Transformationen passieren ständig auf gesellschaftlicher Ebene. Auch die neoliberale Wende ab ca. 1997 war gut gemeint und sollte Probleme lösen: Privatunternehmen seien viel leistungsfähiger und flexibler als öffentliche Verwaltungen. Und so wurde alles greifbare privatisiert und monetarisiert. Auch die Kernkraftwerke galten einmal als Zeichen der Transformation in ein neues Zeitalter ohne Energieprobleme. Die Schattenseiten einer Transformation zeigen sich immer erst viel später.
Mir fehlt bei dem ganzen Gerede über notwendige Transformationen die Demut (die teilweise im Artikel durchaus anklingt): Der Anspruch, dass der Weg aus der aktuellen Krise planbar sei, ist unrealistisch. Ich begleite Menschen in Krisen und kaum jemand kann am Anfang einer psychischen Krise die eigene Transformation vorausplanen, die er im Rahmen der Krise durchmachen wird. Das ist ja gerade der Kern der Krise, dass das Ich die Kontrolle verliert und mit den bisherigen Planungsbestrebungen nicht mehr weiterkommt: In einer Krise muss man Demut und Vertrauen lernen. Eine Transformation passiert. Wer sie planen will, bleibt in dem Anspruch, die alten Machtstrukturen zu erhalten. Die gescheiten akademischen Autoren sollten einmal mit Handwerkern reden, mit Fabrikarbeitern, mit Bauern, mit der ärmeren Landbevölkerung, wie deren Vorstellungen von einer gesellschaftlichen Transformation wären.