Das Schicksal des Iran hängt von mehreren Faktoten ab

Vielen Dank für die sehr aufschlußreiche und genaue Analyse. Meinewenigkeit kann sich als jemand der seit geraumer Zeit halbwegs in den politischen Prozessen des Irans aktiv und passiv involviert war, nur anschließen.
Die Wahrheit ist, dass die Sachlage im Iran leider nicht so einfach ist wie es den Anschein macht, sondern ein Zustand internationaler geopolitischer Verflechtungen ist, die sich mit inner-iranischen kuturellen und politischen Gegebenheiten vermengt und kein eindimensionales Bild liefert. Das Schicksal des Iran hängt letzendlich vom Zusammenspiel eben dieser Faktoren ab. Will heißen, dass jeder der sich mit Iran auskennt (oder wenigstens nur einmal dort gewesen ist), auf Anhieb sagen kann, dass das Land mitnichten tiefreligiös, sondern stark säkulare und moderne Tendenzen hat, die den Attributen des Regimes diametral entgegenstehen. Mit Sicherheit gibt es dort religiösen Fanatismus (genauso wie es Nazis und Rechtsextreme in Deutschland gibt). Jedoch sind sie nicht repräsentativ und stellen bei weitem nicht die Mehrheit des Landes dar, geschweige denn einer Legitimationsherrschaft eines theokratischen Systems. Dass es so ist, hat eher mit einer asymmetrischen Verschiebung des Machtgefüges aufgrund der starken politischen und wirtschaftlichen Verflechtungen mit dem Ausland (namentlich China, Russland und insbesondere Deutschland als Vorreiter in Europa) zu tun, die dem Regime als stabilitätsfaktor dienen. Zudem resultiert die Dominanz aus einer während des Iran-Irak Kriegs gewonnenen politischen Oberhand, die seit dem Zeitpunkt mit äußerster Brutalität gegen alle gesellschaftlichen Gruppierungen, Ethnien und Schichten verteidigt wird. Insofern war der Satz von Khomeini: „der Krieg war ein Segen“ keineswegs nur ein freudscher Ausrutscher. Dass es im Iran auf ewig so bleibt, muss nicht sein. Zumindest versucht sich das Land aus dieser Misere zu befreien. Ein Akt, dass beispielsweise der deutschen Gesellschaft leider misslungen und erst durch die Alliierten gelungen ist. Ob der Iran aus eigenem Stand sich gegen so ein brutales Regime behaupten kann, ist schwer vorherzusagen. Mut zeigen die Iraner, dass muss man ihnen lassen. Man kann nur hoffen, dass es ihnen diesmal gelingt.