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Avatar von tzefix
  • tzefix

mehr als 1000 Beiträge seit 12.05.2010

Schon die verkürzende Überschrift wirft Fragen auf.

Von welcher Marktwirtschaft ist hier die Rede? Der freien Marktwirtschaft? Oder eine ganz oder in Teilen gesteuerte Marktwirtschaft, wie z. B. die Soziale oder eine ökologische Marktwirtschaft?

Eine wirklich zur Gänze freie Marktwirtschaft gibt es nicht. Jeder Staat greift steuernd in die Marktwirtschaft ein. Sei es durch gesetzliche Rahmenbedingungen, Steuerpolitik, Zölle, oder auch durch die Rettung "systemrelevanter" Betriebe.

Weiters scheint mir in vorliegendem Artikel zwischen Marktwirtschaft und Kapitalismus nicht unterschieden zu werden. Doch die Marktwirtschaft definiert nur den Austausch von Gütern, Leistungen und Geld über einen Markt. Der Begriff des Kapitalismus definiert aber die Besitzverhältnisse an Produktionsmitteln.

Man sieht also, es ist kompliziert. Nicht, weil die Mechanismen so schwer zu verstehen wären, sondern weil schon die Grenzen der Freien zur sozialen Marktwirtschaft nicht klar definiert sind. Also der Umfang staatlicher Eingriffe. Und diese unterliegen leider nicht logischen Prinzipien, sondern Ideologischen. So ist es z. B. für die Mehrheit für uns vollständig normal, dass Alkohol vom Staat besonders besteuert wird, steht aber einer Subventionierung von Grundnahrungsmitteln äußerst ablehnend gegenüber.

Kapitalismus ist übrigens keine Errungenschaft der Menschheit. Ein kapitalistisches System zu erstellen ist anstrengungsfrei. Wenn man gesellschaftlich nichts anstrebt, dann stellt sich automatisch Kapitalismus ein. Kapitalistische Grundformen gibt es seit der Mensch sesshaft geworden ist, also seit er Getreide anbaut. Und hängt damit grundsätzlich von der Vorstellung ab, dass das Produktionsmittel "Grund und Boden" ein Eigentum darstellen kann und darf - und nicht grundsätzlich der Allgemeinheit zu dienen hat.
Die Überwindung des Kapitalismus wäre eine zivilisatorische Errungenschaft. Aber die Menschheit ist dazu gar nicht in der Lage.

Weiters halte ich diese gesamten Diskussionen über dieses Thema weitgehend theoretisch. Die bestehenden Machtverhältnisse werden sich nicht ändern. Jene "Elite", die sich just gerade am Sautrog befindet, wird ihre Position immer und mit allen Mitteln verteidigen. Eine Überwindung des bestehenden Systems ist daher nur revolutionär möglich. Und da stellt sich dann die Frage, ob das was folgt, besser ist, als das was war.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (20.12.2022 07:13).

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