ist.
Wächter der Moral waren die Kirchen, die Religionen weltweit. Sie wurden der Heuchelei bezichtigt und überführt. Jetzt braucht es scheinbar eine neue Institution. Diese Hose passt aber niemandem, denn, eine Institution, die moralische Maßstäbe setzen will und von Menschen verlangt, entsprechend dieser Maßstäbe zu handeln, muss die Einhaltung dieser Maßstäbe auch von ihren Funktionären und Beschäftigten verlangen. Und da wird es dunkel.
In den Kirchen waren es anfangs Verzicht auf persönliches Eigentum, Verzicht auf Ausleben der Sexualität und Nachkommenschaft und unbedingter Gehorsam gegenüber einer geistigen und geistlichen Führung. Alle diese Voraussetzungen für ein moralisches Miteinander wurden kurz nach ihrer Festsetzung zu Makulatur. Kaum jemand hielt sich daran. Wenn es eine oder einer schaffte, nannte man sie Heilige. Wenn man sieht, wer alles heilig gesprochen wurde, kann man nur zu dem Schluss kommen, dass auch das von Anfang an zum Scheitern verurteilt war. Warum? Weil man zum Erreichen von irdischen Zielen kollaborieren muss und das verlangt nach Zustimmung durch andere. Um die zu gewinnen, muss man ehrgeizig sein, extrinsisch motivierte Zielstrebigkeit zeitigen, nach der Definition des Autors, oder sein Ding allein auf sich gestellt durchziehen.
So what? Wenn der Autor einen Moralkatalog anmahnt, der antikapitalistisch ist und von allen eingehalten werden soll, muss eine kirchenähnliche Institution darüber wachen und kirchenähnlich reagieren: mit sozialer Ächtung im günstigsten Fall und inquisitorischen Verfahren im übelsten. Alles undemokratisch und illiberal. Hatten wir das nicht schon Mal? Hatten wir nicht gestern den 9. Oktober? Was war da nochmal?