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  • kemmerich

mehr als 1000 Beiträge seit 11.02.2020

Re: Pazifisten ...

Ignoramus-et-Ignorabimus schrieb am 10.10.2023 22:09:

...wtf... da lese ich seit annähernd 2 Jahren aus allen Rohren, dass die Ukraine sich doch umgehend um eine Verhandlungslösung mit Russland bemühen solle, weil ja die militärischen Gegebenheiten nun mal so seien wie sie seien, und man doch den Verlust menschlichen Lebens auf ein Minimum zu reduzieren habe, egal wie die territorialen Ansprüche nun mal seien.

Nun ja, Israel hat im Augenblick mehr als eine halbe Million ausgebildeter und ausgerüsteter Soldaten unter Waffen. Wäre es da nicht an der Zeit einen pazifistischen Appell an die definitiv chancenlosen 50000 Kämpfer der Hamas zu richten, die Kampfhandlungen um den Schutz des menschlichen Lebens willens einzustellen ?

Appelle an Kriegsparteien sind generell Quatsch, egal, ob es die Ukraine, Israel, Putin oder die Hamas ist. Wer direkt in einen Krieg involviert ist, steckt bereits in der Gewaltmühle drin und ist ihr in seinem Denken und Handeln ein gutes Stück weit ausgeliefert. Man sieht's ja gerade an den Reaktionen auf den Hamas-Angriff in Israel wie auch weltweit: Entsetzen, Empörung, Fassungslosigkeit, Wut... und in Konsequenz: ein geradezu imperatives Bedürfnis nach Rache. Da kommen selbst Stimmen von weltpolitischem Gewicht mit Appellen nicht durch.

Wenn ich aber als Deutscher einen offenen Brief unterschreibe, der sich an den deutschen Bundeskanzler richtet, die bedingungslose Lieferung immer schwererer Waffen einzustellen, dann ist das etwas deutlich anderes als einen Appell an eine Kriegspartei zu richten. Deutschland ist eben nicht direkt in den Krieg involviert und hat die Möglichkeit, besonnen abzuwägen, was dem Frieden dient und was nicht. Außerdem ist es eine Demokratie, d.h. es gibt Debatten über den richtigen Weg. Spätestens wenn klar ist, dass man zusammen mit anderen westlichen Staaten und Putin einen Krieg am Laufen hält, der zu einem verlustreichen Stellungskrieg geworden ist, sind solche Debatten sinnvoll. Es gibt zwar harte Diskurse, aber es ist nicht "Pazifisten vs. Bellizisten". Ich bin Emma-Unterzeichner, aber kein Pazifist. Und viele, die die Losung "Stand with Ukraine" als Verpflichtung zu bedingungsloser Militärhilfe verstehen, so ganz ohne weiter nachzudenken, sind keine Gewalt-Freaks. So einfach ist es nicht, lange nicht.

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