denn ein grosser Teil der Gesellschaft ist von Corona gar nicht betroffen, weil schon von anfang an immun dagegen.
Warum, warum nur denke ich bei diesem "Argument" immer an Wunschdenken und das Pfeifen des Kindes nachts im dunklen Wald zur Vertreibung der Angst?
Über die Dunkelziffer des aktuellen Infektionsgeschehens, die es sicherlich gibt, werden in der Zukunft noch Jahrzehnte lang Dissertationen geschrieben werden. Es gibt aber einen gewaltigen Unterschied zwischen einer Position 1 "Dunkelziffer liegt wahrscheinlich 2 bis 3-fach über der bisher gesehenen Infiziertenzahl" gegenüber Position 2 "mehr als 50 % der Bevölkerung hat nichtsymptomatisch eine SARS-CoV-2-Infektion überstanden oder ist durch frühere Infektionen mit anderen Coronaviren geschützt". Für eine Position 2 sehe ich keine harten Beweise. Das sagt zum einen die Infektionsdynamik in Hotspot-Bereichen, wo es richtig abgeht: wenn im Frühjahr bei einer zweistündigen Chorprobe 60 von 80 Teilnehmern = 75 % durch einen noch asymptomatisch infizierten Sänger angesteckt werden konnte, dann gab es da keine ins Gewicht fallende vorherige Immunität. Und es gibt keine z.Z. mir bekannten Hinweise aus Antikörper-Untersuchungen oder T-Zell-Studien (die beiden Arme des adaptiven Immunsystems) daß sich das bis heute in der Gesamtpopulation geändert hat. Der Vollständigkeit halber: eine mögliche Kreuzreaktivität von antigenspezifischen T-Zellen mit Antigenen der "normalen" Schnupfen-Coronaviren mag ja vorkommen und wäre auch mechanistisch möglich, aber daß das einer schützenden Kreuzimmunität entsprechen würde, neee, wirklich nicht. Inzwischen steckt die Welt seit einem Jahr in COVID-19, und eine wissenschaftlich große Nachricht über den Nachweis signifikant verbreiteter Kreuzimmunität hat es bisher nicht gegeben. Macht es unwahrscheinlich, daß da noch etwas kommen kann und eine Rolle spielt.