Die Fed hebt den Leitzins, damit werden Kredite teurer und weniger gekauft, dafür gibt es Zinsen auf dem Konto und sparen ist attraktiv. Damit ist weniger Geld im Umlauf und der einzelne Dollar damit mehr wert, somit sinkt die Inflation.
Man sollte bedenken, schon 3% mehr beim Hauskredit über 30 Jahre bedeuten, dass die monatliche Rate beim Abzahlen potentiell um hunderte Euros nach oben geht. In den USA mit billigen Häusern ist das machbar, Wohnraum ist eher im Überfluss vorhanden. In Deutschland mit Wohnungsmangel würde das die Mieten und Raten weiter in die Höhe treiben. Zur Erhöhung des Leitzinses bräuchte es auch ein Programm das Angebot von Wohnraum drastisch zu erhöhen. Das geht natürlich konträr zu 30 Jahren Wohlstandswahrungspolitik für die oberen Klassen denen die Immobilien gehören.
Der andere Grund warum die Erhöhung der Leitzinsen in USA funktioniert ist die Binnen-Nachfrage. Wenn die Leute mehr Abbezahlen müssen und mehr sparen wird genau die letztlich abgewürgt. Da wäre das Stichwort dann Exportweltmeister-Deutschland. Wir haben schon eine abgewürgte Binnennachfrage, das wird schwer die noch weiter abzuwürgen. Bis 2030 gehen 5 Millionen Leute in Rente und haben dann weniger Geld zum Ausgeben, das würgt von ganz alleine ab. Gleichzeitig ist die Generation zwischen 20 und 39 eher dünn bestückt, so viel Konsum wie man wollte könnte man da gar nicht abwürgen. Wir haben da ein Riesenproblem in Sachen Altersarmut wegen Inflation, aber gleichzeitig Altersarmut wegen immer teurer werdenden Wohnraum und Pflegekosten. Zumindest wenn man sich nur auf den Leitzins verlässt.
Die andere Zahl aus dem Giftschrank ist die der Erwerbstätigen. vor 30 Jahren waren das 68% der Leute im Alter zwischen 15 und 65, Frauen hatten eine Quote von 57%, Männer eine Quote von 78,4%. Immer bedenken, Schüler, Studenten, Hausfrauen, Erwerbsunfähige, Frührentner und Arbeitslose sind die anderen 32,2%. Das sind nicht nur 32,2% Kostenstelle, sondern auch kommendes Kapital und verdient ausgeschiedene. Besonders die Hausfrauenschicht war ein Symbol von Wohlstand, aber auch Garant, dass eine neue Generation nachkommt. Im Jahr 2021 waren wir bei 75,8% Erwerbstätigenquote zwischen 15 und 65 aber die absolute Anzahl der Leute ist viel geringer. Beschäftigungsquote bei Frauen ist 72,1% und Männer 79,4%. Viel optimieren kann man da nicht und knallhart gesagt sind weniger Hausfrauen weniger Wohlstand und weniger kommende Generation. Mit einem Wort, weniger Konsum. Was will man da mit Leitzinsen noch abwürgen, was die Demographie und Arbeitsrealität in Deutschland nicht schon abgewürgt hat.
Der Ruf von Vereinbarkeit von Karriere und Kind bei Frauen kommt ja nicht von ungefähr. Das ist ja schon der Hilferuf nachdem man eingesehen hat, dass Kinder kriegen und Hausfrau geben nicht mehr hinhaut vom Geld her. Der Generation will man die günstigen Kredite abdrehen und zum Sparen zwingen, damit die Nachfrage abgewürgt wird? Wollen wir dann eine soziale Schicht wie in den USA bilden in der jeder zwei Jobs hat und trotzdem keine Rücklagen?
Daher sage ich, dass es nicht so einfach ist die Leitzinsen zu erhöhen wie die USA es machen. Ja, wir könnten die Leitzinsen erhöhen aber es muss gleichzeitig auf anderen Ebenen was passieren. Wohnungsbau muss angeschoben werden, Kinderbetreuung muss komplett anders laufen, Altersarmut wirft seine Schatten auf jede Wahl. Fehlendes Öl aus Russland ist nicht die Ursache, es hat lediglich die Symptome an die Oberfläche gespült. Die Ukraine unter den Bus zu werfen und Öl von Russland zu kaufen rückt diese Symptome nicht gerade. Eine Erhöhung der Leitzinsen rückt die Symptome nicht gerade. Deutschland wird sich bis 2030 erheblich überdenken und reformieren müssen. Nicht nur in Fragen wo das Öl herkommt und welcher von drei Gefreiten aus dem Jahrgang 2008 für 100 Milliarden ausgestattet wird.