Haroun schrieb am 27.10.2024 08:45:
Ich greife mal zwei Sachen raus:
Es geht hier erst einmal um Netanyahus Politik, der die israelische Politik in den letzten 25-30 Jahren wesentlich beeinflusst hat. Und er hat sich gemäß den Statuten seiner Likud-Partei immer gegen einen palästinensischen Staat eingesetzt.
Ich denke, dass alle Länder in der Region mittlerweile erkannt haben, dass die größte Gefahr für den Frieden die USA sind.
Netanyahu ist halt der harte rechte Politiker. Da gab es in Israel genug von, aber es gab auch andere. Jenseits davon, was die Rechten in Israel sagen, war allen klar, dass die Zwei-Staaten-Lösung unumgänglich ist. Man streitet sich dann um die Details. Aber die fangen keinen Krieg mit dem Iran an, um Ablenkung zu schaffen, die ein paar illegale Siedlungen im Westjordanland rettet. Das macht doch alleine schon finanziell keinen Sinn, wenn Du Dir überlegst, was Krieg alles an Ressourcen verschlingt. Da baust Du doch lieber jedem Siedler ein kleines Häuschen am Stadtrand von Tel Aviv und kommst bei viel weniger Stress noch sehr viel billiger weg.
Davon abgesehen halte ich es tatsächlich nicht für richtig, dass alles Böse und alle Probleme in der Region aus den USA kommen. Die Amerikaner haben offensichtlich eine Menge Chaos im Nahen Osten angerichtet. Aber was soll denn passieren, wenn die Amerikaner einfach verschwinden? Ich sehe dann eigentlich nur drei realistische Möglichkeiten:
1: das ganze System kollabiert und man bekämpft nun Islamisten überall.
2: die arabischen Staaten bekämpfen sich untereinander um die Vorherrschaft. Vielleicht machen die Türken dann auch mit.
3: die Chinesen oder Russen übernehmen die Rolle der Amerikaner.
Wenn die arabischen Staaten die Amerikaner nicht mehr als Feindbild hätten, dann müssten sie sich wieder mit sich selbst beschäftigen und dann fangen sie erfahrungsgemäß schnell wieder damit an, sich über die richtigen Nachfolger des Propheten oder ähnlich zu streiten.
Ich glaube, dass die Situation nicht so eindimensional ist, wie Du das beschreibst.