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  • Artur_B

mehr als 1000 Beiträge seit 09.09.2004

Das pnp-Schnitzel-Imperium

Also es ist ja nun nicht alles einfach vom Himmel gefallen, für die
Deutschen ist alles nach Plan gelaufen, bis eben diese Krise kam. Der
Reihe nach: vor dem Euro hatten wir die Situation, dass sich die
europäischen Nachbarn stets mit Abwertungen gegen die Exportoffensive
der Deutschen wehren mussten und das taten sie ständig indem sie
Lira, Franken, Peseten, Drachmen und Pfund  zumindest gegen die
D-Mark herabsetzten. Der Euro machte dies nun unmöglich und es ist
passiert, was passieren musste: die Deutschen haben die europäische
Konkurrenz platt gemacht und exportieren nun noch viel mehr. Dem
Warenexport folgt der Kapitalexport auf dem Fuße, wie Lenin richtig
beobachtet und zeitlos zutreffend beobachtet hat. Was gerade in
Griechenland recht deutlich zu sehen ist: Aldi allenthalben, auch auf
den Dörfern. Von den 1,6 Milliarden Export nach Deutschland wäre auch
einmal interessant, wieviel davon von Firmen im deutschen Besitz
erwirtschaftet worden ist. Da wären manche erstaunt, wie viel das
ist.  

Ein echtes Imperium haben sich die Deutschen ergo seit Einführung des
Euro zusammen gekauft und da ist es ein Akt der Ehrlichkeit, dass in
Berlin entschieden wird, was zu passieren hat, wenn es an den Rändern
des Imperiums kriselt: irgendwelche Umwege über Brüssel und Straßburg
spart man sich, denn die wären eh nur Augenwischerei. 

Vielleicht haben manche gehofft, die Deutschen würden ihrer
Nationalspeise gemäß ein Schnitzel-Imperium errichten, ähnlich dem
Gulasch-Kommunismus, den das Sowjetreich in Teilen seines Refugiums
zuließ. Aber nichts da: da Schnitzel, wenn überhaupt, hat eine
pnp-Struktur: Paniermehl, nichts, Paniermehl.

Was nicht heißt, dass das Imperium grundsätzlich geizig wäre.
Schlechte Resultate sind, wiederum Lenin, keineswegs auf schlechte
Absichten zurückzuführen. Sollen nun in Deutschland massiv die Löhne
erhöht werden? Das würde wiederum auf die Profitrate drücken und
somit die Kreditklemme weiter verschärfen. Denn diese ist schon jetzt
so schlecht, dass man die Banken nur mit Mühe überzeugen kann, in die
Realwirtschaft zu investieren. Das Hütchenspiel ist schon jetzt
wieder attraktiver. 

Ein Imperium in der Klemme: aus diesem Dilemma gibt es keinen Ausweg,
entweder Überproduktion, weil nicht konsumiert wird, oder miese,
Laune verderbend schlechte Profitrate. Und jetzt hat sich das
Imperium auch noch die Probleme der übrigen Völker aufgeladen. Da ist
Mager- und Rohkost allenthalben angesagt. Ein Schnitzel ist da in
Zukunft auch pro forma nicht mehr drin.

Lenins These, wonach in solchen Fällen mit Wahrscheinlichkeit zum
Mittel des Krieges gegriffen wird, wenn die Verhältnisse untragbar
werden, scheint sich zum Glück noch nicht anzubahnen. Ohne Gewähr
allerdings, dass das so bleibt. 

Gruß Artur  
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