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  • steinbeiss

mehr als 1000 Beiträge seit 21.04.2012

Re: Im Bett ist alles anders

derJ schrieb am 14. Oktober 2015 09:27

> Zu dieser verächtlichen Tour einige Zeilen über "nützliche"
> Zeitgenossen und projizierte Realitätsdefizite:

> „Jetzt aber herrscht das Bedürfniß, und beugt die gesunkene
> Menschheit unter sein tyrannisches Joch. Der Nutzen ist das große
> Idol der Zeit, dem alle Kräfte frohnen und alle Talente huldigen
> sollen. Auf dieser groben Waage hat das geistige Verdienst der Kunst
> kein Gewicht, und, aller Aufmunterung beraubt, verschwindet sie von
> dem lermenden Markt des Jahrhunderts.“
> F. Schiller, Briefe über die ästhetische Erziehung des Menschen, 1795

> Verzichte also nur einen Tag auf "unnütze" Kunst und berichte, wie
> schön und bunt das Leben ist, wenn Farbe, Form und Klang fehlen.

Ich glaube, wir reden jetzt über die jeweiligen Epigonen und
Marktschreier authentischer Wissenschaftlichkeit und authentischer
Philosophie/Kunst. Vom unsterblichen Pärchen "Bouvard et Pécuchet"
(G. Flaubert) und vom ästhetisierenden, kompilierenden,
kollektionierenden und plagiierenden "Bücherwurm" (um es bildlich mit
Spitzweg zu sagen) in irgendeinem modernen "Kulturbetrieb".
Das sind alles Leute, die es geben muss und die auch eine Rezeptions-
und Transmissions-Aufgabe haben, aber sie sind nicht selbst kreativ,
wirklich schöpferisch.
Darunter sind Leute, die auch einen guten, ehrenwerten Job machen,
ganz ohne Zweifel. ABER man sollte sich selbst schon realistisch
einschätzen. Und dieser Beitrag von Thomas Edlinger ist wieder einer
aus der Kategorie "Überheblichkeit" und  "Selbstüberschätzung"
unserer geistigen Schickeria (pisser plus haut que son cul - sagen
die Franzosen sehr drastisch). Die hätte auch ein Schiller nicht
akzeptiert, denn damals gab es wohl noch eine Szene (das geneigte
Bildungsbürgertum), die wirklich kreativen Künstlern durchaus von
Herzen Beifall zollte und dem Künstler nicht ins Handwerk pfuschte.


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