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Re: Nicht die Beschäftigung mit Politik verwanzt die Schreiber

Pseudonym1000 schrieb am 26.08.2019 16:29:

ÖKOKOM schrieb am 26.08.2019 15:49:

Das mag mit Blick auf die journalistischen Praxis ja durchaus seine Berechtigung haben. Allerdings bezweifel ich den Defizit an Wissen über den eigenen BIAS, zumindest bei den sog. Alpha-Journalisten. Die wissen genau für wen und was sie schreiben, die leben den BIAS vollumfänglich aus.
Wenn man aber Politik als Summe des politisch Denkbaren begreift, dann kann man auch mit eigener politischer Priorität ordentliche fundierte Kritik üben.

Nein das kannst du eben nicht denn das politische Denken als Denkart der Antidemokraten ist die Ursache des BIAS!

Also entweder Du denkst politisch und hast somit IMMER einen BIAS (egal ob der dann rechts oder links etc.pp sonstig verstrahlt ist) oder aber Du denkst nicht politisch!
Der Anfang von gutem Journalismus ist (unter uns) das politische Denken als das zu erkennen was es ist! Es ist explizit dazu da mit dem jeweiligen BIAS zu arbeiten und diesen auch im Demos zu erzeugen!

Das sind Viren-Schleudern. Nichts weiter!

Obwohl wir uns im Kreise drehen, hier noch mal mein Standpunkt:
Politik ist die Wissenschaft/Kunst/soziale Fertigkeit Interessenkonflikte zwischen Menschengruppen ohne direkte Gewalt auszuagieren (mit Gewalt ist es dann Krieg).
Wer behauptet, er könne diese Konflikte ohne Anwendung politischen Denkens und deren Mittel lösen, der betrügt sich selbst oder eben sein Gegenüber.
Es ist das gleiche wie die Irritationen über Ideologie. Wer aber hat ein Interesse seine eigenen Argumente aus dem Konsens des politischen Interessenausgleichs gleichsam heraus zu extrahieren? In der Realität ist das der Neoliberalismus. Das ist jener ismus (ein Fachterminus der Ideologien kennzeichnet), der seit den 90ern vehement das Ende der Geschichte und gleichzeitig das Ende aller Ideologien behauptet.
Das leicht zu erkennende Ziel solchen Argumentes ist die Beendigung des politischen Diskurses zu Gunsten einer "Wahrheit" die dann einseitig als alternativlos und vernünftig propagiert wird.
Das ist ein Rückfall in voraufklärerisches Denken, wo man eben auch von (ewigen) Wahrheiten ausging (Gott, Adel, Meritokratien, Oligarchien) die hinzunehmen seien.
Dass mit den heute faktisch herrschenden Zuständen zu begründen hat die gleiche Logik wie die Behandlung einer tödlichen Krankheit zu verweigern, weil man ja eh irgend wann sterben müsse.
Ja, der Neoliberalismus mit all seinen spins wie Neusprech hat alle Werte auf den Kopf gestellt, bis nur noch einer übrig war, das Geld. Seitdem zählt nur noch was zählbar ist im monetären Sinne. Eine Ideologie reinsten Wassers, dazu noch eine die erkennbar unmenschlich ist, weil der Mensch als Denkendes, empfindsames, Welten konstruierendes Subjekt in der Rechnung nicht mehr vorkommt. Nur noch was hinten in der Rechnung heraus kommt wird als valide angesehen. Das ist hermetischer als jeder Sozialismus, für den ja immerhin der Mensch im Zentrum des Geschehens stand (wie gut das funktionierte ist die andere Seite). Dessen Vertreter haben aber nie die Vermessenheit besessen ihre politischen Gegner einfach zur Unperson zu erklären wie es zB. in diesem Artikel mit Ken Jebsen gemacht wird.
Insofern stehen deine Argumente gegen das Politische in einer Linie mit der herrschenden Ideologie des Neoliberalismus. Dass du dann, quasi im Nachgang wieder Sympathie mit KenFM vorgibst macht dich zum Querfrontler, was aber wieder eine Strategie genau dieses NL ist. In dem man durch Neusprech aus links rechts und umgekehrt macht soll dem normalen Bürger das Gefühl vermittelt werden, dass man in dieser Gemengelage keine Orientierung mehr findet und dem ganzen Politzirkus den Rücken kehrt. Damit aber wird der Bürger anfällig für vermeintlich einfache Lösungen die alle eines eint: sie sind undemokratisch bis offen rassistisch. Aus dem falsch informierten Bürger, der angeblich unideologisch ist, wird ein informeller rechter Parteigänger.
Dieser spin läuft seit den 90ern aggressiv in den Medien, anfangs vor allem aus FDP-Kreisen befördert, inzwischen zum polit-medialen Mainstream geworden.
Zugegebenermaßen bin ich auch persönlich angegriffen, habe ich schließlich in den 70ern Politologie, Philosophie, Psychologie und Journalismus studiert (bin aber in den 90ern zum Informatiker geworden). Jetzt ist aber genug anekdotiert.

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