Ich bin ja Landwirt mit Schweinehaltung und gehöre damit Kinder Regel ja zu der Berufsgruppe die heute für jeden Missstand verantwortlich gemacht wird. Im Gegensatz zu den Artikeln von Frau Aigner war das diesmal allerdings endlich Mal sehr sehr sachlich formuliert. Auch wenn man einzelne Punkte hier nochmal herausgreifen könnte um mehr ins Detail zu gehen.
Das Landwirtschaft zusammen mit der Natur ein komplexes Gebilde abliefert und einzellmassnahmen immer irgendwo Auswirkungen auf andere Bereiche bringen konnte hier ja sehr schön dargestellt werden.
Ich will aber nochmal kurz zum besagten Insektenrückgang in der Krefelder Studie kommen. Meines Wissens nach ist diese Darstellung schon deutlich übertrieben da eben aus Sicht eines statistikers die Daten nicht sauber aufbereitet wurden. Man hat seinerzeit als Anfangsjahr ein extrem gutes Insekten Jahr als Referenzwert genommen und als endjahr ein extrem schlechtes. Im Durchschnitt ist der Rückgang jedoch deutlich niedriger.
Nichts desto trotz gab es da einen deutlichen Rückgang der Insektenmasse für die ich noch einige weitere Gründe nennen möchte die im Artikel etwas zu kurz kamen.
Insbesondere wieso sich die Landwirtschaft so stark verändert hat.
Bis vor etwa 10jahren gab es eh rechtlich keinen Unterschied zwischen acker und gruenland. Jeder Betrieb könnte gruenland anlegen oder auch umfluegen. Man hat dann allerdings festgelegt, dass Grünland dass 5 Jahre hintereinander als Grünland genutzt wurde nie wieder umgepfluegt werden darf. Sprich wir nennen das heute Dauergrünland.
Es können sich hier sicher viele denken, dass die Bauern sich das nicht haben gefallen lassen und von nun an alle fünf Jahre ihr Grünland umfluegen und anderer Stelle dann grüne neu anlegen wenn sie es brauchen. Dadurch wird Grundland heute völlig anders genutzt als früher. In der Regel sind die Flächen nicht mehr in Hof Nähe und für eine Insekten freundliche Beweidung ungeeignet. Also erfolgt nur noch das maehen und abfahren des Grases. Das zudem Grade der Wolf hier heimisch wird macht die Sache nicht einfacher und wird in den nächsten zehn Jahren wohl sämtliche reste der deutschen Weidehaltung kosten.
Dazu kommt der uebergriebene Gewässerschutz. Kleine hoefe sind heute ja eh kaum noch vorhanden mit all ihren Misthaufen etc. Wer heute aber eine Mistlagerung betreiben will baut in der Regel eine geschlossene Halle damit bloß keine rauche irgendwo in einen Graben läuft. Güllebehälter sind heute mit Leckerkennungen gebaut. Also unter der Erde mit Folie eingepackt und jederzeit an leckerkennungs Drainagen auf Undichtigkeiten prüfbar.
Mist und Gülle müssen innerhalb einer Stunde eingegrubbert werden. Tote Tiere landen nicht mehr im Misthaufen sondern werden verbrand. Das in den Städten mit der Einführung der braunen Tonne auch noch jeder Komposthaufen verschwunden ist ist nur die Spitze des Eisbergs.
Das Insekten es heute schwerer haben liegt zum Teil also auch massiv an einem fehlenden Nahrungsangebot und einer deutlich zu sauberen Landschaft. Jeder grasshalm wird genutzt bzw entsorgt. Im Wald wird alles an Resten zu hackschnitzeln gemacht und auf dem Acker wird sämtliches Stroh möglichst abgefahren.
Das zudem massiv Flächen versiegelt werden wie zb auch in Krefeld wo direkt am Naturschutzgebiet ein neues Gewerbegebiet entstanden ist sollte ebenfalls nicht unerwähnt bleiben.
In Zukunft wird das wohl auch kaum besser denn der Gewässerschutz wird heute politisch instrumentalisiert um die Tierhaltung in Deutschland kaputt zu machen. Hier in Niedersachen heißt es ab nächstem Jahr zb dass wir 20% unter Bedarf düngen sollen wenn es in einem Grundwasserkörper (oft 100000ha gross also gebiete mit 40-50km Durchmesser) einen belasteten Brunnen gibt. Völlig egal wo die Belastung herkommt.
Also nochmals weniger Nahrung fuer unsere Insekten, weniger Biomasse, massiver Humusabbau, mehr CO2 Freisetzung etc.
Also am Ende Überregulierung zum schaden aller.
Wir Landwirte gehen unter anderem deswegen Grade auf die Strasse und sind nicht mehr bereit diese ideologischen Spielchen mitzumachen. Wir wollen Landwirtschaft die auf wissenschafflichen Erkenntnissen ruht und danach arbeiten. Wenn wir Fehler machen, dann können wir sie aendern. Aber nur wenn man uns auch nachweisst, dass wir Fehler gemacht haben. Zudem muss die Politik uns dann auch Möglichkeiten der Umsetzung in die hand geben ohne uns ruinieren. Also im Idealfall zusehen, dass keine Produkte aus dem Ausland kommen die unsere standarts nicht einhalten.
Gruss