Als es um die real zigtausendfach jährlich in Deutschland stattfindende Genitalverstümmelung von Jungen ging.
„Die neue Sprache des Antisemitismus ist die Sprache der Menschenrechte“, sagte Goldschmidt und zitierte damit den Londoner Großrabbiner Jonathan Sachs...
Sachs hatte in einem Kommentar in der „Jerusalem Post" am 5. Juli das Kölner Beschneidungsurteil als „neue Form der Ritualmordlegende“ (engl. blood libel) für das 21. Jahrhundert bezeichnet.
Sind Menschenrechte wie das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit etwas schlechtes?
https://religion.orf.at/v3/stories/2541150/
In Deutschland hat sich zuletzt die Giordano-Bruno-Stiftung für ein Verbot religiöser Beschneidungen bei Minderjährigen ins Zeug gelegt. So wird in fast schon absurd wirkender Art versucht, politisch korrekt aufzutreten, wenn in Anlehnung an feministische Kampagnen der Slogan „Mein Körper gehört mir“ verwendet wird...
Ritualmordlegende
Schon im Mittelalter hat die kollektiv eingebildete Schändung von Kindern für den Antisemitismus eine Rolle gespielt.
https://web.archive.org/web/20131118174621/http://www.linksnet.de/de/artikel/29822
Innerhalb kürzester Zeit sind jetzt zwei antisemitische Schmutzwellen über das Land hinweggerauscht. .... im Sommer folgte die sogenannte Beschneidungsdebatte, in der Juden und Muslime beschuldigt wurden, sie seien so etwas wie Kinderschänder, die archaische Blutrituale praktizieren.
https://www.juedische-allgemeine.de/kultur/ritus-und-ressentiment/
Uni Bielefeldt:
Michelle (Expertin) weist auf die fehlende Selbstverständlichkeit jüdischer religiöser Praxis bzw. auf die Renaissance klassischer
mittelalterlicher Vorurteile und somit auf die Kontinuität geschichtlich tief verankerter Feind-
bilder über „die Juden“ im Zusammenhang mit der Beschneidungsdebatte hin:
„[...] Wir haben [es] auch bei X-[jüdische Organisation] bemerkt an die Beschneidungsdebatte [...] ein HEFTIGE (Pause) Ausbruch von wirklich klassische antisemitische Stereotypen von Juden als angebliche Kindermörder.
https://web.archive.org/web/20181027143010/https://uni-bielefeld.de/ikg/daten/JuPe_Bericht_April2017.pdf
Doron Rabinovici in der SZ:
Die Kritik an der rituellen Beschneidung von Knaben gehört aber auch zum Repertoire des Ressentiments. Sie diente jahrhundertelang zur Legitimierung der Hetze gegen Andersgläubige. Dem Juden wurde angelastet, verstockt zu sein und an seinen ehernen Geboten festzuhalten. Die Vorstellung, er richte sich gegen die Kleinsten, ist ein altes Topos, das sich nicht nur in der Mär vom Ritualmord an christlichen Buben und Mädchen widerspiegelt
https://www.sueddeutsche.de/kultur/kritik-an-ritueller-beschneidung-im-hintergrund-schwelen-kastrationsaengste-1.1408075
"richte sich gegen die Kleinsten" - äh - gegen wen denn sonst? Wenn Erwachsene sich selbstbestimmt genitalreduzieren lassen - hat doch niemand was dagegen!
usw, usw...
Ein gemeinsames Moment des antisemitischen wie des islamophoben Diskurses ist die Praxis, zum Beweis für die Verwerflichkeit des jeweils Anderen dessen Schriften und Lehren in Auszügen heranzuziehen.
Man kann doch nicht darüber hinwegsehen, dass manche religiösen Menschen eisern und buchstabengetreu an diesen uralten Schriften und Regeln meinen festhalten zu müssen.
Z.B., dass die Genitalverstümmelung von Jungen auch sogar noch ohne Betäubung stattzufinden habe, siehe Paul Spiegel:
..[das Baby] erhält nicht einmal eine örtliche Narkose, denn den Bund mit Gott muss man sozusagen bei vollem Bewusstsein vollziehen. Natürlich schreit das Baby, natürlich tut ihm der Eingriff weh.“
"Natürlich" ist da absolut nichts dran. Es ist von keiner Tierart bekannt, dass sie ihrem Nachwuchs Teile der Genitalien abtrennt.
Natürlich, evolutionär so vorgesehen ist, dass Menschen (Männer wie Frauen) eine Vorhaut haben.
Oder, dass das anfallende Blut am Penis des Babys unbedingt mit nichts anderem als dem Mund des "Beschneiders" abgesaugt werden darf, obwohl das jeder medizinischen Hygiene spottet und hochgefährlich (für Erwachsene harmlose Herpes-Viren) ist.
Es sind bereits -zig kleine Jungen gestorben, andere wurden zu Pflegefällen - aber es wird weiter gemacht.
Muss sein, geht nicht anders!
PS:
...etwa wenn dem Judentum "Unvereinbarkeit mit der Moderne" vorgeworfen wurde, was an Riten wie dem Schächten festzumachen wäre.
"Riten wie dem" - die Genitalverstümmelung von Jungen haben die Autoren vorsichtshalber unter den Tisch fallen lassen. (Bloß keine neue Beschneidungsdebatte!)
Und die ist in der Tat unvereinbar mit einer modernen Auffassung von Kinderrechten und dem Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit. Und sie ist geschlechtlich diskriminierend.
Allerdings sind längst nicht alle männlichen Juden in Deutschland vorhautlos. Und längst nicht alle Söhne jüdischer Eltern werden "beschnitten" - obwohl eine Lobby uns das weismachen will.
Und es gibt zahlreiche jüdische Kritiker dieser Praxis:
Die betäubungslose Schlachtung von Wirbeltieren, ein Verstoß gegen den Tierschutz, der Verfassungsrang hat ist bereits in einigen Regionen der EU verboten (was der EUG bestätigt hat).
Es wird höchste Zeit, dass auch kleinen Jungen das Recht auf körperliche Unversehrtheit zugesichert wird. Nicht nur Mädchen und Erwachsenen.
Allerdings ist es einer wirkmächtigen Lobby bislang stets gelungen, jeden Versuch dieser Art (in DK sind 86% für ein Mindestalter von 18 Jahren) abzublocken:
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (30.10.2021 13:40).