zu dem was Daniel schrieb kann ich nur voll zustimmen.
Das Problem der unterschiedlichen Mentalität ist hier die Wurzel
allen Übels.
1. Für die Araber und besonders für die Palästinenser sind Israelis
"Eindringlinge" in ihr eigenes Land, in dem sie nun immerhin mehrere
Hundert Jahre ansässig waren. Durch die Gründung Israels entstand bei
den Arabern sofort der Wunsch die Eindringlinge zu vertreiben.
Dadurch das sie versuchten das Problem militärisch zu lösen und
zweimal sehr entscheidend geschlagen wurden, ist das Problem noch
einmal verschärft worden. Israel konnte beide Male sein Staatsgebiet
entscheidend vergrößern, eroberte den Sinai, die Golan-Höhlen, das
Westjordanland und ganz Jerusalem. Dadurch sind die Palästinenser zu
einem Volk von Flüchtlingen geworden und im ganzen Nahen Osten
verstreut (ca 70% der jordanischen Bevölkerung sind Palästinenser).
Für Sie ist das israelische Staatsgebiet ihre Heimat, aus der sie
vertrieben wurden. Es ist doch verständlich, daß sie in ihre Heimat
zurückwollen. Dieses Ziel haben sie nie aus den Augen verloren und
höchstens angesichts ihrer Unterlegenheit für den Augenblick
zurückgestellt. Deswegen konnte Arafat in Camp David II nicht den
sehr weitreichenden Zugeständnissen Baraks zustimmen, weil er dafür
keinen Rückhalt in seiner Bevölkerung gehabt hätte.
2. Für das jüdische Volk bedeutete die Gründung des israelischen
Staates das ende einer 2000jährigen Odyssee durch die Weltgeschichte.
Die Überledbenden des Holocaust sammelten sich in ihrer biblischen
Urheimat. Doch der junge Staat Israel sah sich gleich nach seiner
Entstehung in seiner Existenz bedroht. Er wurde mehrmals angegriffen,
konnte sich aber erfolgreich wehren. Für Israel bedeutet militärische
Stärke die wichtigste Versicherung für das eigene Überleben In diesem
Kontext ist auch das Atomwaffenarsenal zu sehen. Nicht als
Angriffsdrohung gegen die umgebenden Nachbarn, sondern als
Lebensversicherung. Aus dieser Position der Stärke ist es erst
überhaupt möglich mit den Arabern zu verhandeln. Wenn Ägypten oder
Syrien oder beide zusammen, in der Lage gewesen wären, Israel
militärisch zu besiegen hätte es keine Vehandlungen gegeben. So ist
es aber möglich gewesen wenigstens zu einem Arrangement zu kommen.
(Gegen die Rückgabe des Sinai wurde eine militärische Pufferzone
zwischen Israel und Ägypten eingerichtet und der Truppenaufmarsch auf
beiden Seiten begrenzt. Das verringerte die Wahrscheinlichkeit für
einen Überraschungsangriff und erhöhte Israels Sicherheit. Ägypten
bekam sein Land zurück. Mit Syrien ist sicherlich eine ähnliche
Vereinbarung gegen Rückgabe der Golan-Höhlen möglich)
Soviel zum Thema israelische Sicherheitsinteressen auf staatlicher
Ebene.
Was macht man aber nun mit einem Volk, das (nicht ganz zu Unrecht)
seine Heimat zurückfordert und sich nur mit einem Teil davon nicht
zufriedengeben will?
Was hilft die Einrichtung eines eigenen Palästinenserstaates, wenn
damit das Problem weiter besteht? Die Flüchtlinge z.B in Jordanien
lösen sich ja nicht in Luft auf. Und aus ihrer Sicht geht der Krieg
solange weiter, bis auch der letzte Israeli aus "ihrem" Land
verschwunden ist.
Es ist ja kein Krieg auf staatlicher Ebene, der hier geführt wird. Es
geht Auge um Auge und Zahn um Zahn. WIE kann sich ein Staat überhaupt
gegen sowas wehren? Ist es gerechtfertigt als Antwort auf einen
Anschlag, einfach mit Panzern zu dem Haus des Attentäters zu fahren
und das niederzuschießen?
Die Politik der Konfrontation der Regierung Scharon erhöht nur die
Anzahl der Opfer auf beiden Seiten. Aber, so perves das auch ist,
dies ist wahrscheinlich der einzige Weg, beide Seiten zum Einlenken
zu bewegen. Wenn der Leidensdruck so hoch ist, das der Preis für die
weitere Konfrontation zu hoch erscheint, gibt es vielleicht auch
einen Weg zum Frieden.
Die Positionen sind so festgefahren, das hier meiner Meinung nach
überhaupt keine Lösung möglich ist. Frühesten in einigen Jahrzehnten,
wenn die Generation der Flüchtlinge nicht mehr am Leben ist und beide
Seiten vielleicht endlich mal genug vom Blutvergießen haben kann das
Trauerspiel aufhören.
3. Wenn zu den beiden obengenannten psychologischen Motiven auch noch
religiöse Motive hinzukommen (Jerusalem-Problem, heilige Stätten)
dann wird der Konflikt vollends unlösbar. Wie will man religiöse
Überzeugungen mit rationalen Elementen beikommen?
Schlußfolgerung: Beide Seiten sind nicht reif für einen Frieden. Der
Leidensdruck auf beiden Seiten ist einfach noch nicht groß genug