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  • gebitetu

24 Beiträge seit 13.08.2014

Zusammenhang Inflation und Zinsen

Man möge sich folgendes bildlich vorstellen:
Die EZB sei ein Schüler, der zur Taschengeldaufbesserung mit nachbars Hund (Wirtschaft) spazieren gehen soll. Auftrag sei, dass der Hund möglichst viel, aber nicht zu viel laufen (Wachstum) soll. Nun kann der Schüler dem Hund viel Leine geben. Ob dieser dann tatsächlich läuft, darauf hat er keinen Einfluss. Andererseits kann der Schüler, sollte der Hund tatsächlich laufen, mittels Leine dessen Bewegungsdrang einschränken.

Man dachte seit der Finanzkrise, dass man durch viel Geld die Wirtschaft ankurbeln sowie die zu niedrige Inflation erhöhen könnte. Tatsächlich war die Inflation in den westlichen Industrieländern, v.a. der EU, teils unter 0 bei gleichzeitig erheblich gestiegener Geldmenge und teils negativen Zinsen.
Man möchte meinen, dass der Zusammenhang Zinsen/Geldmenge und Inflation, so wie es in Schule/Uni gelehrt wurde und wird, evident widerlegt sei.

Das Wachstum hätte etwa mittels expansiver Ausgaben/Investitionen durch den Staat angeschoben werden müssen, da Privathaushalte und Unternehmen als Schulder/Investoren ausfielen. (Alle Sektoren können nicht sparen, da zwingend ein anderer Sektor Schulden machen musss, wenn die anderen sparen). Um in obigen Bild zu bleiben, muss das Herrchen des Hundes diesem ordentlich Fressen und Schlaf ermöglichen, wenn dieser will, dass der Hund rennt. Dies hat v.a. Herr Schäuble (Stichwort Austeritätspolitik) erfolgreich nicht gemacht. Die Schuld, dass der Hund nicht rennt, hat er (Herrchen) dann dem Schüler (EZB) gegeben.

Im übrigen sind Staatsschulden (in eigener Währung) bei weitem weniger problematisch als allgemein angenommen. Da mit Staatsschulden zwingend auch die entsprechenden Forderungen an die nächste Generation vererbt werden und die Summe beider immer 0 ergibt, ist es mit dem angeblichen Leben auf Kosten der Kinder nicht weit her. Was wir unseren Kindern allerdings vererben können ist etwa eine kaputte Infrastrukur. Das könnte man aber mittels Investititionen beheben.

Wie der Autor selbst schreibt, ist es etwa der Unterschied der beiden Währungen € und $ (Zins-Spread) und damit etwa verbundene Unterschiede beim Einkauf von Außen, der Einfluss auf die Inflation haben kann. Nachgewiesenermaßen ist Inflationstreiber Nr. 1 in Europa die Energie. Und hier kauft die EU v.a. teuerstes Fracking-Gas aus den USA. Darauf hat die EZB keinen Einfluss. Andererseits treibt die US-Notenbank Fed die EZB tatsächlich vor sich her, der $ steigt. (Dieses Problem haben neben der EZB vor allem Schwellenländer, und besonders diejenigen, die sich in US-$ verschuldet haben, in viel höherem Maße und treibt diese quasi in den Ruin. (Staats-)Schulden in Fremdwährung sind - im Gegensatzu zu oben - sehr wohl ein Problem. Beispiel Argentinien.)
Gleichwohl haben die Zinsen nur über den Wechselkurs - und hier nur einen vergleichsweise geringen - Einfluss auf die Energiepreise. Was die EZB aber tun kann, ist die Wirtschaft abzuwürgen. Um bei der bildlichen Darstellung zu bleiben: Der Schüler kann den Hund im wahrsten Sinne des Wortes an die kurze Leine nehmen.

Der Autor verkennt, dass Zentralbanken lediglich indirekten Einfluss auf die Inflation nehmen können.

Die EZB hat es derzeit tatsächlich nicht leicht. Daher wäre es um so wichtiger, dort und in den Regierungen kompetentes Personal zu haben. Wir haben Habeck.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (13.11.2022 22:55).

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