Dieser Wandel der linken Parteien zu buergerlichen Schmarotzerparteien (also der Wandel hin zur Buerokratiepartei) fuehrt auf der anderen Seite zu populistischen Bewegungen. In den USA sind die Demokraten mittlerweile die Partei von Wall Street, Buerokratie und Ivy League Academia und den Haeuptlingen der Minderheitenwaehlerfarmen. Die Arbeiterschaft bezeichnet man ja schon ganz offen als deplorables. Und ueber die nicht hinreichend elitaeren Midwest Staaten pflegt das Kuestenestablishment sich nur noch in hoechst herablassendem Ton zu aeussern. Davon profitieren die Republikaner. Mit einem etwas populistischeren Ton sammeln sie zumindest einen Teil der von den Demokraten verstossenen auf.
Bei uns passiert genau das gleiche. Im Wahlbezirk Essen II hat die SPD 2013 noch fast 42% erhalten. Jetzt waren es 10 PPunkte weniger. Und wo sind die hingegangen? Die LINKE hat um sage und schreibe 0.6 PPunkte zugelegt, die Union hat 5.5 Punkte verloren, die Gruenen 1 Punkt runter. Gewonnen hat vor allem die AfD (+10.7) und dann auch noch die FDP (+6.3 = fast verdreifacht). Und wir wissen alle dass diese FDP-Stimmen von Leuten kommen die eigentlich das wollen was die AfD will, sich aber NOCH nicht getraut haben die AfD zu waehlen. Denn Essen war bisher nicht als klassisches FDP-Pflaster bekannt.
In Gelsenkirchen schauts fast identisch aus. Nur dass die AfD noch etwas staerker gewonnen hat (+12.6) und dass die LINKE sogar etwas runtergegangen ist statt hoch.
Und so aehnlich schaut es halt ueberall aus wo es deplorables gibt.
Was bei uns anders ist als in den USA ist dass das Wahlrecht die Establishment-Republikaner und die Populisten-Republikaner unter ein gemeinsames Dach zwingt. Unser Wahlrecht fuehrt dazu dass Union und AfD separat existieren. Aber genauso wie es die Establishment Republikaner in den USA machen wird die Union bei uns immer zwischen Koalitionen mit der AfD und den Elitelinken hin- und herspringen. Ich glaub daher nicht dass die Union obsolet ist. Sie wird nur viel kleiner werden und wahrscheinlich zu einer Vertretung des "gediegeneren" Buergertums werden.
Die Volksparteizeiten sind hingegen abgelaufen. Um die zu retten haette die Merkel die AfD nicht wieder aufkommen lassen duerfen durch ihren Fluechtlingskurs. Jetzt ist die Partei so stark dass sie langsam aber sicher auch die notwendige Expertise und organisatorische Kapazitaet aufbaut. Ich geh davon aus dass es eher unwahrscheinlich ist dass die Partei schon in wenigen Jahren wieder weg ist. Und weil die Merkel ja noch mehrere Jahre bleiben will, kann ich mir gut vorstellen dass die AfD an der Union vorbeiziehen wird.
Das Ende als Volkspartei war vielleicht nicht ein voellig unausweichliches Schicksal wie bei der SPD. Dort war der Interessenskonflikt zwischen der linksbuergerlichen Eliteschicht welche die Partei dominiert und der Waehlerschaft einfach zu gross als dass die SPD haette weiterbestehen koennen als Partei der Unterschichtler. Das Ende der Volkspartei scheint mehr einem strategischen Fehler von Merkel und Schaeuble zu verdanken. Die haben angesichts der Veraenderungen auf der Linken wohl gedacht dass der Angriff auf ihre Machtposition von den neuen Buerokratieeliten auf der Linken kommen wird. Und daher sind sie mit der Union ganz weit ruebergerueckt um fuer Gruene und Studenten-Linken attraktiver zu werden. Aber diese Buerokratieeliten wollen den Euro, ganz egal um welchen Preis, als maechtigstes Symbol der heiligen Buerokratiekuh EU unbedingt halten und die wollen Zuwanderung von Leuten mit niedrigen IQ-Werten in ihre vote farms auf die sie sich alle 4 Jahre an der Wahlurne stuetzen (die Beobachtung dass die Tuerken die waehlen mit ueberwaeltigender Mehrheit links waehlen, ist denen ja nicht entgangen). Und den kleinbuergerlichen Waehler zweimal so massiv in die Magengrube zu hauen ist schief gegangen.