... denn die Individualmobilität leitet sich direkt von der unternehmersischen Freiheit ab, auch irrwitzige Geschäftsmodelle umzusetzen, solange diese nicht explizit illegal sind.
Verkehrspolitik ist nur so eine Art Dienstleister für die Wirtschaft(spolitik).
Um die Individualmobilität auf ein Maß zu reduzieren, dass sie überhaupt mit den Ressourcen des ÖP[N]V organisiert werden kann, müsste über einen gewaltigen Haufen von Aufgaben erstmal ergebnisoffen nachgedacht werden.
Zunächst stellt sich das offensichtliche Problem, dass die Hälfte der Bevölkerung auf dem Land wohnt, aber die Wertschöpfung vor allem in den wenigen Metropolregionen stattfindet. Aber nur in den Metropolregionen ist ein ÖPNV (und im Übrigen auch Fahrradverkehr) mit vernünftiger Auslastung machbar. Man kann nicht einfach mit leeren Kleinbussen über die Dörfer kariolen, damit die Schichtarbeiter und Nachmittagsschüler auch eine akzeptable Anbindung haben.
EIne Wirtschaftspoltik, die ein nachhaltiges Wirtschaften zum Ziel hat, muss endlich die Konzerne mit den bislang externalisierten Kosten konfrontieren und andererseits Mittelstand und Kleingewerbe in der Fläche stützen statt weiter zu vernichten. Dazu braucht es Transfers, Steuergerechtigkeit, Entwicklungsmöglichkeiten..
Und es braucht eine bessere Aufsicht, starke Gewerkschaften, ein strafbewehrtes Betriebsverfassungsgesetz - kurzum: Unternehmen müssen kontrolliert werden und ihr wirtschaftliches Handeln kann sich nicht ausschließlich an ihren eigenen Profitwünschen orientieren. Wenn die Politik die Gemeinwohlverpflichtung nicht ernst nimmt und durchsetzt, werden wir _alle_ Probleme der Zukunft nicht lösen können.
Wenn wir an der Art, wie wir Leben, Wohnen und Arbeiten, an den Verfahren, wie der Wohlstand des Landes auf seine Insassen verteilt wird und wer welche Chancen erhält nichts Grundlegendes ändern, müssen wir den Individualverkehr 1:1 elektrifizieren.
Und wenn wir dann da feststellen, dass der genauso wenig im vollen Umfang tragbar sein sollte, wie der fossil betriebene Individualverkehr, wird man am Ende zuerst den Armen die Individualmobilität verunmöglichen und dann auch der Mittelschicht.
Die "Wirtschaftskompetenz" der konservativen Parteien, die Deutschland seit Gründung der BRD 52 von 72 Jahren regierten, werden die Probleme nicht lösen können, die sie planvoll herbeigeführt haben. Und das ist keine neue Erkenntnis, sondern bereits die APO wusste das - aus der letztendlich die Grünen hervorgingen.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (26.03.2021 11:05).