... das an sich ist ja bereits ein Symptom, dass sich eine Art neuer Kalter Krieg etabliert hat. Da leidet dann eben auch die gegenseitige Transparenz. Dass sich Putin aber nach Asien orientiert, und unter den Flügel des Drachen kriechen möchte, ist ja jetzt auch keine neue Entwicklung, und wohl eher unbeeinflusst von den Irritationen innerhalb der russischen Führung.
Wobei, so gänzlich unumstritten dürfte auch das nicht sein. Zumindest der ultranationalistische Flügel in Russland dürfte sich mit der neuen Rolle China gegenüber eher schwer tun.
Wie immer man Prigoshins 'Marsch für die Gerechtigkeit' interpretieren möchte, für Putins Standing ist ja in erster Linie seine Reaktion darauf interessant. Hatte er das Geschehen ja zunächst einmal sehr hoch gehängt, er sprach von Verrat und verglich die Situation mit der von 1917, scheint die offizielle Linie inzwischen doch eher dahingehend zu sein, dass man sich auf eine Art Gentlemen's Agreement geeinigt hat.
Prigoshin verliert seine Machtbasis und Geschäfte innerhalb Russlands, darf aber seine lukrativen Auslandsgeschäfte weiter betreiben. Gleichzeitig wird versuchst seinen informellen Einfluss und sein Standing als Held von Bakhmut zu begrenzen.
Ob das eine nennenswerte Auswirkung auf das bislang ja fein austarierte System der Checks und Balances der verschiedenen Träger der realen Macht in Russland, den verschiedenen Geheimdiensten, den putintreuen Oligarchen und der Armee haben wird, ich denke eher nicht. Dazu war Prigoshin dann doch zu weit weg davon.
Es wird aber durchaus spannend sein, was innerhalb der russischen Armee in den nächsten Monaten passieren wird. Shoigu als Statthalter Putins ist kein Gewächs der Armee, und ob er den unzweifelhaft vorhandenen Unmut in der Armee über die Kriegführung dauerhaft unter Kontrolle halten kann, das wird man abwarten müssen. Er kann ja nicht endlos Popows vor die Tür setzen.