Zuerst intelligent, dann Atheist oder erst Atheist und dann intelligent?

Siehe oben. Sind Atheisten intelligenter, weil sie Atheisten sind, oder sind sie Atheisten, weil sie intelligenter sind?

Die absolute Kernfrage. Ich wage mal zu behaupten, dass nicht alle Atheisten intelligenter sind als Religiöse, es ist aber eine gewisse Intelligenz notwendig, um Gottes Existenz anzuzweifeln. Oder vielmehr: es ist eine gewisse Intelligenz notwendig, um die gesellschaftlich vorgelebte Realität (es gibt Gott / es gibt Gott nicht) zu hinterfragen, statt einfach so zu übernehmen.

Wer ohne jene schulische Bildung durch das Leben zieht und nur sein Wissen vom örtlichen Priester bezieht, wird kaum Gottes Existenz leugnen wollen. Ist darüber hinaus die Leugnung mit einem Tabu belegt, mit schweren Strafen o.ä. ist die Wahrscheinlichkeit noch geringer, Atheist zu werden. Um Gottes Existenz abzustreiten, braucht es mindestens zwei Faktoren: die eigene, innere Überzeugung, dass es keinen Gott gibt, und die von außen gesellschaftlichen Einflüsse. Das heißt, eine durch- und durch atheistische Gesellschaft wird auch weniger intelligente Mitglieder haben, die schlichtweg nicht aus innerem Antrieb heraus an die Nichtexistenz Gottes glauben, sondern weil die Gesellschaft dies so vorlebt. Der oben erwähnte Unbeschulte wird also in einer solchen Gesellschaft mit der gleichen Inbrunst an eine Nichtexistenz des Herrgotts glauben, wie er an dessen Existenz glauben würde, wäre er Teil einer religiösen Gesellschaft.

Damit ist mE nach klar, dass Atheisten nicht automatisch intelligenter sind als Religiöse. Es ist aber anzunehmen, dass zum Erlangen der inneren Überzeugung, dass es keinen Gott gibt, eine gewisse Intelligenz erforderlich ist, um die Vorgabe aus der Gesellschaft (es gibt Gott) anzuzweifeln und nach Beweisen dafür zu sorgen. Anders ausgedrückt: in gottesfürchtigen Gesellschaften ist ein Atheist durchaus intelligenter als seine gläubigen Mitmenschen, aber nicht, weil er Atheist ist, sondern weil er intelligenter ist. In einer atheistischen Gesellschaft hingegen muss ein Religiöser nicht automatisch dümmer sein als die atheistischen Mitbürger, sondern kann ebenfalls intelligenter sein: weil er nämlich die Vorgabe der Gesellschaft (es gibt Gott nicht) anzweifelt.