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  • Species 8472

mehr als 1000 Beiträge seit 11.10.2013

Terror hat keine (geo)strategischen Ziele...

... schon gar nicht "Hegemonie in fremden Ländern". Das ist ein Primat des Westens, der stets auf der Suche nach "Absatzmärkten" und - notwendigerweise - "billigen Rohstoffen" ist.

Zu beiden Theorien fehlen die unabhängigen rechtsstaatlichen Beweise .

Na, na, na. Mittlerweile dürfte es unbestritten sein, dass al-Quaida eine von den USA zusammengesammelte und ausgerüstete Truppe war/ist. Und auch der IS kämpft mit so vielen US-amerikanischen Waffen und Fahrzeugen, dass die Beweise in jeder Fernsehübertragung zu sehen sind. Jedenfalls, wenn man annimmt, dass all die Waffen und Fahrzeuge keine Kopie-Produkte aus China sind...

nachdem in ungewissen Fällen das "cui bono" eine gute Entscheidungshilfe ist , stellt sich die Frage , was Islamisten damit bezwecken

Das ist ziemlich einfach zu beantworten: Die Hardcore-Islamisten verfolgen keine geostrategischen Hegemonial-Ziele. Sie sind vielmehr auf "ihre Region" beschränkt und würden, wenn man sie ließe, auch sehr gern dort bleiben.

Beobachten kannst du das an den afghanischen Taliban, die sich schlicht Zeit lassen und abwarten, bis der Westen Afghanistan auch militärisch "verlässt", verfolgen. Die Zwischenzeit verbringen sie schon mal damit, sich die wirtschaftliche Macht zurückzuholen und ein paar erste testweise Vorstöße auf die Ballungsgebiete zu machen.

Guckst du hier: http://goo.gl/fXw3eB

Sie haben gar kein Interesse daran, nach Europa "auszuwandern" oder Europa zu "unterwandern". Sie bleiben einfach in Afghanistan. Und sie warten.

Das sind typische Muster, denn obwohl sie keine geostrategischen Hegemonial-Ziele haben, so haben sie doch Ziele: Sie wollen Macht. Und sie wollen sie von jenen, die sie derzeit haben. Allerdings nicht "irgendwo auf der Welt", sondern ZU HAUSE. Dort, wo sie leben. Dort, wo sie sie kontrollieren können. Dort, wo sie sie nutzen können.

Was hilft es Muslimen , wenn die Regime in westlichen Ländern Freiheitsrechte radikal einschränken und diese Knechtung der Gesellschaft von den Machthabern dem "Islam" in die Schuhe geschoben wird ?

Der zentrale Zweck von Terror ist NICHT "Mord", sondern Angst. Nicht mehr. Nicht weniger.

Wenn du also Angst vor einem Terroranschlag hast, dann ist das Ziel des Terrors erreicht. Wenn du dazu noch Angst vor einem Anschlag durch den IS und damit Angst vor dem IS hast, dann ist alles erreicht, was man durch Terror-Anschläge erreichen kann.

Dem IS (und jeder anderen Terror-Organisation) ist dabei egal, ob du Angst hast, weil sie ein, zwei Leute auf einer Abkürzung zu Allah schicken mussten, oder ob du Angst hast, weil deine eigene Regierung sehr viel effektiver Angst verbreitet, als ein (nicht erfolgter) Terror-Anschlag. Entscheidend ist einzig das Ziel.

Und was genau ist das Ziel? Hier in Europa? Doch Hegemonie? Mitnichten! Es geht darum, zwei Dinge zu realisieren:

Erstens sollst du wenigstens ein bisschen des Leids abbekommen, das man selbst erfährt. (Auch Drohnenangriffe, die plötzlich und unerwartet Hochzeitsgesellschaften explosiv auflösen, sind Terror-Anschläge. Ganz egal, für wie "gerechtfertigt" du die Jagd und ihre "Kollateralschäden" aus deiner eigenen Perspektive hältst.) Das stabilisiert die eigene Macht im eigenen Gebiet, weil man so Propaganda machen kann: "Seht her, wir wissen um euer Leid. Wir kennen es. Und wir tun, was wir können, um euch zu helfen."

Und zweitens will, kann und wird man deiner Regierung immer wieder zeigen, dass die Entfernung ihrer Einmischung in einem "fernen Land, weit hinter dem Horizont", oder, wie bei den USA, "auf der anderen Seite des Globus", sie nicht schützt. Und man erhofft sich dadurch schlicht "weniger/keine Einmischung" bei der Durchsetzung der eigenen Machtansprüche.

aber nachdem in ungewissen Fällen das "cui bono" eine gute Entscheidungshilfe ist

Richtig.

Zunächst einmal solltest du dir die Rüstungsausgaben des Westens nach dem Zerfall des Ostblocks anschauen. http://goo.gl/xbrJRN (Ich habe auf die Schnelle nur "ab 2000" gefunden, aber wenn du ein bisschen suchst, findest du die - interessanteren - Zahlen "ab 1989". Doch auch diese Zahlen zeigen die Tendenz bereits sehr deutlich.)

Und dann solltest du ein paar Schritte in den Schuhen der Militärs und (konservativen) Politiker laufen, und dir überlegen, wie du das deinem Volk verkaufen kannst: Seit dem Zusammenbruch des Ostblocks gibt es keinen "medienwirksamen Gegner" mehr, gegen den man aufrüsten muss. Trotzdem wollen die Rüstungskonzerne, die immerhin zwischen 5 und 7% des US-BIP leisten, ihre Umsätze realisieren. Nicht zuletzt, weil "Krieg" der einzig berechenbare und beliebig reproduzierbare "Absatzmarkt" und deshalb auch für die Politik entscheidend ist.

Wenn du dann noch das Wachstum der Auslandsstützpunkte der USA in aller Welt betrachtest, wird dein Blick noch schärfer: Überall, wo die USA Krieg führen, gibt es anschließend mindestens einen Stützpunkt mit einigen Tausend Soldaten. Der muss unterhalten, bestückt und ausgerüstet werden. Und er lässt sich nicht "mal eben kurzfristig abrüsten", was gleichbedeutend mit "Kontrolle + sicherer Markt" ist.

... Es gibt noch eine ganze Reihe weiterer Punkte, aber diese hier zeigen dir schon mal eine "westliche Linie".

Und die Terroristen? Was haben die davon? Auch das ist einfach: Um Macht zu bekommen, brauchen sie destabilisierte Machtstrukturen. Gegen solide Strukturen könnten sie nichts ausrichten. Aber in (Bürger-)Kriegsgebieten haben sie gute Chancen, einen "leichten" Wechsel herbeizuführen und sich zu etablieren. Sie WOLLEN also, dass der Westen ihnen dabei hilft. Und der ist bereit dazu. Nicht willentlich. Aber aus Dummheit und Ignoranz. Denn er gibt zumindest vor, die Terroristen "vernichten" zu wollen

Doch dank dezentraler Strukturen kann man sie nicht "vernichtend schlagen". Das sollte man eigentlich schon vor Jahrhunderten gelernt haben. Aber man WILL es gar nicht "lernen". (Der Grund? Siehe oben!) Und man KANN es gar nicht lernen, denn "Konservativismus" bedeutet "Nicht denken! Niemals!". (Das ist nicht meine Idee, sondern entstammt der Definition für "Konservativismus", wie du sie überall nachlesen kannst.)

Damit hast du deine Gründe. Und die Antwort auf "Cui bono?" hast du auch gleich. Nicht vollständig (Darüber werden ganze Bücher geschrieben.) Aber auf ein paar willkürlich ausgewählte Punkte, die dir in die Spur helfen können, reduziert...

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