jaho schrieb am 29. April 2004 8:07
> Carsten Hardt schrieb am 28. April 2004 15:35
(...)
> Leitung durch eine Person oder eine Gruppe, die mit nicht (ganz)
> demokratischen Mitteln an die Führung gekommen ist. Widersprüche
> werden nicht geduldet (kannst ja austreten...), Mitglieder werden zu
> Handlungen durch (u.U. subtilen) Druck "überredet", usw. usf. Das
> Übliche halt.
Hm. Kann ich in dem Teil der Linken, den ich so kenne, nicht
nachvollziehen :)
(...)
> So einfach ist das nicht. Es kann durchaus sein (und es kommt auch
> öfters vor), dass Bürgerliche eine soziale Politik machen.
Ich bezog mich hier auf "rechts" im sehr allgemeinen (platt
formuliert: Für das Kapital), in dem es dann natürlich noch jede
Menge Abstufungen gibt. Soziale Forderungen _innerhalb_ des
Kapitalismus können durchaus diverse Hintergründe haben,
Stichwort (als Extremfall): Bismark.
> Linke Forderungen können so weit überzogen sein, dass sie
> kontraproduktiv sind und damit das Gegenteil bewirken.
Auch wenn ich den Eindruck habe, dass dies erheblich häufiger von
Nicht-Linken behauptet wird, asl es tatsächlich der Fall ist
(Stichwort hier: Lohnerhöhungen): Nein, die Linke ist nicht
idiotenfrei ;)
> Die Etikettierung links <> rechts ist nur der erste Ansatz zur
> Klassierung.
Die zwei Dimensionen von www.politicalcompass.org machen schon eine
Menge Sinn. Natürlich ist die Realität diesbezüglich n-dimensional,
und so ist es immer wieder interessant, mit welchen Postern ich
hier bei einzelnen Themen einer Meinung bin, und bei anderen dann
wieder überhaupt nicht ...
> Wirklich rechte, (neo)liberale Politik betreiben heutzutage
> diejenigen Gruppierungen die sehr rechts stehen (aber darum
> nicht xenophob sein müssen).
Ack. (Und wie setzt man die Konsequenzen neoliberaler Politik
durch und wird doch wiedergewählt ? An dieser Stelle kommt
dann öfters doch wieder der Rassismus ins Spiel :(
(...)
> Ja, leider. Gegen den einen erwähnten habe ich mich auch schon
> gestellt. Er hat einen Mladic verteidigt (und rein gewaschen), das
> ging mir dann doch zu weit.
Was besonders schade ist, da er im Grundsatz Recht hat - aber er
übertreibt dann eben so, dass es selbst mir das Wasser in die
Augen treibt.
(...)
> Antideutsche. Den Begriff soll mal einer verstehen. Ich begreife
> nicht, wie man sich selber in eine solche Ecke stellen kann. Es kann
> doch ein jeder verschiedene Positionen einnehmen, um darüber
> nachzudenken.
Die Antideutschen gehen davon aus, dass heute die antideutsche
Position
(.de soll nie wieder die Möglichkeit haben, sich so wie 1933-1945
aufzuführen, weil sich nicht ausschliessen lässt, dass es sonst
diese Möglichkeit auch nutzt) die wesentliche Grundlage aller
anderen Positionen darstellt.
> > Schon immer war _der_ Lakmustest für Linke "Sag, wie hälst Du es
> > mit dem Widerspruch Arbeit - Kapital ?" Zur Zeit des Stalinismus
> > wäre eine sinnvolle Ergänzung gewesen "Wie hälst Du es mit der
> > Demokratie ?" Heute ist für mich die sinnvolle Ergänzung "Wie
> > hälst Du es mit Israel ?"
>
> Hmmm. Wenn man davon ausgeht, dass der Einzelne ein gut informierter
> Bürger ist, dann ist die Frage gestattet. Aber wenn ich mir so
> anschaue, was die Leute am liebsten im TV sehen, dann glaube ich
> kaum, dass man der Masse solche Fragen stellen kann.
Es ist schlicht ein Anspruch, den _ich_ an Linke habe.
(...)
> Es ist halt mit Polemik viel mehr Staat zu machen, als mit
> Differenzierungen.
Ja. (An dieser Stelle Danke für dein anderes Posting !)
> PS: Apropos Kuba: Steigende Arbeitslosigkeit, Deindustrialisierung,
> keine Pressefreiheit, Gesundheitswesen stösst an Grenzen, Verarmung,
> Zerfall von Kuba selber (Zerfall der Infrastruktur). Jetzt im Moment
> mag es den Leuten besser gehen, als zu Zeiten Batistas, doch es sieht
> schlecht für die Zukunft aus.
Kuba hat große Probleme, ja. (Und der beständige Druck aus Richtung
Norden kann zwar nicht für _alles_ verantwortlich gemacht werden,
aber er hat schon einen großen Einfluß.) Allerdings ist die
Alternative zum Sozialismus in Kuba nicht Florida, sondern Haiti,
und das dürfte der Mehrzahl der Kubaner auch klar sein.
Was mich fasziniert hat: Angesichts aller Probleme wurde schlicht
entschieden, am Gesundheits- und Bildungswesen festzuhalten. Man
vergleiche das mit den aktuellen "Reformdebatten" in viel reicheren
Ländern :(
Gruß,
Carsten
> Carsten Hardt schrieb am 28. April 2004 15:35
(...)
> Leitung durch eine Person oder eine Gruppe, die mit nicht (ganz)
> demokratischen Mitteln an die Führung gekommen ist. Widersprüche
> werden nicht geduldet (kannst ja austreten...), Mitglieder werden zu
> Handlungen durch (u.U. subtilen) Druck "überredet", usw. usf. Das
> Übliche halt.
Hm. Kann ich in dem Teil der Linken, den ich so kenne, nicht
nachvollziehen :)
(...)
> So einfach ist das nicht. Es kann durchaus sein (und es kommt auch
> öfters vor), dass Bürgerliche eine soziale Politik machen.
Ich bezog mich hier auf "rechts" im sehr allgemeinen (platt
formuliert: Für das Kapital), in dem es dann natürlich noch jede
Menge Abstufungen gibt. Soziale Forderungen _innerhalb_ des
Kapitalismus können durchaus diverse Hintergründe haben,
Stichwort (als Extremfall): Bismark.
> Linke Forderungen können so weit überzogen sein, dass sie
> kontraproduktiv sind und damit das Gegenteil bewirken.
Auch wenn ich den Eindruck habe, dass dies erheblich häufiger von
Nicht-Linken behauptet wird, asl es tatsächlich der Fall ist
(Stichwort hier: Lohnerhöhungen): Nein, die Linke ist nicht
idiotenfrei ;)
> Die Etikettierung links <> rechts ist nur der erste Ansatz zur
> Klassierung.
Die zwei Dimensionen von www.politicalcompass.org machen schon eine
Menge Sinn. Natürlich ist die Realität diesbezüglich n-dimensional,
und so ist es immer wieder interessant, mit welchen Postern ich
hier bei einzelnen Themen einer Meinung bin, und bei anderen dann
wieder überhaupt nicht ...
> Wirklich rechte, (neo)liberale Politik betreiben heutzutage
> diejenigen Gruppierungen die sehr rechts stehen (aber darum
> nicht xenophob sein müssen).
Ack. (Und wie setzt man die Konsequenzen neoliberaler Politik
durch und wird doch wiedergewählt ? An dieser Stelle kommt
dann öfters doch wieder der Rassismus ins Spiel :(
(...)
> Ja, leider. Gegen den einen erwähnten habe ich mich auch schon
> gestellt. Er hat einen Mladic verteidigt (und rein gewaschen), das
> ging mir dann doch zu weit.
Was besonders schade ist, da er im Grundsatz Recht hat - aber er
übertreibt dann eben so, dass es selbst mir das Wasser in die
Augen treibt.
(...)
> Antideutsche. Den Begriff soll mal einer verstehen. Ich begreife
> nicht, wie man sich selber in eine solche Ecke stellen kann. Es kann
> doch ein jeder verschiedene Positionen einnehmen, um darüber
> nachzudenken.
Die Antideutschen gehen davon aus, dass heute die antideutsche
Position
(.de soll nie wieder die Möglichkeit haben, sich so wie 1933-1945
aufzuführen, weil sich nicht ausschliessen lässt, dass es sonst
diese Möglichkeit auch nutzt) die wesentliche Grundlage aller
anderen Positionen darstellt.
> > Schon immer war _der_ Lakmustest für Linke "Sag, wie hälst Du es
> > mit dem Widerspruch Arbeit - Kapital ?" Zur Zeit des Stalinismus
> > wäre eine sinnvolle Ergänzung gewesen "Wie hälst Du es mit der
> > Demokratie ?" Heute ist für mich die sinnvolle Ergänzung "Wie
> > hälst Du es mit Israel ?"
>
> Hmmm. Wenn man davon ausgeht, dass der Einzelne ein gut informierter
> Bürger ist, dann ist die Frage gestattet. Aber wenn ich mir so
> anschaue, was die Leute am liebsten im TV sehen, dann glaube ich
> kaum, dass man der Masse solche Fragen stellen kann.
Es ist schlicht ein Anspruch, den _ich_ an Linke habe.
(...)
> Es ist halt mit Polemik viel mehr Staat zu machen, als mit
> Differenzierungen.
Ja. (An dieser Stelle Danke für dein anderes Posting !)
> PS: Apropos Kuba: Steigende Arbeitslosigkeit, Deindustrialisierung,
> keine Pressefreiheit, Gesundheitswesen stösst an Grenzen, Verarmung,
> Zerfall von Kuba selber (Zerfall der Infrastruktur). Jetzt im Moment
> mag es den Leuten besser gehen, als zu Zeiten Batistas, doch es sieht
> schlecht für die Zukunft aus.
Kuba hat große Probleme, ja. (Und der beständige Druck aus Richtung
Norden kann zwar nicht für _alles_ verantwortlich gemacht werden,
aber er hat schon einen großen Einfluß.) Allerdings ist die
Alternative zum Sozialismus in Kuba nicht Florida, sondern Haiti,
und das dürfte der Mehrzahl der Kubaner auch klar sein.
Was mich fasziniert hat: Angesichts aller Probleme wurde schlicht
entschieden, am Gesundheits- und Bildungswesen festzuhalten. Man
vergleiche das mit den aktuellen "Reformdebatten" in viel reicheren
Ländern :(
Gruß,
Carsten