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  • In der Sache

892 Beiträge seit 24.04.2017

Re: Warum muss man Corona Tote verhindern?

Wenn Sie Ihren Standpunkt aus einem Denkprozeß entwickelt haben, fein, gut für Sie, viele andere schaffen es nicht mal so weit.

Ich gehe diesen Weg dennoch nicht mit:

- es muß vollkommen unstrittig sein, daß wir zu keinem Augenblick des COVID-19 Ausbruchs eine perfekte Kenntnis und ein genaues Abbild des Infektionsgeschehens haben konnten. Begrenzte Testkapazitäten, Änderungen der Testprioritäten und ein Anfall von Testproben, der weit vom Ideal einer statistisch gut abgesichterten Abdeckung der gesamten Bevölkerung entfernt war, sind hier zu nennen. Man kann dann entweder an die Aufgabe gehen, auf Grundlage einer unvollkommenen Datenbasis am Verständnis der Krankheitswelle weiterzuarbeiten, oder aber entrüstet wegen "falscher Zahlen" und nicht idealen Verhaltens der Welt in die Anti-Haltung abdriften.

- die Diskussionen wie hier, in denen es nur das Schwarz/Weiß-Schema "Zahlen der Toten hier vs. Zahlen der Gesunden da" wie in diesem Thread gibt, sind - zumindestens für mich, und unabhängig welche Opferzahlen man sich erlaubt - unerträglich geworden. Der gesamte Graubereich, die sicher ein mehrfaches der Totenzahlen betragenden langfristig Erkrankten und Geschädigten, werden hier und von vielen anderen Maßnahmekritikern einfach nicht gesehen, denn sie stören die einfachen Wahrheiten, die man sich zurechtgelegt hat.

- ich stelle zunehmend amüsiert fest, wie wenigen der sich über die Coronavirus-Situation aufregenden Leuten eigentlich klar ist, daß COVID-19 als ein riesiges Evolutionsexperiment betrachtet werden muß. Der Virus prüft den infizierten Teil der Bevölkerung darauf ab, ob ihre Virus-Abwehr auch so richtig funktioniert. Wenn in 5 bis 10 % der schweren und schwersten COVID-Fälle genetische oder autoantikörper-bedingte Störungen in der Interferon-Signalübertragung gefunden werden, dann ist das wissenschaftlich neu, überraschend, und deckt bisher unbekannte Risikofaktoren auf. Wer sich jung, gesund und unverwundbar fühlt und Corona-Anfälligkeit nur im Altersheim verortet, könnte sich irren. Gleichzeitig erlauben wir dem Virus sein eigenes Evolutionsexperiment zur Anpassung an eine neue Wirtspopulation. Der Virus hat keine hohe Mutationsrate, aber mit hoher Zahl von Infektionen steigen dann auch Wahrscheinlichkeiten, daß Virusstämme mit zu unserem Ungunsten veränderten Eigenschaften hochkommen. Man kann nicht wollen, daß der Virus sich ungestört am Menschen ausprobieren kann. Und noch mal den Punkt vorne aus dem Thread: SARS-CoV-1 hatte 2002/2003 die fast 10% CFR/IFR, und man kann nicht wollen, daß SARS-CoV-2 Gelegenheit erhält, sich zu diesem Level hochzuevolvieren.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (14.01.2021 19:09).

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