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  • -fdik-

mehr als 1000 Beiträge seit 03.06.2003

Der Blinde kritisiert die Sichtweise des Einäugigen

Als Agnostiker steht man ja vor der Arroganz der Atheisten staunend
da. Der gläubige Schröder macht da einen eher niedlichen Eindruck,
wie er, alle naturwissenschaftliche Erkenntnis ausser Acht lassend,
naiv zu verteidigen sucht.

Man spürt, hier unterhalten sich Leute, die sich noch nicht mit einer
vernünftigen Transzendentalphilosophie beschäftigt haben, wie sie
beispielsweise Kant liefert.

Tatsächlich ist es nicht Sache der Naturwissenschaft, den Grund für
das Universum festzustellen. Das kann Naturwissenschaft per se nicht
leisten. Und Dawkings erweist seiner Sache einen Bärendienst, falls
er diese Behauptung wirklich aufstellt.

Die Wahrheit ist, ob es einen Gott gibt, darüber sagt
Naturwissenschaft zumindest solange nichts aus, bis es Evidenz für
einen solchen gibt. Entsprechende Empirie liegt bisher nicht vor.
Somit ist es gute naturwissenschaftliche Gepflogenheit, Ockhams
Rasiermesser folgend anzunehmen, dass es keinen Gott gibt, und diese
Idee in naturwissenschaftlichen Modellen bis auf weiteres nicht zu
verwenden.

Und deshalb müssen vernünftige Naturwissenschaftler in ihrer
Profession allesamt einen agnostischen Standpunkt einnehmen, gleich
ob sie nun aus der Fraktion des kritischen Rationalismus oder aber
der Neopositivisten sind: sie müssen die Frage offen lassen und mit
dem einfacheren Modell weiterarbeiten, das ohne einen solchen Gott
auskommt.

Ob ein Naturwissenschaftler nun privat an einen Gott glaubt, oder
aber ob er von einem atheistischen Standpunkt ausgeht, bleibt eine
reine Glaubensfrage.

Entsprechend überflüssig ist der Streit.

Dawkings ist insofern zu verstehen, dass ihm das Geseiere manch
albernen Religionsvertreters auf die Nerven geht; da sind ja nun
wirklich viele Zeitgenossen dabei, die Unhaltbares munter behaupten,
auch wenn längstens klar ist, dass daraus nichts Sinnvolles mehr
erwachsen kann.

Mit Schröder kann man mitfühlen; er scheint zu rudern, um den von ihm
geliebten Glauben blind um sich schlagend zu verteidigen. Emotional
nachvollziehbar, aber, wie der Autor des Artikels hier richtig
konstatiert, intellektuell eben eine Pleite.
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