demokratie schrieb am 21. September 2004 17:07
> Es ist ja nicht so das die Massnahmen aus HARTZ IV brandneu wären.
> Diese Konzepte wurden bereits in etlichen anderen Ländern angewendet.
Das stimmt freilich schon.
> In Argentinien haben wir natürlich den
> neoliberalen Super GAU, den völligen Zusammenbruch des
> wirtschaftlichen Systems.
Ich denke, das wird deutlich ueberschaetzt. Richtig ist, dass sich
wegen der Konvertibilitaet waehrend etwa einer Dekade die lokale
Industrie kaum enwickelte (da es angesichts des erheblich
ueberbewerteten Peso billiger war, die Sachen zu importieren).
Weiter ist richtig, dass sich durch die Krise die Bedingungen fuer
die meisten Leute etwas verschlechtert haben, was die Aermsten
natuerlich hart trifft. Der im suedamerikanischen Vergleich sehr
grosse Mittelstand ist dagegen meist mit nur geringfuegigen
Einschraenkungen davongekommen.
Weiter sind die auslaendischen Spekulanten darueber veraergert,
dass das Risiko, wegen dem Argentinien fuer seine Kredite
astronomisch teure Zinsen zahlen musste, dann auch wirklich
eingetreten ist. Wobei es hier nicht so leicht ist, Ursache von
Wirkung zu unterscheiden. Daneben duerften es sie auch
wurmen, eine so zuverlaessige goldene Melkkuh verloren zu
haben.
Von einem total Zusammenbruch kann man aber keineswegs reden.
So haben sich Waehrung und Wirtschaft binnen kuerzester Zeit
stabilisiert. Ich denke, dass dabei nicht zuletzt das vergleichsweise
rasche Eintreten der Krise hilfreich war, was ein langsames
Absterben soweit intakter Strukturen verhinderte. Daneben haben
die Regierungen (Duhalde und Kirchner) viel Fingerspitzengefuehl
bewiesen.
Der starke Einbruch der Waehrung entspricht nur einer laengst
ueberfaelligen Korrektur, die ausserdem die Kaufkraft am
Binnenmarkt (der fast alle Grundbeduerfnisse abdeckt) nur wenig
betrifft. Seither ist der Peso sehr stabil. (Ich nehme aber an, dass
er mittelfristig wieder etwas staerker werden wird.)
> Warum soll man Konzepte wie HARTZ IV durchführen die, nachweislich,
> nicht funktionieren?
Vielleicht wird das ja bei den 2. Nuernberger Prozessen geklaert :-)
Wenn Europa dem suedamerikanischen Vorbild folgt (Fujimoro,
Menem), sollten sich die deutschen Politiker dann in der Schweiz
und den USA scharen, und darauf zaehlen, dass den
Auslieferungsbegehren schon nicht stattgegeben wird.
- Werner
> Es ist ja nicht so das die Massnahmen aus HARTZ IV brandneu wären.
> Diese Konzepte wurden bereits in etlichen anderen Ländern angewendet.
Das stimmt freilich schon.
> In Argentinien haben wir natürlich den
> neoliberalen Super GAU, den völligen Zusammenbruch des
> wirtschaftlichen Systems.
Ich denke, das wird deutlich ueberschaetzt. Richtig ist, dass sich
wegen der Konvertibilitaet waehrend etwa einer Dekade die lokale
Industrie kaum enwickelte (da es angesichts des erheblich
ueberbewerteten Peso billiger war, die Sachen zu importieren).
Weiter ist richtig, dass sich durch die Krise die Bedingungen fuer
die meisten Leute etwas verschlechtert haben, was die Aermsten
natuerlich hart trifft. Der im suedamerikanischen Vergleich sehr
grosse Mittelstand ist dagegen meist mit nur geringfuegigen
Einschraenkungen davongekommen.
Weiter sind die auslaendischen Spekulanten darueber veraergert,
dass das Risiko, wegen dem Argentinien fuer seine Kredite
astronomisch teure Zinsen zahlen musste, dann auch wirklich
eingetreten ist. Wobei es hier nicht so leicht ist, Ursache von
Wirkung zu unterscheiden. Daneben duerften es sie auch
wurmen, eine so zuverlaessige goldene Melkkuh verloren zu
haben.
Von einem total Zusammenbruch kann man aber keineswegs reden.
So haben sich Waehrung und Wirtschaft binnen kuerzester Zeit
stabilisiert. Ich denke, dass dabei nicht zuletzt das vergleichsweise
rasche Eintreten der Krise hilfreich war, was ein langsames
Absterben soweit intakter Strukturen verhinderte. Daneben haben
die Regierungen (Duhalde und Kirchner) viel Fingerspitzengefuehl
bewiesen.
Der starke Einbruch der Waehrung entspricht nur einer laengst
ueberfaelligen Korrektur, die ausserdem die Kaufkraft am
Binnenmarkt (der fast alle Grundbeduerfnisse abdeckt) nur wenig
betrifft. Seither ist der Peso sehr stabil. (Ich nehme aber an, dass
er mittelfristig wieder etwas staerker werden wird.)
> Warum soll man Konzepte wie HARTZ IV durchführen die, nachweislich,
> nicht funktionieren?
Vielleicht wird das ja bei den 2. Nuernberger Prozessen geklaert :-)
Wenn Europa dem suedamerikanischen Vorbild folgt (Fujimoro,
Menem), sollten sich die deutschen Politiker dann in der Schweiz
und den USA scharen, und darauf zaehlen, dass den
Auslieferungsbegehren schon nicht stattgegeben wird.
- Werner