steinbeiss schrieb am 14. Oktober 2015 07:18
> "Zwischen einer Wall-Street-Bankerin und einer puertoricanischen
> Putzfrau ist das Trennende wahrscheinlich wichtiger als das
> Gemeinsame, dass sie beide Frauen sind."
>
> Im Bett kann die Wall-Street-Bankerin total spießig und verklemmt
> sein, die Putzfrau hingegen räumt mal richtig auf mit weiblichen
> Verklemmungen.
> Kann aber auch sein, dass die eine lesbisch ist und die andere hetero
> oder bi oder irgendwas.
> Heute gibt es keine festen Begriffsinhalte mehr - das hat der Autor
> ja auch festgestellt: Wie Frau gerade Frau drauf hat, lässt sich am
> Wetter, am hormonalen Spiegel und der jeweiligen gesellschaftlichen
> Situation (Stau, Zoff, Shopping usw.) etc. festmachen, ist also Teil
> dynamischer Systeme.
> Kurz: das vermeintlich Gemeinsame ist ebenso trennend wie das
> vermeintlich Trennende und umgekehrt.
> Nur selbsternannte Frauenversteher, Machos und der heilige Vater
> können Frauen so eine Art mythisches (religiöses?) Frau-Sein
> unterstellen. Wahrscheinlich alle viel zu früh von der Mutterbrust
> genommen und die damit verbundenen Traumata zu derartigen Fiktionen
> verarbeitet.
> Warum der Autor stinknormale Kenntnisnahme von wissenschaftlichen
> Erkenntnissen sogleich als Wissenschaftsgläubigkeit abtut, hat wohl
> mit seinen eigenen Kenntnisdefiziten zu tun (wer sich zeitlebens in
> "geisteswissenschaftlichen" Sphären aller Art umtut, entdeckt
> irgendwann, dass er beachtliche Realitätsdefizite hat und muss damit
> seinen Frieden schließen, z. B. auf die verächtliche Tour.
> Da ist der Autor sicher seinem "hyperkritischen" Milieu sehr nahe:
> eine Versammlung diskursiver Nabelschauer, die eigentlich schon
> längst recht unnütz vor sich hin-existieren und denen die eigene
> Nutzlosigkeit ab und an aufstößt wie saures Bier - und dann passieren
> auch mal solche "Theorien" unüberbietbarer Überflüssigkeit.
>
Zu dieser verächtlichen Tour einige Zeilen über "nützliche"
Zeitgenossen und projizierte Realitätsdefizite:
„Jetzt aber herrscht das Bedürfniß, und beugt die gesunkene
Menschheit unter sein tyrannisches Joch. Der Nutzen ist das große
Idol der Zeit, dem alle Kräfte frohnen und alle Talente huldigen
sollen. Auf dieser groben Waage hat das geistige Verdienst der Kunst
kein Gewicht, und, aller Aufmunterung beraubt, verschwindet sie von
dem lermenden Markt des Jahrhunderts.“
F. Schiller, Briefe über die ästhetische Erziehung des Menschen, 1795
Verzichte also nur einen Tag auf "unnütze" Kunst und berichte, wie
schön und bunt das Leben ist, wenn Farbe, Form und Klang fehlen.
> "Zwischen einer Wall-Street-Bankerin und einer puertoricanischen
> Putzfrau ist das Trennende wahrscheinlich wichtiger als das
> Gemeinsame, dass sie beide Frauen sind."
>
> Im Bett kann die Wall-Street-Bankerin total spießig und verklemmt
> sein, die Putzfrau hingegen räumt mal richtig auf mit weiblichen
> Verklemmungen.
> Kann aber auch sein, dass die eine lesbisch ist und die andere hetero
> oder bi oder irgendwas.
> Heute gibt es keine festen Begriffsinhalte mehr - das hat der Autor
> ja auch festgestellt: Wie Frau gerade Frau drauf hat, lässt sich am
> Wetter, am hormonalen Spiegel und der jeweiligen gesellschaftlichen
> Situation (Stau, Zoff, Shopping usw.) etc. festmachen, ist also Teil
> dynamischer Systeme.
> Kurz: das vermeintlich Gemeinsame ist ebenso trennend wie das
> vermeintlich Trennende und umgekehrt.
> Nur selbsternannte Frauenversteher, Machos und der heilige Vater
> können Frauen so eine Art mythisches (religiöses?) Frau-Sein
> unterstellen. Wahrscheinlich alle viel zu früh von der Mutterbrust
> genommen und die damit verbundenen Traumata zu derartigen Fiktionen
> verarbeitet.
> Warum der Autor stinknormale Kenntnisnahme von wissenschaftlichen
> Erkenntnissen sogleich als Wissenschaftsgläubigkeit abtut, hat wohl
> mit seinen eigenen Kenntnisdefiziten zu tun (wer sich zeitlebens in
> "geisteswissenschaftlichen" Sphären aller Art umtut, entdeckt
> irgendwann, dass er beachtliche Realitätsdefizite hat und muss damit
> seinen Frieden schließen, z. B. auf die verächtliche Tour.
> Da ist der Autor sicher seinem "hyperkritischen" Milieu sehr nahe:
> eine Versammlung diskursiver Nabelschauer, die eigentlich schon
> längst recht unnütz vor sich hin-existieren und denen die eigene
> Nutzlosigkeit ab und an aufstößt wie saures Bier - und dann passieren
> auch mal solche "Theorien" unüberbietbarer Überflüssigkeit.
>
Zu dieser verächtlichen Tour einige Zeilen über "nützliche"
Zeitgenossen und projizierte Realitätsdefizite:
„Jetzt aber herrscht das Bedürfniß, und beugt die gesunkene
Menschheit unter sein tyrannisches Joch. Der Nutzen ist das große
Idol der Zeit, dem alle Kräfte frohnen und alle Talente huldigen
sollen. Auf dieser groben Waage hat das geistige Verdienst der Kunst
kein Gewicht, und, aller Aufmunterung beraubt, verschwindet sie von
dem lermenden Markt des Jahrhunderts.“
F. Schiller, Briefe über die ästhetische Erziehung des Menschen, 1795
Verzichte also nur einen Tag auf "unnütze" Kunst und berichte, wie
schön und bunt das Leben ist, wenn Farbe, Form und Klang fehlen.