Doch. Ich weiß, wie es sich anfühlt. Gerade deswegen würde ich ganz bestimmt nicht kämpfen, sondern abhauen wollen. Für einen Staat, für meine Sprache, für mein Land, nicht einmal für mein Geld würde einen einzigen Tropfen Blut vergießen wollen.
Wenn man natürlich keine andere Wahl hat, also mit dem Rücken zur Wand steht, muss man halt kämpfen. Aber in der Ukraine gab es eine andere Wahl.
Dass es sich um einen "Vernichtungsfeldzug" handelt, ist dann übrigens schon ein bisschen übertrieben. Ja, aktuell schießen die Russen alles kaputt, was in ihrem Weg steht, und ja, sie schießen auch jeden tot, der da steht. Aber das ist dem Umstand geschuldet, dass sich die Ukrainer so hartnäckig wehren.
Hätten sie das nicht getan, sähe es so aus: Da bestand ein gewisses Risiko, dass die Russen, einmal das Land besetzt, gewisse politische oder ethnische Säuberungen vorgenommen hätten. Die Betreffenden wären nicht zu beneiden gewesen und oder hätten abhauen müssen. Aber dass die Russen einfach nur aus Lust und Laune heraus alles kaputt gemacht hätten und alle getötet, das ist dann doch wenig realistisch. Der durchschnittliche Ukrainer hätte vielleicht gelitten, wäre aber noch am Leben. Im Gegensatz zu den vielen, vielen toten Soldaten und auch den toten Zivilisten, die am Ende trotzdem umsonst gestorben sein werden.