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  • Pearphidae

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Re: Retourkutschen

Haroun schrieb am 27.10.2024 08:45:

alle_guten_namen_sind_schon_weg schrieb am 26.10.2024 15:06:

Ich glaube tatsächlich nicht, dass es darum geht. Klar, die Regierung Netanyahu steht für den harten, aggressiven Kurs, aber andere Politik gab es schon. Die ist objektiv gescheitert.

Es geht hier erst einmal um Netanyahus Politik, der die israelische Politik in den letzten 25-30 Jahren wesentlich beeinflusst hat. Und er hat sich gemäß den Statuten seiner Likud-Partei immer gegen einen palästinensischen Staat eingesetzt.

https://www.juancole.com/2014/08/charter-destruction-palestinian.html

"Since virtually every comment on Hamas in American media includes the assertion that the group’s Charter rejects Israel’s right to exist, it’s worth noting the following from the Likud Platform of 1999:

a. “The Jordan river will be the permanent eastern border of the State of Israel.

b. “Jerusalem is the eternal, united capital of the State of Israel and only of Israel.
The government will flatly reject Palestinian proposals to divide Jerusalem”

c. “The Government of Israel flatly rejects the establishment of a Palestinian Arab state west of the Jordan river.

d. “The Jewish communities in Judea, Samaria and Gaza are the realization of Zionist values. Sett-lement of the land is a clear expression of the unassailable right of the Jewish people to the Land of Israel and constitutes an important asset in the defense of the vital interests of the State of Isra-el. The Likud will continue to strengthen and develop these communities and will prevent their uprooting."

Die von mir bereitgestellten Quellen sollten meine Behauptung eindeutig belegt haben:

https://www.timesofisrael.com/pointing-to-hamass-little-state-netanyahu-touts-role-blocking-2-state-solution/

"Prime Minister Benjamin Netanyahu said ... he was “proud” he prevented the establishment of a Palestinian state"

Wenn Dir die textuellen Quellen als Beleg nicht ausreichen, anbei eine Dokumentation
in der er eindeutig Aussagen trifft wie er das Westjordanland weiter besiedeln kann
mit dem impliziten Ziel eine Zweistaatenlösung zu verhindern. Minute 48:10

https://www.youtube.com/watch?v=jn9ixXUX-50

Es mag sein, dass es in den 90igern und Anfang der 2000er Bemühungen gab einen palästinensischen Staat zu gründen, aber diese wurde durch die Siedlungspolitik im Westjordanland hintertrieben. Lebten noch 1993 ca. 100.000 Siedler im Westjordanland, sind es mittlerweile über 750.000 Siedler. Die Besiedlung erfolgte, wie von Netanjahu in der Dokumentation angekündigt, derart, dass für die Palästinenser kein zusammenhängendes Land mehr zur Verfügung steht und damit nicht mehr verwaltbar ist.

Bilde Dir jedoch Deine eigene Meinung anhand der Karten "The Palestinians historic com-promise" im folgenden Artikel:

https://katholisches.info/2022/11/29/israel-palaestina-rueckt-der-vatikan-von-der-zwei-staaten-loesung-ab/

Völlig überflüssiger Eifer, da Ihr Vorredner bereits einen aggressiven Kurs Netanjahus eingeräumt hatte.

Den arabischen Nachbarn sind die Palästinenser weitgehend egal bzw. keiner will die haben. Wenn es der arabischen Welt wirklich aus selbstlosen Motiven um einen palästinensischen Staat gegangen wäre, dann hätte man gemeinsam die Autonomiegebiete stärken können. Eine Zwei-Staaten-Lösung war lange Zeit klarer Konsens auf allen Seiten.

Volle Zustimmung! Wenn es den arabischen Nachbarstaaten tatsächlich darum gegangen wäre "ihren palästinensischen Brüdern" zu helfen, dann hätten sie schon längst einen palästinensischen Staat durchsetzen können. Ohne jegliche Waffengewalt hätten die arabischen Länder Israel boykottieren können und somit Israel von einer fairen Lösung gemäß UN Resolution 242 überzeugen können. Den Vorwurf die arabischen Länder hätten die Autonomiegebiete stärken können, kann man übrigens auch an alle richten, die sich für eine Zweistaatenlösung "einsetzen".

Meines Erachtens hätte sowohl Israel als auch der Westen in den 2000ern den friedlicheren Abbas unterstützen müssen, stattdessen wurde er jedoch sabotiert, Gelder wurden eingefroren ...

Zum Gedankenspiel:
Was wäre, wenn die USA als Verursacher der meisten Kriege in dieser Region, sich einfach aus der Region zurückziehen würde?
Es sind die USA, die mit dem Sturz von Mossadegh im Iran die Grundlage für das Mulllah-Regime gelegt haben.
Es sind die USA, die daraufhin den irakischen Diktator indirekt zur Macht verholfen haben um den Iran zu bekämpfen. Die militärische Unterstützung von Saddam Hussein, der den Iran angegriffen hatte, verlängerte der Krieg unnötig und dauerte von 1980-1988 an.
Es ist die USA, die 1986 Libyen angegriffen hat und somit die Eskalation in der Region geschürrt hat.
Es ist die USA, die den Irak völkerrechtswidrig 2003 angegriffen hat.
Es ist die USA, die die Terrororganisation PKK mit Waffen beliefert ...
Und warum?

https://de.wikipedia.org/wiki/Carter-Doktrin
"Let our position be absolutely clear: An attempt by any outside force to gain control of the Persian Gulf region will be regarded as an assault on the vital interests of the United States of America, and such an assault will be repelled by any means necessary, including military force."

Die Ursache für die meisten Konflikter in dieser Region liegt in der Implementierung dieser Doktrin. Und die bedingunglose Unterstützung von Israel, trotz der zahlreichen zivilen Opfer, offenbart mehr denn je, dass es nicht um irgendwelche universellen Werte geht, nicht um Menschenrechte, nicht um Menschenleben, sondern einzig um Machtinteressen.

Die Feindschaft zwischen dem Iran und den arabischen Ländern, wird auch von den USA geschürrt um ihre Präsenz in der Region zu rechtfertigen, Waffenverkäufe anzukurbeln und somit die Erdöleinnahmen "sinnvoll im amerikanischen Interesse" zu neutralisieren.
Beispielsweise erfolgten die Angriffe auf den Iran über US-Militärbasen im Irak.

Ich denke, dass alle Länder in der Region mittlerweile erkannt haben, dass die größte Gefahr für den Frieden die USA sind.

Was immer Sie persönlich so denken, faktisch ist jenes Land die größte Gefahr für Frieden auf der ganzen Welt, das überall Unruhen schürt und Milizen mit Waffen ausstattet, um unter deren Schutz die Bodenschätze der Länder ausrauben zu können: Russland – bestes Beispiel Mali, wo die Wagnertruppen schließlich sogar UN-Truppen bedrängten.

Und daher dürfte nicht überraschen, dass der Iran und Saudi-Arabien sich annähern und auch gemeinsame Militärübungen abhalten:

https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ausland/saudi-arabien-iran-militaer-uebungen-100.html

"Saudi-Arabien und Iran haben nach Angaben aus Riad gemeinsame Militärübungen abgehalten. Nach langer Eiszeit hatten die Staaten im letzten Jahr ihre Beziehungen wieder aufgenommen."

Es ist davon auszugehen, dass unter normalen Bedingungen, diese Annäherung weiter vertieft wird und Frieden in der Region möglich ist.

Die Beziehungen zwischen Saudi-Arabien und dem Iran verbessern sich schon seit geraumer Zeit allmählich. Es wurde aber auch allerhöchste Zeit, dass sich die Länder der Arabischen Liga endlich mal ihrer Verantwortung der Befriedung ihrer Region stellen und mit strategischer Diplomatie nun versuchen, auch den Iran in den Kreis einzubinden, der dem Iran die Fesseln der Regeln anlegen würde, so wie sie es auch mit Syrien machten, das 2011 von der Mitgliedschaft suspendiert und 2023 wieder in den Kreis aufgenommen wurde, um den Einfluss Russlands auf das Land zurück drängen zu können. Bisher sind die Beziehungen zu Syrien nur konsularisch und bewegen sich noch nicht auf Botschafterebene, doch es ist ein Anfang.

Die islamisch-diktatorischen Länder des Nahen Ostens akzeptieren nur Einmischungen Gleichgesinnter, denen die Grundlagen religiöser Staatsführungen vertraut sind und die die Möglichkeiten und Grenzen von Veränderungen in diesen Systemen kennen. Nur in diesem Kreis fühlen sie sich alle auf gleicher Augenhöhe.

Man muss es also diesem Block selbst überlassen, wie er seine Zukunft gestalten will. Das ultrakonservative Saudi-Arabien begann 2018 z.B. mit Lockerungs-Schritten für Frauen. Es sind vergleichsweise minimalistische Schritte, aber gut Ding will Weile haben. Ein Umdenken in den Bevölkerungen kann nur in diesem Tempo gelingen. Die westliche Fackel der Menschen- und Frauenrechte erlischt an den Grenzen dieser Länder. Ein Funke kann nur von einem islamischen Land in ein anderes überspringen. Die saudi-arabische Prinzessin Kholoud Bin Khalid Al Saud ist eine Botschafterin dieses gesellschaftlichen Großprojekts. "Eine selbstbewusste, dynamische Frau, die sich wie selbstverständlich in westlichen Großstädten bewegt und den Saudis jetzt auch den Umweltschutz näherbringen will." schreibt "Emma".

Ihren Vetter, Kronprinz Salman, kann ich persönlich zwar nicht leiden, aber er verfügt über die Autorität die für solche Veränderungen notwendig ist. Die islamischen Länder übernehmen zwar gerne die westlichen Errungenschaften in Technik, aber eben nicht gleichermaßen auch die in Mentalität und Kultur, die den technischen Fortschritt erst ermöglichten. Es ist wie es ist und der Westen muss lernen diese Gegebenheiten zu akzeptieren.

Aber mit dieser Annäherung werden die USA und Israel zunehmend in der Region isoliert und dem Argument man müsse den Iran zur Wahrung des Friedens in der Region bekämpfen, die Grundlage entzogen.

Die Frage ist nun wie die USA darauf reagieren werden:
Wird man nach alten Verhaltensmustern versuchen die Region weiter zu destabilisieren und dort Unruhe stiften, um die Länder weiter gegeneinander auszuspielen oder reift die Erkenntnis, dass in dem Fall andere Akteure wie China den Ländern Alternativen anbieten werden um ihre Abhängigkeit von den USA zu minimieren und somit andere Angebote unterbreitet werden müssen?

Weder Israel noch die USA waren in dieser Region jemals integriert und können daher gar nicht "zunehmend isoliert" werden. Und Saudi-Arabien beginnt mit Israel diplomatische Beziehungen aufzunehmen, was von den USA unterstützt wird.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (27.10.2024 17:47).

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