeitnehmer, die ja laut statistischem Bundesamt mit mehr als 1.800 Euro netto schon zur "ökonomischen Oberklasse" gehören, landen bei Miete heute in Großstädten auch oft bei 50% Miete. Für wen gelten die 30%, für Zehlendörfer?
usw.
Also kann man locker davon ausgehen, das die offizielle Teuerungsrate von 4,1% bei der Oberklasse der Einkommen womöglich nur bei 3,5% liegt, aber bei der Unterklasse der Einkommen sogar locker die 10% erreicht.
Aber das ist ja nur ein weiterer, der immer öfter genutzten und notwendig erscheinenden Statistik-Tricks, die nicht die Absicht haben, die Realität fassbar und vergleichbar zu machen, sondern schön rechnen.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (04.10.2021 11:11).