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  • OckhamOS

mehr als 1000 Beiträge seit 24.09.2015

Und wieder mal die Frage, WER stirbt.

Als erster Einwand: es werden Äpfel mit Birnen verglichen. Beide Länder haben unterschiedliche Verwaltungssysteme und Verwaltungsroutinen. Das schlägt sich dann in unterschiedlichen Nachmeldezahlen und Nachmeldefristen auch für Totenscheine nieder. Das ist aber nicht das Einzige, auch wenn z.B. die Bewertungen für Todesfälle unterschiedlich geregelt sind ("stirbt an oder mit Covid19"), ergeben sich heftige Unterschiede. Das kann ich selbst jedoch nicht im Detail beurteilen, das hätte der Autor aber tun müssen.

Auch die Beschränkung auf nur wenige Wochen bei den Sterbezahlen ist unredlich, man muss schon die Gesamtzahlen nehmen. Wer früher starb, kann schließlich später nicht mehr sterben. Wenn die Altersheime schon in Woche 20 halb leer sind, kann in Woche 50 die Sterbezahl nicht mehr die selbe Höhe haben, um es mal drastisch übertrieben auszudrücken. Ist da in SE etwas anders gemacht worden als in DE? DAS wär mal eine interessante Frage, die Antwort wird aber im Artikel kaum nur angedeutet:

Am Rande sei bemerkt, dass das Durchschnittsalter der an oder mit Corona Verstorbenen in Schweden bei 84 bis 86 Jahren liegt, die durchschnittliche Lebenserwartung für Männer 81 Jahre und die für Frauen 85 Jahre beträgt.

Äpfel mit Birnen: das durchschnittliche Sterbealter einer Gruppe ist nicht mit der Lebenserwartung einer ganzen Population vergleichbar. Die 80jährigen in DE haben immerhin eine Lebenserwartung von 90 Jahren:
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Lebenserwartung
Und: Kein Vergleich mit dem Durchschnittsalter in DE? Wenn ich als Anhaltspunkt mal nur die Berliner Zahlen heranziehe (die sind feiner in die Perzentilen aufgeschlüsselt als die vom RKI, glaube ich)
https://www.berlin.de/corona/lagebericht/desktop/corona.html#altersgruppen
sehen die für mich auf den ersten Blick noch nicht viel anders aus (zugegeben, habe nur Pi mal Daumen, ohne genaue Rechnung). Aber wie sieht es mit den Todesfällen pro 100.000 Einwohner altersaufgeschlüsselt aus? 45 / 100.000 bei den U70, aber 1800 / 100.000 bei den Ü70, ein Unterschied um den Faktor 40! Werden in Berlin gerade die Pflegeheime leergeräumt? Fast 2% der Ü70 sind schon verstorben, innerhalb weniger Monate!
Und wie war das in SE?
Was ist denn passiert? Hat SE seine Altersheime ab einem bestimmten Punkt besser geschützt als DE? Haben die nicht in dem Ausmaß wie DE eine mobile Pflege mit den Pflegekräften als Superspreader? Wo sind da Unterschiede zu finden?

Für mich zeigt sich Sachkenntnis bei der Beantwortung solcher Fragen, nicht im Papierrascheln mit Statistiken. Finden von Kausalitäten, Ursache/Wirkung ist der Schlüsselbegriff für mich. Hatte ich dazu nicht schon mal was geschrieben?
Ach ja. Ist ja nun auch schon einen Monat her...
https://www.heise.de/forum/Telepolis/Kommentare/Corona-Jahresausblick/Alles-soweit-richtig-Bis-auf-die-kleine-Auslassung-WER-denn-nun-sterben-wird/posting-37977608/show/

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