Armes Persien, immer wieder Spielball von anderen

Kein Mensch den ich kenne, will in nem Mullah-Staat leben. Aber auch nicht in einer Shah-Diktatur. Aber beide Regime-Changes wurden von westlichen Staaten massiv von außen mitbeeinflußt, wenn nicht komplett inszeniert.

Es fing mit der Operation Ajax an, als der demokratisch gewählte Ministerpräsident des Iran, Mossadegh, durch eben sehr ähnliche Proteste inszeniert abgesetzt wurde. Er hatte den Fehler gemacht, die Ex-Kolonialmacht Großbritannien zu enteignen, und die iranische Ölgesellschaft zu verstaatlichen.

"Die genauen Abläufe sind inzwischen weitgehend geklärt, da zahlreiche, ursprünglich in den USA geheim gehaltenen Dokumente seit 2013 zugänglich sind. Aus den Akten geht eindeutig hervor, dass der ursprüngliche Plan, Mossadegh durch ein Dekret des Schahs abzusetzen und General Zahedi zum neuen Premierminister zu ernennen, zunächst scheiterte, da Mossadegh, der an seinem Amt festhielt, sich der Entlassung widersetzte. Erst durch massive Pro-Schah-Demonstrationen im ganzen Land, die von der Geistlichkeit auf Anweisung von Großajatollah Hossein Borudscherdi organisiert worden waren, wendete sich die politische Lage und Mossadegh gab auf." und

"Der Plan wurde am 1. Juli 1953 vom britischen Premierminister Winston Churchill und am 11. Juli 1953 vom amerikanischen Präsidenten Dwight D. Eisenhower genehmigt. Von den beiden Regierungen war ein Budget von $ 285.000 bereitgestellt worden ..." - beide Zitate wiki

Auch damals gab es Misstände, wahrscheinlich mehr als heute, denn es waren die 50er. Nur das ausgerechnet der, Mossadegh, der mit der Verstaatlichung die Einnahmen der Briten an das iranische Volk bringen wollte, um wenigstens die ökonomischen Misstände etwas zu mildern, dann weggeputscht wurde - als Volksaufstand zu verkaufen, war schon eine geniale Strategie des MI6 und der CIA. Damals waren die Gewinnbeteiligung der Iraner an ihrem eigenen Öl bei ca. 20%, minus diverser "Kosten", die von den Briten beziffert wurden. Das war der eigentliche Konflikt, denn die Briten wollten das nicht verhandeln, und so griff Mossadegh zur Notwaffe, der Verstaatlichung. Hinzu kam auch damals, das die Sowjetunion durch diesen Konflikt mit den Briten sich für den Iran als zukünftige Schutzmacht/Partner anbot, beide hatten damals eine gemeinsame Grenze.

Nach dem Regime-Change hin zum Shah sprach Niemand mehr über die Missstände, die den Anlass zum Regime-Change begründet hatten. Und die Shah-Diktatur konnte kommen. Dann heiratete er auch noch eine irgendwie "Deutsche", Soraya. Deutschlands Boulevard-Presse lag dem Shah danach zu Füßen, Kritik an seinem Regime gab es keine ... bis die bösen Studenten in Berlin nicht jubelten, sondern protestierten beim Shahbesuch.

Und in den 70ern stolperte der Shah in die Mossadegh-Falle, die ihm damals half an die Macht zu kommen, höchst selbst - die Amis haben ihm sein Ego mit allen möglichen Schmeicheleien aufgepumpt, um ihn bei Laune zu halten - und zum 2500jährigen Bestehn-Jubiläum Persiens veranstaltete der eine Megaveranstaltung nach der anderen, um an alte Glanz und Gloria der alten Herrscher-Dynastien anschließen zu können. Er sah sich als direkter Erbe von Kyros und Xerxes, etc.:

"Als der Schah zur größten Party auf Erden lud

So viel Prunksucht war nie: 1971 veranstaltete Mohammad Reza Pahlavi ein gigantisches Fest in Persepolis. Dieser Größenwahn trug am Ende zum Schah-Sturz bei und ebnete der Islamischen Revolution den Weg."

https://www.spiegel.de/geschichte/schah-von-persien-1971-die-groesste-party-auf-erden-a-1089955.html

Eine typische Entwicklung bei US-Regime-Changes. Den Diktator bei Laune halten, zur Not mit billigsten Lügen und Versprechungen (Saddam Hussein, Erdogan, Prinz MBS ... blabla) und wenn das so aufgeblähte Ego lästig wird, wieder wegputschen. Shah Reza Pahlavi hat sich diese 2500 Jahr Parties nicht nur fett Geld kosten lassen, sondern glaubte aufgrund der US-Schmeichler, er hätte wirklich Chancen zum neuen persischen Herrscher aufzusteigen und die ganze Region zu dominieren, die Verkäufer des US-RIK haben ihn darin bestärkt und sich hochverschulden lassen, und die Kohle wurde dadurch knapp - und er versuchte, ähnlich wie 20 Jahre zuvor Mossadegh, mehr Geld aus dem iranischen Öl für seine Xerxes-Fantasien raus zu holen - das war aber genau der eigentliche Putschgrund von 1953. Westlichen Konzerne die Einnahmen schmälern geht gar nicht!

Und wie Kai aus der Kiste, tauchte auf einmal Ayatollah Khomeni auf. Es gab wieder Proteste in Teheran, und Misstände fanden sich auch wieder ganz schnell, MI6 und CIA waren jetzt aber nicht involviert, denn der Ayatollah wurde aus Paris eingeflogen ... ungefähr seit dem sind in großen Hollywoodfilmen, wie Matrix etc. die Bösewichter immer Franzosen, bzw. haben einen französischen Akzent. Die Briten und Franzosen waren seit den 20er/30ern Konkurrenten im NahenOsten. Jetzt bekamen Französische Ölkonzerne Lizenzen ab 1979, man einigte sich mit der Zeit, die Briten durften auch irgend wann wieder "mitfördern" und Deutschland machte mit dem Mullah-Regime die Besten Geschäfte, womöglich bessere als mit dem Shah.

Der Iran versucht aus Notwehr und leidvoller Vergangenheit sich eine 2. Option offen zu halten, der weggeputschte Mossadegh war westlich orientiert und wirlich extrem enttäuscht, wie der Westen mit ihm 1953 umgegangen ist, und suchte die Nähe zur Sowjetunion und Russland als Plan B - und genau das ist heute wieder das Problem des Westen mit dem Iran. Plus dem, das der Iran auf Öl sitzt, das eigentlich den USA gehört ...

So, und jetzt gibts wieder Proteste im Iran, die in westlichen Medien rauf und runter problematisiert werden - als islamisches Schwellenland gibts natürlich wie immer, alles mögliche an Missständen, wie bei allen Regimes zuvor und drum herum - nur diesmal ist es wirklich, wirklich nur gut, wenn der Westen dabei hilft das Regime zu changen ... und am Ende, wenn wieder ein Regime-Change in Teheran statt gefunden haben wird, wirds diesmal wirklich, wirklich für alle Iraner ganz toll!