Ansicht umschalten
Avatar von Guckstu
  • Guckstu

mehr als 1000 Beiträge seit 18.03.2024

Re: Der Markt wird's nicht regeln (können)

kemmerich schrieb am 12.10.2024 19:21:

Die Voraussetzung für eine smarte, marktgesteuerte Energiewende wäre ja, dass einsatzfähige Technologien vorhanden sind, die die fossile Energie bei vergleichbarer Wirtschaftlichkeit ersetzen können. Die sind aber nicht da und auch nicht in Sicht.

Doch, sie sind in Sicht, teilweise sogar schon da.

Erstens: Strom hat in fast allen Anwendungen einen viel besseren Wirkungsgrad als wenn man die Energie aus fossilen Rohstoffen bezieht. Siehe z.B. die Wärmepumpe, die ist um den Faktor ~4 effektiver als wenn man direkt mit Strom heizt, und die kann obendrein noch im Sommer kühlen; bei Elektroautos sieht es ähnlich aus, undsoweiter.
Die Leute sagen immer: Die Energiemengen zur Ablösung des fossilen Energieverbrauchs sind doch gar nicht da, wir erzeugen bloß 50% des STROMs mit EE, aber wir bräuchten obendrauf auf den Strom noch ungefähr das SECHSFACHE! Nur dass es wegen des Wirkungsgrads reicht, die Stromerzeugung - ganz grob gesprochen - zu verdoppeln; die 50% EE sind also ungefähr 25% des Gesamtbedarfs für alles.

Zweitens: Der EE-Ausbau geht recht rasch. Es ist halt nur eine Frage der Marktbedingungen: Wer in eine EE-Anlage investiert, braucht zügige Genehmigungen, das Land ist wirklich ausreichend da und die EE-Anlagen belegen das nicht mal vollständig.
Das wird nur von den Söders und Lindners schlechtgemacht, und statt wollen sie AKWs bauen. Woraufhin die Investoren für die EE sagen: Nee, dann lohnt das EE-Geschäft ja nicht mehr, die AKWs erzeugen dann Strom, den wir nicht mehr liefern können.

Drittens: Die Speicherproblematik wird dramatisch übertrieben. Da ist die Rede von Jahrezeitenspeichern, dabei braucht es - ungefähr in dieser Reihenfolge - Stundenspeicher, Netzausbau, und einen Rest Wochenspeicher.
Derzeit wird für die Speichertechnik ein Aufschlag von 2 ct/kWh diskutiert. Das ist viel, wenn man von 4 ct/kWh Gestehungskosten für PV-Strom ausgeht, bei 8 ct/kWh für WKA schon nicht mehr sehr auffällig und bei Konsumentenstrompreisen von 40 ct/kWh vollkommen irrelevant.

Ich weiß, diese ganze CO2-Geschichte wurde begeistert von Kapitalismuskritikern und Frugalisten aufgenommen: Endlich mal etwas, womit man ganz konkret und handfest argumentieren kann!
Aber ich denke, das ist der falsche Ansatz. Den Kapitalismus mitten abzuschaffen oder auch nur relevant umzugestalten ist eine Operation am offenen Herzen, das ausgerechnet in einer Zeit zu tun, in der die Gesellschaft in der Krise ist, bringt die Anhänger des Althergebrachten nur auf die Barrikade und behindert am Ende nur die Krisenbewältigung.

Also.
Bitte nicht die Klimakrise als Vorwand nutzen, um für die eigene Wunschvorstellung zu werben.
Und diese Bitte geht nicht nur an die Kapitalismuskritiker und die Frugalisten, sondern auch an die ganzen Atomwichtel, die den nötigen Umbau sogar noch stärker behindern und das mit einem völlig untauglichen Rezept.

Bewerten
- +
Ansicht umschalten