Ansicht umschalten
Avatar von ratwol22
  • ratwol22

mehr als 1000 Beiträge seit 22.02.2022

Kritik des Artikels

Zitat des Artikels:
"Dieser Kommentar auf dem Kurznachrichtendienst X steht stellvertretend für das Versagen westlicher Außenpolitik, das zugleich Auslöser und Folge einer sich rapide verändernden Weltlage ist."

Nein.
Es gibt nicht das Versagen der westlichen Außenpolitik.
Es gibt das Versagen der europäischen Außenpolitik. Und hier ist das Versagen der deutschen Außenpolitik spätestens seit 2015 (dem Jahr, in dem die Wiener Nuklearvereinbarung "JCPoA" durch die 5+1-Gruppe zum Abschluß gebracht wurde) hervorzuheben.

Die europäischen, vor allen Dingen die deutschen Außenpolitiker, hatten keinen Blick dafür, wie Teheran nach 2015 begann, seinen politischen, militärischen und wirtschaftlichen Einfluß auf den Libanon, Syrien, Irak und Jemen schnell und effektiv auszubauen.
Den Warnungen aus Tel Aviv und Riad wurde keine Beachtung geschenkt.

Ich will den Autobombenanschlag im Jahr 1992 gegen die israelische Botschaft in Buenos Aires in Erinnerung rufen (Urheberschaft ist in der IR Iran zu suchen):
Spätestens seit 2008 ist offensichtlich, daß Israel und die IR Iran einen Schattenkrieg gegeneinander führen: 2008 wurde ein hoher Offizier der lib. Hisbollah in Syrien durch einen Autobombenanschlag ermordet. Die Urheberschaft ist in Israel zu finden.
Und so läuft der Schattenkrieg weiter und weiter ... Raketenbeschuß durch die Hisbollah, israelische Luftangriffe in Syrien und Irak ... bis zum 1. April 2024, als durch einen israelischen Luftangriff das Konsulatsgebäude der IR Iran in Damaskus getroffen wurde.

Wenn wir den Anschlag auf das iran. Botschaftsgelände in Damaskus und den Raketenangriff als Reaktion der IR Iran einordnen wollen, dürfen wir die letzten 32 Jahre nicht aus dem Blick lassen, die Jahre seit 1992 also, dem Zeitpunkt des Autobombenanschlag auf die israelische Botschaft in Buenos Aires.

Zitat des Artikels:
"Das gilt nicht nur für ..., sondern auch für Akteure wie den britischen Außenminister David Cameron. Er sprach Teheran das Recht auf Vergeltung ab, erklärte zugleich aber, London hätte genauso gehandelt, ..."

Sollte sich die brit. Außenminister David Cameron tatsächlich sinngemäß so geäußert haben, muß ich feststellen:
Teheran hat nicht das Recht, auf diesen Luftangriff gegen die iran. Botschaft in Syrien mit einem Angriff(-skrieg) zu antworten.
Genauso hätte London nicht das Recht, nach einem vergleichbaren Angriff auf brit. diplomatische Vertretungen einen Angriff(-skrieg) gegen den verantwortlichen Staat zu führen.
Diplomatische Vertretungen sind keine exterritorialen Gebiete!

Zitat des Artikels:
"Jedem halbwegs neutralen Beobachter ist klar, dass dieser Angriff auf das iranische Konsulat den Grundstein für die aktuelle Eskalation gelegt hat."

Nein.
Jeder Mensch, der seit 1992 regelmäßig die Zeitung liest, sollte klar sein, das die IR Iran und Israel seit Jahrzehnten einen Schattenkrieg gegeneinander führen.

Daß sich auch Israel als Akteur im Nahen Osten friedensgefährdend verhält, diese Feststellung sei dem Autor unbenommen.

Zitat des Artikels:
"Das westliche Narrativ eines irrationalen Mullah-Regimes, das eine neue Krise provoziert, basiert auf einer gewissen Hilfs- und Orientierungslosigkeit angesichts der eigenen schwindenden Dominanz."

Nein.
Die augenblickliche Situation zeigt viel mehr, daß westliche Medien und westliche Bürger eine "Heidenangst" entwickelten angesichts der Vorgänge von 1979/80 im Iran.
Den Verantwortlichen Politikern, Militärs und Geheimdienstlern im Westen war zu einem sehr frühen Zeitpunkt klar, daß es sich mit der neuen Regierung im Iran nicht um irrational handelnde Menschen handelt, sondern um eine Gruppe von Autoritäten, die ihren Einfluß und ihre Macht erweitern wollten.
Reaktion: mit Sadam Hussein hat Washington als Hegemon 1982 folgerichtig einen Proxy gegen die neu entstandene IR Iran ins Feld geschickt: 1. Golfkrieg.

Ich hatte damals auch Angst vor einer irrational agierenden radikal-schiitischen Regierung in Teheran. Washington nicht. Washington schickte sich an, dafür zu sorgen, daß die neuen Muskelprotze in Teheran, die zwei Jahre zuvor das Personal der US-Botschaft in Geiselhaft genommen hatten, sich nicht über den ganzen Nahen Osten ausbreiten können.
Heute können wir gut erkennen, daß das gescheitert ist.

Zitat des Artikels:
"Dieser Umbruch zeigt sich im Nahen Osten wie in einem Brennglas. Und er wird genutzt, um neue Rollen und Verhältnisse zu zementieren.

So bezeichnete der Ständige Vertreter Russlands bei den Vereinten Nationen, Wassili Nebensja, die Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates zum iranischen Vergeltungsschlag gegen Israel am Montag dieser Woche als "Paradebeispiel für Heuchelei und Doppelmoral"."

Einmal abgesehen davon, daß mich überhaupt nicht interessiert, wie sich ein russischer Offizieller zu dem Angriff der IR Iran auf Israel positioniert (die sollen gefälligst vor ihrer eigenen Haustür fegen):
Gerade die letzten Tage zeigen, daß der Nahe Osten eben nicht das Brennglas ist, das den Verfall westlicher Hegemonie demonstriert.

Die Art und Weise, wie der Angriff auf Israel abgewehrt werden konnte, zeigt vor allem eine vorhergehende sensible diplomatische Tätigkeit (zwischen den meisten Akteuren im Nahen Osten) im Spannungsfeld des Israel-Palästina-Konfliktes.
Die Raketen konnten mittels militärischer Zusammenarbeit von Israel, Jordanien, Ägypten, USA, mindestens zweier arabischer Emirate, Saudi Arabien, Frankreich, England und Deutschland abgefangen werden ... Trumps Abraham Accords.
Dieser Abraham Accord ist eingestielt worden durch die Trump-Administration in der Hoffnung, daß sich Washington entgültig aus dem Nahen Osten als Ordnungsmacht zurückziehen kann. Die aktuelle Biden-Administration verfolgt dieses Ziel weiterhin.
Eine weitere Folge: Syrien, Irak, IR Iran und Jemen sind nun wieder stärker isoliert. Die Sunniten haben keinen Bock auf Schiiten.

Daß der Angriff in Israel keinen noch größeren Schaden angerichtet hat, als unlängst dokumentiert, darf niemanden beruhigen: die kollektive Verteidigung gegen den Luftangriff hätte auch schief gehen können. Die Folgen daraus wären nur noch schwer einzudämmen gewesen.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (17.04.2024 02:56).

Bewerten
- +
Ansicht umschalten