Was ist Intelligenz? Intelligenz ist, was der Intelligenztest misst. So haben wir es einmal gelernt. Da der Test nur ganz bestimmte Kompetenzen misst und hundert andere nicht oder kaum, wobei ich da noch gar nicht an Ausdauer, Antriebskraft, Liebe zu Sache oder den Menschen, Humor, Einfühlungsvermögen und die für ein gutes Leben erforderlichen sozialen Kompetenzen denke oder die Fähigkeit aus Nichts etwas zumachen und mit veränderten Situationen zurechtzukommen usw. und so fort.
Aber das nur zur Begriffsfindung.
Wie sich Religion auf den selbstständigen, kritischen Verstand auswirkt, kann man sich an fünf Fingern abzählen. Wer Weisungen befolgt, mit der Herde trottet, die Verantwortung abwälzen kann, der kann ein angenehmer Mensch sein, doch er wird im Kopf ein Sklave bleiben, der nur einen beschränkten Bereich seiner geistigen Möglichkeiten zu nutzen bereit ist. Wer sich aber gar dazu dressieren lässt, dass religiöse oder politische Rituale und Übungen seinen Tag bestimmen und er gleichmütig oder begeistert Leithammel anblökt, der ist wohl für eine aufgeklärte und individualistische Zukunft verloren.
Wie im oberen Absatz angedeutet, sagt Nichtglauben noch nichts über soziale oder charakterliche Kompetenzen aus. Ein Atheist kann ein blöder, selbstverliebter Egoist, sein. Blöd, weil er sich an seine atheistische Umgebung anpasst, was ihn von Religiösen nicht unterscheidet, egoistisch, weil er nicht über den Tellerrand zu sehen gelernt hat und meint, er wäre für seine Taten nicht verantwortlich, weil ihm keine Hölle droht.
Ob einer an Götter glaubt und an eine „Hinterwelt“, also an eine Welt hinter der realen Welt (Nietzsche), er also ein Hinterweltler ist, dessen Anwesenheit in einem Raum, (wieder Nietzsche), ein denkender Menschen schon am Geruch erkennt (oder so ähnlich), ist mir persönlich gleichgültig, solange er mich nicht mit seiner Einfalt zu missionieren versucht. Doch gibt es vielleicht Entwicklungsstufen, da schaden ein paar göttliche Spots über dem Weg nicht, oder selbstgesetzte Regeln, die man über den Wolken anpinnt und mit ihnen eine Weile Pingpong spielt.
Dass Menschen den Götterglauben aber brauchen um bessere Menschen zu werden, glaube ich nicht, die Geschichte der Religionen ist eine Geschichte von Knechtschaft und Strömen voller Blut. Wir sollten auch nie vergessen, wie relativ kurze Zeit es die religiösen – sagen wir „Orientierungen“, (obwohl mir ein anderer Begriff durch den Kopf geht) überhaupt erst gibt. Wäre der Mensch von Haus aus böse und zu Gemeinschaft und Solidarität unfähig, dann wäre er schon lange ausgestorben. Der Mensch ist seit sehr langer Zeit ein durch und durch soziales Wesen, der sich um seine Familie kümmert und, wenn er noch Kraft und Nahrung übrig hat, auch um seine Nachbarn. Doch Religionen und politische Dogmatismen versuchen ihn seit jeher mit Hirngespinsten und nicht erfüllbarer Moral aus dieser Geborgenheit herauslösen, denn nur infiziert mit dieser Verwirrung taugt er als Komparse für ihre lohnenden Geschäftsmodelle.
Ob Menschen Religion brauchen um mit der Erkenntnis ihrer Endlichkeit klarzukommen? Dazu hat der alte Epikur eigentlich schon alles gesagt.