... wo eigentlich die Grenzen der Intensivmedizin liegen. In den letzten zwei Jahrzehnten sind sowohl die Notfall- als auch die Intensivmedizin mehr und mehr zu einer Subdisziplin der Geriatrie geworden. Wo früher der Kampf um das Überleben von Polytraumatisierten oder Schwerbrandverletzten maximalen Einsatz von allen Beteiligten forderten, werden heute Totgeweihte am Sterben gehindert. Der Altersdurchschnitt vieler Intensivstationen liegt bei über 80 Jahren. Hier läuft etwas elementar schief - aber nicht nur seitens der Medizin, sondern bei unserer aller Umgang mit Alter und Tod. Mich würde wirklich einmal interessieren, wieviele Menschen eine Patientenverfügung ausgefüllt haben, in denen sie die Grenzen definieren, bis wohin die Therapie bei ihnen getrieben werden soll.
Jeder, der einmal im Rettungsdienst gearbeitet hat, weiß, wie erschüttert Angehörige von moribunden, kachektischen Patienten oft sind, wenn diese plötzlich in einer vital bedrohlichen Lage sind.
Ich bin kein religiöser Mensch, aber irgendwo im religiösen bzw. ethischen Bereich hat sich Gesellschaft irgendwann aufgehört, sich weiter zu entwickeln. Und jetzt plagen die coronakranken Alten unser Gewissen.