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  • Guckstu

mehr als 1000 Beiträge seit 18.03.2024

Re: Ich sehe die ganze Sache gerne aus wirtschaftlicher Sicht: wo ist der Gewinn

brianhenry schrieb am 07.08.2024 16:34:

Ich sehe die ganze Sache gerne aus wirtschaftlicher Sicht und versuche immer zu ergründen, wer hat am Ende (vielleicht nach 50 Jahren) den Gewinne gemacht.

Ähm... das wären dann die Quandts?

Meine üblichen Verdächtigen sind immer internationalen Großinvestoren.

Die gab es vor dem 2. Weltkrieg noch nicht so ausgeprägt. Die großen Konzerne waren sehr viel stärker national verankert, weil es noch jede Menge Kapitalverkehrskontrollen gab, ein internationaler Konzern modernen Typs wäre damals noch gar nicht sinnvoll gewesen.

Aus finanzieller Sicht ist am 2. Weltkrieg der sogenannte Lend-Lease Act and introduced as An Act to Promote the Defense of the United States interessant. Wenn auch ein US Gesetz würde ich Vermuten, dass die Gewinne am Ende in der City of London gelandet sind. Von der Wall Street in die City of London sind die Wege kurz.

Ich glaube, die "special relationship" ist erst im 2. Weltkrieg entstanden.

Ganz ursprünglich gab es zwischen dem Kolonialisten und der abtrünnigen Kolonie ja jede Menge Spannungen und Animositäten; ich weiß nicht, ob sich das erst im Weltkrieg oder schon vorher abgebaut hat.

Nach Wikipedia: ... A total of $50.1 billion (equivalent to $801 billion in 2023 when accounting for inflation) worth of supplies was shipped, or 17% of the total war expenditures of the U.S.[3] In all, $31.4 billion went to the United Kingdom, $11.3 billion to the Soviet Union, $3.2 billion to France, $1.6 billion to China, and the remaining $2.6 billion to other Allies.

Supplies that arrived after the termination date were sold to the United Kingdom at a large discount for £1.075 billion, using long-term loans from the United States, which were finally repaid in 2006. Similarly, the Soviet Union repaid $722 million in 1971, with the remainder of the debt written off ...

na ja. Abgeschriebene Schulden sind ja kein Gewinn.
Und diese Schulden waren immer mit sehr großzügigen Zinsen und Rückzahlungskonditionen, das wurde heftig subventioniert.

Bei den westlichen Staaten kann man noch irgendwie argumentieren, dass das am Ende westliche Privatinvestoren waren, aber bei den UdSSR-Schulden geht das nicht, in der Sowjetunion sind ja keine internationalen Kapitalgeber tätig gewesen, das wurde erst mit Gorbatschow möglich.

Der, der verdient, zieht im Hintergrund die Fäden;

Nicht immer.
Und eher andersrum: Wer im Hintergrund die Fäden zieht, hat eine Chance, viel Geld zu scheffeln, und wer andersrum viel Geld gescheffelt hat, schafft es manchmal (nicht immer), Fäden zu ziehen.
Das ist eine eher lose Korrelation, nicht mal eine Kausalität.

Milliardäre sind nicht zufällig Milliardäre.

Na doch.
Mark Shuttleworth: Rechtzeitig vor der Dotcom-Blase verkauft.
Bill Gates, Elon Musk, Mark Zuckerberg: Von der Internetaffinität der USA profitiert, erst Milliarden gescheffelt und dann erst allmählich begriffen, dass man auch Lobbyismus braucht; vom Strippenziehen sind sie alle drei recht weit entfernt, wobei Gates da bisher am erfolgreichsten ist. Und keiner von den dreien hat irgendwas mit Krieg im Sinn, das sind Tech Bros.

Ich hab's ja schon mal gesagt, ich wiederhole es: Die Milliardäre sind eine durchaus sehr einflussreiche Kaste, aber nicht alle sind an Krieg oder auch nur an im Krieg leicht verdientem Geld interessiert, ein Haufen von denen zieht den größten Teil seiner Einnahmen aus zivilen Geschäften und will überhaupt keine Kampfhandlungen.

Alle andere beteiligten wie Politiker, militärisch-industriellen Komplex, Lobbyisten, Militärs, ... sind nur die üblichen "Happy Useful Idiots".

Jein. Ganz ohne Entscheidungsbefugnis sind sie ja nicht.
Ich hab mal als Externer für MTU gearbeitet, die haben eigentlich nur drüber gestöhnt, was für unsinnige Vorgaben die Bundeswehr macht, und auch die Angebotsleute waren ziemlich unglücklich, dass sie mit Mühe in einem harten Ausschreibungswettbewerb gewonnen hatten, aber jetzt nicht so liefern konnten, wie sie das versprochen hatten, weil das wurde teuer.

Übrigens such mal aktuell nach dem Leih- und Pachtgesetz 2022 zur Verteidigung der Demokratie in der Ukraine (Ukraine Democracy Defense Lend-Lease Act of 2022). Ist immer wieder die gleiche Show ;)

Nee, ist anders. Das Gesetz ist sogar noch vor dem russischen Einmarsch beschlossen worden - was ein interessanter Aspekt ist, der mir so nicht bekannt war.

Dass es inhaltlich an das WK2-Gesetz anknüpft, wundert mich übrigens nicht. Es wird allgemein als erfolgreich eingeschätzt, also legt man das Gleiche nochmal auf, wenn es wieder nötig erscheint.
Das Leih- und Pachtgesetz hat auch nicht selbst für sprudelnde Gewinne gesorgt. Sondern dass da plötzlich ein Haufen Staaten ganz schnell ganz viel Gerät brauchten und bereit waren, dafür auch ordentlich Kohle in die Hand zu nehmen. Und das ist bei und nach Kriegsausbruch völlig normal, das gab es schon im Mittelalter, vielleicht sogar im Altertum.
Was all den Großkonflikten gemeinsam ist: Hinterher kriechen die Völker aus den Trümmern, fragen sich, warum sie denn eigentlich DIESE Zerstörung angerichtet haben, und schwören sich feierlich, dass sie das nie wieder machen wollen. Wobei die danach noch stehenden Großmächte sich regelmäßig Ausnahmen herausnehmen, und so verläuft dieser Anlauf zum Weltfrieden wieder ein Stück weit im Sande - andererseits: Die UNO ist handlungsfähiger als der Völkerbund, und der war handlungsfähiger als die vorher üblichen ad hoc einberufenen großen Friedenskonferenzen (Westfälischer Friede, Wiener Kongress usw.)
Ich könnte mir sogar vorstellen, dass nach dem Krieg der Russen ernsthaft darüber nachgedacht wird, den Vetostatus abzuschaffen. Russland hat das gar zu offen missbraucht, da könnte das Maß voll sein - aber vielleicht reicht es auch nicht. Wer weiß.

Jedenfalls: Die beiden Leih- und Pachtgesetze sind nur Schmiermittel für die Transfers. Die Gelder, die da fließen, sind im Grunde mit und ohne dieses Gesetz die gleichen, nur früher bzw. später.

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