A) höherer Leitzins = mehr Sparen, weniger Kreditaufnahme
Das klingt doch logisch einleuchtend, ist aber nicht wahr.
1. Das bisschen mehr Zinsen auf dem Sparbuch oder dem Girokonto veranlasst die Leute nicht zu mehr Sparen, weil die Realzinsen massiv negativ sind.
2. Der Leitzins ist für die Kreditzinsen der Banken irrelevant, da sie wegen der Anleiheankäufe der EZB in Zentralbankgeld schwimmen. Die müssen sich kein Geld zum Leitzins von der Zentralbank leihen. Stattdessen gehen sie, wenn es die Konkurrenzsituation zulässt, nach einer einfachen Formel vor: Nominalzins = Realzins plus erwartete Inflation.
FAZIT: Die Ankündigung der EZB, die Leitzinsen weiter zu erhöhen, ist eine Showveranstaltung. Sie will damit sagen: Wir haben das Problem erkannt und können und werden dagegen etwas tun. Das gehört in die Rubrik "Hoffnung auf eine selbsterfüllende Prophezeiung" ;-)
B) Ob eine Volkswirtschaft in eine Rezession fällt wird in der EU daran gemessen, ob das BIP in zwei Quartalen in Folge fällt. Die BIP-Berechnung ist aber zu ungenau und wird von der Systematik her immer höher als tatsächlich ausgewiesen.
Wenn man stattdessen die Neuanträge auf ALG I als Konjunkturindikator nimmt, dann befindet sich Deutschland seit dem 1. Halbjahr 2019 in einem wirtschaftlichen Abschwung. Das wurde zeitweise nur durch die massiven Hilfsprogramme der Regierung mit Hilfe von Kreditaufnahmen überdeckt.
FAZIT: Man sollte wissen was uns blüht, wenn unser Finanzminister seinen Spruch "Müssen die Ausgaben den Einnahmen anpassen" ernst nimmt.