Irritierend, dass das Recht des Stärkeren in Bezug auf Israel im Westen fast außnahmslos akzeptiert wird, obwohl es sich hier eindeutig gegen das Völkerrecht wendet.
Das bauchgefühlte schlechte Gewissen wird durch großzügige Spenden an die Autonomiebehörden kompensiert, so kann man weiterhin die bedingunslose Solidarität mit Israel als deutsche Staatsräson verkaufen und sich dabei gut fühlen.
Nur löst das überhaupt keines der Probleme dort, denn auch jetzt werden die Palästinenser ja nicht verschwinden (al-Sisi wird Israel den Gefallen nicht tun können).
Und selbst wenn es möglich wäre (wie soll das gehen?), die Hamas chirurgisch aus Gaza herauszulösen (obwohl es gerade eher nach eine rücksichtslosen Amputation aussieht), wird das anhaltende Unrecht über kurz oder lang sich wieder in Form von Gewalt ein Ventil suchen. Schließlich haben die Menschen in Gaza nichts zu verlieren, und in der Westbank durch den anhaltenden Landraub auch immer weniger. Dort können sich die Palästinenser leicht ausrechnen, wie lange es noch dauert, bis das ganze Westjordanland durch Siedlungen der palästinensischen Kontrolle entzogen sein wird.
Das Fokussieren auf die Hamas ist ein (bislang) geglücktes Ablenkungsmanöver, das die Politik und auch die westlichen Medien von jeglicher Verantwortung entbinden soll, Völkerrechtsbrüche, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und andere Schweinereien anzuprangern. Denn natürlich war es Terror, was die Hamas getan hat, aber auch hier versucht man, mit einem "Analyseverbot" (Zizek) wie schon beim Ukrainekonflikt die eigene Mitschuld, die hier v.a. im Wegschauen besteht, zu verbergen.
Nirgendwo wird die westliche Heuchelei deutlicher als im Falle der israelischen Besatzungspolitik, die gegen all das verstösst, was wir gerne mit "internationaler regelbasierter Ordnung" verklären.
Im Rest der Welt wird das gesehen, wir scheinen auf dem Auge blind zu sein (oder besser: geblendet).
So lassen wir jetzt zu, dass die Israelis ihre Strategie, die lediglich in einem Mehr der bisherigen bitteren Medizin besteht, ungestört umsetzen können. Damit mag man sich 5 oder 10 Jahre Ruhe erkaufen, und weiter scheint man im demokratischen Wertewesten nicht denken zu wollen.
Selensky mag die Ukraine aus PR-Gründen gerne mit Israel vergleichen, aber Angst dürfte er mehr davor haben, dass der Westen die Ukrainer genauso vergisst und verkauft wie die Palästinenser.