...hätte auch mehr gebracht.
Snyder hat etwas mehr publiziert als die paar Artikel, die der Autor gerade mal gelesen hat.
Schon in einem Interview in der Berliner Zeitung sagt er auf die Frage, ob man Putin nicht eher autkratisch anstatt faschistisch nennen sollte:
Ich würde diese Frage umkehren und fragen: Inwiefern ist Putins Regime nicht faschistisch?
Es hat eine einzige Partei, einen Führerkult, einen Totenkult, einen Kult eines goldenen
Zeitalters, das durch Gewalt durch Säuberungen wiederhergestellt werden soll, eine
überwältigende Staatspropaganda, ein hakenkreuzähnliches Symbol, einen Vernichtungskrieg,
Massendeportationen, Hassreden, Massenmord an Zivilisten. Putins Lieblingsdenker, Iwan
Iljin, war ein Faschist. Sogar die Ablehnung der ukrainischen Staatlichkeit durch das Putin-
Regime ist mit Antisemitismus verbunden. Die Tatsache, dass die Ukraine einen jüdischen
Präsidenten hat, wird zum Beispiel von Dmitrij Medwedew (ehemaliger Präsident Russlands und Putin-Vertrauter, Anm. d. Red.) als Grund dafür angeführt, dass die Ukraine kein echter Staat ist. Außenminister Sergej Lawrow spielte mit erschreckenden antisemitischen Stereotypen, als er sagte, Hitler sei ein Jude. So reden Antisemiten, die sagen wollen, sie seien in Wahrheit die Opfer.
Insbesondere das Buch Der Weg in die Unfreiheit zeigt mit vielen Details auf, was Snyder für den Grundfehler der putinschen Politik hält: Anstatt zu versuchen, das Beste für Russland zu tun (es ist ein großes Land, da schlummern viele ungelöste Aufgaben, mit deren Lösung man sich viele Verdienste erabeiten kann), stabilisert er seine Macht, indem er dem Volk erzählt, es sei ein Opfer des bösen Westen (immer sind die Bösen irgendwo da draußen, das Grundmuster dieser Geschichte ist immer der Antisemitismus) und er müsse es davor schützen.
Auch ein interessanter Punkt: Alles in Russland ist um Putin zentriert - wenn er mal stirbt, wie gehts dann weiter? Im Gegensatz zu einer Demokratie hat eine Diktatur immer ein Nachfolgeproblem. Wenn Putin weg ist, sind auch alle Hoffnungen, die sich auf ihn (und nur ihn!) bezogen, weg; lief nach dem Muster bei Stalin.
Ich kann die Lektüre dieses Buches auch denen, die grundsätzlich eine andere Meinung über Russland haben, nur empfehlen.