Eine Korrektur (mal wieder!)

Sehr geehrter Prof. Kreiß,

fangen wir einfach bei Ihrer Tabelle 1 an:
Abgesehen davon, dass es sich hier um ein ganz übles "Cherry-Picking" handelt, stimmen Ihre Daten nicht! Leider haben sie keine Quelle angegeben.
Macht nix! Ich habe einfach ALLE Quellen ausprobiert! ;-)

WHO, ECDC, Destatis & SCB, JHU u.a.. ..sowohl 7-tägige Mittel als auch Kalenderwochen. Doch ganz egal welche Daten ich verwende, Ihre Tabelle 1 ist nicht reproduzierbar. Es gab eindeutig keine deutsche Mehrsterblichkeit (im Vgl. zu Schweden) in diesem Zeitraum!
Ihre Behauptung lässt sich NICHT bestätigen.

Ich vermute Sie haben hier (mal wieder!) frühe, noch unvollständige Meldedaten verwendet. Das hat ja bei Ihnen schon Tradition. ;-) In Kombination mit dem Cherry Picking, also dem gezielten Herauspicken einer (warum eigentlich unvollständigen?) Woche, ist Ihre Methodik mittlerweile kaum noch von "gezielter Irreführung" bzw. "Betrug" zu unterscheiden!

Hier die tatsächlichen Zahlen (7-tägige Mittel) der gemeldeten Covid-19-Toten für den gleichen Zeitraum:

Datum / Deutschland / Schweden / schwedische Mehrsterblichkeit

23.12.20 / 686,625 / 89,500 / 4,98%
24.12.20 / 667,875 / 87,625 / 5,67%
25.12.20 / 632,125 / 86,250 / 9.90%
26.12.20 / 560,500 / 89,000 / 27,89%
27.12.20 / 517,250 / 91,250 / 42,09%
28.12.20 / 509,625 / 94,875 / 49,94%
29.12.20 / 587,875 / 94,250 / 29,13%

Im Verhältnis zur Bevölkerung (SWE: 10,33 Mio, D: 83,2 Mio) starben in diesem Zeitraum in Schweden 5-50% mehr Menschen an Covid-19. Über das gesamte Jahr beläuft sich die schwedische (Covid-)Mehrsterblichkeit übrigens auf >111%.

Wenn Sie schon Cherry Picking betreiben, dann hätten Sie besser die 53.KW oder die 41.KW wählen sollen! ;-) Das waren nämlich die einzigen beiden Wochen in 2020 mit einer deutschen Mehrsterblichkeit (im Vergleich zu Schweden).

Die 2. Welle ging in Deutschland etwas früher los. In der 41.KW wurden in D: 162 Covid-Tote gemeldet, jedoch nur 18 in SWE. Ab der 42. KW hatte SWE uns wieder überholt.

Hier noch die wöchentlich gemeldeten Covid-19-Todesfälle 2020:

Kalenderwoche / Deutschland / Schweden / schwedische Mehrsterblichkeit

typische Beispiele der 1. Welle:

KW 14: 1331 / 657 / 297,57%
KW 20: 333 / 361 / 773,14%
KW 22: 168 / 268 / 1184,84%
KW 24: 95 / 209 / 1671,93%
KW 28: 21 / 57 / 2086,14%
KW 32: 35 / 20 / 360,24%

2. Welle bis Jahresende:

KW 40: 86 / 21 / 96,67%
KW 41: 162 / 18 / -10,51%
KW 42: 255 / 32 / 1,07%
KW 43: 449 / 63 / 13,01%
KW 44: 808 / 143 / 42,54%
KW 45: 1196 / 207 / 39,40%
KW 46: 1537 / 299 / 56,68%
KW 47: 2101 / 427 / 63,69%
KW 48: 2649 / 453 / 37,73%
KW 49: 3015 / 485 / 29,56%
KW 50: 4262 / 610 / 15,28%
KW 51: 3729 / 620 / 33,92%
KW 52: 4494 / 668 / 19,72%
KW 53: 6071 / 642 / -14,83%

Nächstes Thema:

Mittlerweile liegen aus Schweden einigermaßen vollständige Daten für das Jahr 2020 vor. Es besteht daher keine Notwendigkeit mehr, Daten bis Ende Oktober (44. KW) auf das gesamte Jahr 2020 hochzurechnen. Ihre, so erstellten, früheren Hochrechnungen waren allesamt falsch und sind mittlerweile obsolet.
Sie dürfen jetzt die tatsächlichen Daten verwenden! ;-)

2020 sind in Schweden mindestens 98.135 Menschen verstorben (Stand: 01.02.2021). Das sind 9.359 Tote mehr als 2019 (88.766). Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Gesamtsterblichkeit (populationsbereinigt) um 9,98% - nämlich von 8,595 (2019) auf 9,453 Sterbefälle pro 1.000 EW (2020).

Sie haben wiederholt behauptet das die Sterblichkeit in Schweden 2020 kaum höher sei als im Mittel der letzten 5 Jahre. Damit lagen Sie weit daneben! Hier die Gesamtsterblichkeit (populationsbereinigt) im langjährigen Mittel (angegeben auf 1.000 Einwohner):

5-jähriges Mittel: 9,00 (2015-2019), bzw. 9,05 (2016-2020)
10-jähriges Mittel: 9,22 (2010-2019), bzw. 9,20 (2011-2020)
15-jähriges Mittel: 9,44 (2005-2019), bzw. 9,40 (2006-2020)

Die Gesamtsterblichkeit 2020 (9,45 Tote /1000EW) liegt über dem Niveau des 15jährigen Mittels! ..nur zur Ergänzung noch:

20-jähriges Mittel: 9,67 (2000-2019), bzw. 9,62 (2001-2020)
30-jähriges Mittel: 10,01 (1990-2019), bzw. 9,96 (1991-2020), und
40-jähriges Mittel: 10,25 (1980-2019), bzw. 10,21 (1981-2020)

Um Ihre falsche Behauptung zu belegen, haben Sie u.a. eine, schon viele Wochen alte, Grafik von legionsletters.com verwendet. Leider haben Sie es versäumt diese Daten zu überprüfen!
..und das obwohl die Quellen dort korrekt verlinkt sind und die Grafik offensichtlich unplausibel ist! Ist es Ihnen nicht seltsam vorgekommen, das der Balken für 2020 immer weiter sinkt, trotz Rekord-Übersterblichkeit im Nov. 2020??

Dahinter steckt der gleiche "Trick", den Sie immer verwenden. Die Grafik stammt von Anfang Dezember als es noch keine vollständigen Daten für Nov gab. Reproduzieren Sie die Grafik doch einfach mal mit den aktuellen Zahlen (die Links stimmen!).

Also ein ernst zunehmender Journalist werden Sie, mit dieser schwachen Bilanz bei der Quellenkritik, wohl nicht mehr! ;-)

Das kumulative Balkendiagramm von legionsletters.com hat aber noch einen weiteren schwerwiegenden Fehler!
Im Jahr 2020 wurden dort fast Zweieinhalbtausend Tote "unterschlagen". Nämlich jene bei denen das genaue Sterbedatum unbekannt ist. Das sind 2020 mind. 2.663 Todesfälle in Schweden. (Das liegt im "normalen" Bereich, 2019 waren es 2.616).
https://www.scb.se/en/About-us/news-and-press-releases/follow-the-preliminary-statistics-on-deaths/

Die verwendeten "historischen" Daten bis 2019 stammen aus einer anderen, nach Monaten aufbereiteten Liste, wo nur die Toten mit unklarem Todesmonat extra aufgelistet sind (2016 waren das 262 Fälle):
http://www.statistikdatabasen.scb.se/pxweb/en/ssd/START__BE__BE0101__BE0101G/ManadFoddDod/

..so schnell verschwinden für 2020 mal eben 2.400 Tote! (ok. bis Nov. "nur" etwa 2.200)

Das ist ein Fehler, der einem unbedarften Laien, schon mal unterlaufen kann! ;-)
Aber Sie sind kein Laie! Ich kann natürlich nicht sicher ausschließen, das Sie tatsächlich unfähig sind eine halbwegs ordentlich Daten-Recherche durchzuführen, aber angesichts der beeindruckenden Vielzahl Ihrer "Fehler" drängt sich der Verdacht auf, das Absicht dahintersteckt.

Voraussichtlich am Mo dem 22.02.2021 sind alle Rohdaten der schwedischen Bevölkerungs-Statistik des Jahres 2020 abschließend geprüft und liegen in der gleichen Form vor wie die Daten 1851-2019.

Um den dramatischen Anstieg der Sterblichkeit 2020 gegenüber 2019 besser einzuordnen, liste ich im Folgenden mal die Anstiege zum Vorjahr, sortiert nach Größe, für die letzten 121 Jahre auf. (beginnend mit 1900 vs. 1899).

Ich gebe hier nur die "Top 20" wieder, sonst wird die Liste einfach zu lang. Die Angaben in Klammer (Gesamtsterblichkeit für das jeweilige Jahr und Vorjahr), dient nur dem Zweck meine Angaben leichter überprüfbar zu machen.

Diese Auflistung zeigt Krisenjahre (Kriege, Epidemien, Wirtschaftskrisen u.ä.) besonders deutlich:

Rang / Jahr / Erhöhung zum Vorjahr / (Sterbefälle pro 1.000EW, Jahr : Vorjahr)

1. 1918 / +34,85% / (17,99 : 13,34) "Spanische Grippe" (H5N1)
2. 2020 / +9,98% / (9,448 : 8,595) SARS-CoV-2-Pandemie
3. 1944 / +8,11% / (10,957 : 10,134) 2. Weltkrieg
4. 1927 / +7,99% / (12,684 : 11,745)
5. 1931 / +7,07% / (12,515 : 11,688)
6. 1915 / +6,12% / (14,632 : 13,788)
7. 1960 / +5,43% / (10,015 : 9,499)
8. 1924 / +4,70% / (11,928 : 11,393)
9. 1962 / +3,86% / (10,129 : 9,753)
10. 1935 / +3,85% / (11,649 : 11,218)
11. 1985 / +3,73% / (11,25 : 10,846)
12. 1957 / +3,47% / (9,898 : 9,566) "Asiatische Grippe" (H2N2)
13. 1922 / +3,24% / (12,75 : 12,35)
14. 1988 / +3,13% / (11,437 : 11,089)
15. 1947 / +2,97% / (10,754 : 10,443)
15. 1971 / +2,91% / (10,193 : 9,903)
16. 1968 / +2,87% / (10,399 : 10,108) "Hongkong-Grippe" (H3N2)
17. 1912 / +2,85% / (14,140 : 13,748)
18. 1910 / +2,73% / (13,982 : 13,611)
19. 1943 / +2,68% / (10,134 : 9,870)
20. 1990 / +2,54% / (11,077 : 10,802)

Der drastische Anstieg der Sterblichkeit in Schweden 2020, durch die SARS-CoV-2-Pandemie, kann als "Jahrhundert-Ereignis" bezeichnet werden. In den letzten 100 Jahren hat keine andere Epidemie, kein Weltkrieg und keine Weltwirtschaftskrise zu einem vergleichbaren Anstieg der Mortalität in Schweden geführt!

Die "Spanische Grippe" war natürlich verheerender als SARS-2. Vor allem die Mutationen der "Zweiten Welle" 1918. Damals gab es noch keine moderne Intensiv-Medizin, keine Beatmung, keine wirksamen Medikamente und keinen Impfstoff. Von massentauglichen Tests ganz zu schweigen. Außerdem war dieser H5N1-Virus deutlich tödlicher aber ähnlich ansteckend wie SARS-CoV2.

(Die schwedischen Daten reichen bis 1749 zurück. Falls Interesse besteht, kann ich die "Spanischen Grippe" und die SARS-CoV-2-Pandemie auch mal in den Kontext der historischen Krisen (vor 1918) einordnen.)

Mit der hohen Übersterblichkeit 2020 geht, logischerweise, auch eine deutliche Verringerung der Lebenserwartung in Schweden einher. Aktualisierte amtliche Daten sind März/April zu erwarten. Im Moment läuft es auf ca. -7 bis -8 Monate (für Männer) heraus.

Viele Grüße
S.B.