"Die Gründe für die Berufsflucht sind vielfältig: zu hohe Arbeitsbelastung durch Personalmangel, unzureichendem Pflegeschlüssel und Zeitdruck. Hinzu kommt die schlechte Vereinbarkeit von Beruf und Familie, weil immer wieder Abforderungen aus "dem Frei" erfolgen."
Ich hab das Gefühl, dass der Herr friedensbewegte Autor mit seiner fetten Rente als Arzt sich gar nicht vorstellen kann, dass ökonomische Bedingungen in Form des Gehalts für andere Leute vielleicht AUCH ein Grund sein könnten in der Entscheidung für oder gegen einen Beruf?
In Deutschland haben in den letzten Jahren über 100.000 Pflegekräfte ihre Stellen verlassen. Insgesamt soll es sogar 300.000 mit der Qualifikation geben, die aber lieber nicht in der Pflege arbeiten wollen.
Wenn wir doch nur im alleinseligmachen Kapitalismus leben würden! Da würde sowas über Angebot und Nachfrage geregelt: Also, ein Mangel an Pflegekräften würde zu einer Lohnsteigerung führen, bis die bereits qualifizierten Arbeitkräfte wieder vor den Krankenhäusern und Altenheimen Schlange stehen, um einen der (dann) begehrten Jobs zu ergattern.
Mit dem Erzkommunisten möchte man dem Autor zurufen:
"It's the economy, stupid!"
Ach ja… und ein "Pflegenotstand" wird in (West-) Deutschland bereits seit den 1980er Jahren beklagt. Einfach mal "guhgeln" …
Nur in einem ist dem Verfasser zuzustimmen bzw. seine vorsichtige Aussage zuzuspitzen:
Die Pflege ist bewusst und mit "Karacho" von den Neoliberalen an die Wand gefahren worden.
Das ist u.a. auch einem Herrn Spahn sehr gut bekannt. Schließlich hat er sich ja bemüht, Abhilfe anzuwerben: auf den Philippinen, in Osteuropa oder Mexiko. Sollen die Leute dort doch verrecken, wenn ihre Pfleger sich lieber in DE eine "goldene Nase" verdienen. Bis die merken, wie sehr sie hier ausgebeutet werden und das 2000 €/Monat - anders als bei ihnen zuhause - nicht zum Leben reichen, hat Spahns Drückerkolonne längst den Nachschub organisiert.
JEDER Pflegebedürftige, der wegen unzureichender Pflege verstirbt (der Artikel weist ja auch darauf hin, dass in überlasteten Pflegestationen MEHR Leute sterben…), ist also im Grunde bewusst und absichtlich ERMORDET worden – und zwar nicht von den Pflegekräften, sondern von den "Sparfüchsen" in den Krankenhäusern, ihren Auftraggebern in den Konzernen und – last but sicherlich not least! – den (un)verantwortlichen Politikern.