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  • bickerdyke

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Re: wie gut es der DDR finanziell ging, konnte man nach der Wende sehen

Charcharoth schrieb am 22.10.2024 12:34:

bickerdyke schrieb am 22.10.2024 10:35:

grftjx schrieb am 22.10.2024 09:21:

Was man nach der Wende sehen konnte, war die rasche Erfindung einer Propagandaerzählung, um genügend Druck für die geplante Übernahme aufzubauen und den ungewaschenen Bürgerechtlern den Zahn zu ziehen, eine Annäherung der beiden deutschen Staaten auf Augenhöhe sei denkbar.

Wie du demonstrierst, war diese Aktion sehr erfolgreich, denn obwohl man längst wissen könnte, wie es um die Staatsfinanzen der späten DDR bestellt war, ist "die waren Tage vor der Zahlungsunfähigkeit" als falsches Wissen fest in den meisten Köpfen installiert.

Also ich gebe dir recht dass nach der Wende alles mögliche erzählt wurde um Augenhöhe zu verhindern, aber die DDR hatte vor der Wende JAHRE vor der Zahlungsunfähigkeit... Sie wäre seit 83 ohne Kredite aus der BRD schon pleite gewesen.

Ist das so? 1990 hatte die DDR insgesamt 86, 3 Mrd DM Schulden (der größte Teil im Inland), das entsprach einer Verschuldungsquote von 27,6%, zum Vergleich, die BRD hatte zum selben Zeitpunkt eine Verschuldungsquote von 41,8 %. Heute Traumwerte ;-).

Die Auslandsschulden werden ja oft als das Problem dargestellt. Hintergrund ist das "Schürer-Papier" [1]. Darin ist aber der Schuldenstand doppelt so hoch dargestellt wie er tatsächlich war (20 Mrd DM) -- mit dem Ziel, Druck auf Egon Krenz auszuüben. Das hat sich bis heute in den Köpfen gehalten, wurde aber auch nie offensiv geradegerückt...

Das Papier von 1989 dürfte keinen Einfluss auf den Kreditbedarf 1983 gehabt haben. Und die DDR hat damals schon Geld gebraucht, sonst hätten sie den Kredit nicht aufgenommen. Und sie konnten sich Geld am freien Markt nicht so einfach besorgen wie die BRD. (war ja auch nie wirklich schuldenfrei. 1984 ~ 380 Mrd)

Und das dürfte der entscheidende Unterschied gewesen sein, wichtiger als die Schuldenquote: Geld gebraucht haben Ost und West. Aber Westdeutschland hat Kredite einfacher und billiger bekommen. (Hat jemand DDR Staatsanleihen gekauft? Bundesschatzbriefe jedenfalls waren der heiße Scheiß)

Ich will die DDR-Wirtschaft nicht schlechter reden als sie war - das hat die Treuhand später unnachahmlich gemacht. Sie war jetzt aber nicht das Powerhouse dem man gutem Gewissen billiges Geld geliehen hätte. Deshalb bleib ich bei meiner These dass die DDR schon seit den 80ern ziemlich klamm war.

Es hatte nach der Wende aber auch niemand Interesse daran, Betriebe zu erhalten. Deshalb lies man sie ja von West-Firmen aufkaufen und dichtmachen, bevor da noch Konkurrenz draus entstanden wäre. Aber das ist ein Nach-Wende-Thema.

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