SigismundRuestig schrieb am 09.04.23 22:00:
Die Systemfrage im Hinblick auf die Lösung unserer großen Zukunftsprobleme stelle ich mir auch schon seit geraumer Zeit:
Vor 2,5 Jahren hatte ich unter dem Titel „Was mich nachdenklich macht?“ meine Skepsis über den eingeschlagenen Weg zur Bekämpfung des Klimawandels formuliert. Jetzt scheint sich meine Skepsis zu bestätigen.
Vorneweg möchte ich klarstellen: der menschengemachte Klimawandel ist Fakt. Wer - wie die hysterischen Klimawandel-Leugner - dessen wissenschaftlichen Grundlagen wie den Treibhauseffekt ignoriert und Klimapolitik als überflüssig betrachtet, stiehlt am Ende unseren Kindern und Kindeskindern ihre Zukunft, weshalb diese sich mit Recht wehren.
Was mich jedoch im Hinblick auf die weltweit eingeschlagene Klimapolitik nachdenklich macht, ist folgendes:
1. Als seinerzeit das 2- resp. 1,5-Grad-Ziel verabschiedet wurde, war noch nicht hinreichend bekannt, dass durch das Auftauen der Permafrostböden nochmals eine riesige Menge an CO2 resp. Methan in die Atmosphäre entweichen wird. Das heißt, die bis dato diskutierten Szenarien der Erderwärmung werden noch viel bedrohlicher!
Ergo: Es kommt alles noch viel schlimmer!
2. Das Ziel der CO2-Neutralität bis 2030 oder 2050 oder bis wann auch immer besagt ja, dass bis dahin der „Zufluss“ an CO2 den „Abfluss“ übersteigt und erst dann ein Gleichgewicht hergestellt ist - allerdings auf einem Niveau, dass wesentlich höher als heute ist! Im Vergleich mit einem Überschwemmungsgebiet, in das jährlich mehr Wasser hinein- als herausläuft, bedeutet Wasserneutralität in 10 oder mehr Jahren: heute steht das Wasser den betroffenen Bewohnern bis zum Hals. Bei erreichter Wasserneutralität sind sie längst abgesoffen! Und für die Ankündigung einer solchen Neutralität lassen sich die Politiker feiern?
3. Die eingeschlagene Klimapolitik setzt auf Individualisierung und wendet sich vorwiegend an die Verbraucher: sie sollen ihren CO2-Fußabdruck gefälligst reduzieren durch Verzicht auf auf fossiler Energie basierenden Produkten und Dienstleistungen wie Fliegen, Autofahren, Fleisch essen bzw. durch Umstellung des privaten Energieverbrauchs auf regenerative Energien. Alles nachvollziehbar und vernünftig. Aber wäre es nicht erfolgversprechender, anstatt 8 Milliarden Menschen, also die Verbraucher, von einem solchen Verzicht zu überzeugen, die maximal einige tausend bzw. zehntausend relevanten Besitzer und Ausbeuter der fossilen Energiereserven, also der Anbieter, zu „überzeugen“ - und sei es mit Nachdruck -, ihre Fördermengen nachhaltig nach unten zu fahren? Und sollte man auf die Ausbeutung neuer Energiereserven - vgl. hierzu z.B. den Streit zwischen Griechenland und der Türkei über Gasfelder im Mittelmeer - bzw. auf den Bau neuer Öl- bzw. Gasleitungen nicht voll verzichten?
4. Der ärmere Teil der Bevölkerung kann sich offensichtlich den Verzicht auf CO2 weniger leisten als der reichere Teil der Bevölkerung. Ich kann noch nicht erkennen, dass die Politik daraus die richtigen Schlussfolgerungen zieht!
5. In Anbetracht der großen Lücke zwischen vollmundigen Ankündigungen von Politik und Wirtschaft sowie den tatsächlichen Taten zur Umkehr in der Klimapolitik - Hinweis: nach wie vor steigt der jährliche CO2-Ausstoß - stelle ich mir die Frage, ob unsere zum Raubtierkapitalismus verkommene Marktwirtschaft sowie unsere derzeitigen demokratischen Staatsformen inkl. der übergreifenden Koordinierungsinstanzen wie die UN überhaupt in der Lage sind, den Klimawandel erfolgreich zu managen.
6. Und jetzt noch der Ukraine-Krieg, dessen Auswirkungen auf die Energieversorgung die Räder der begonnenen Energiewenden wieder zurückzuschrauben scheinen.Was tun?
Klimaschutzziele weiter verschieben?
Sich weiterhin auf Nebenkriegsschauplätzen tummeln wie sich z.B. an der Frage abzuarbeiten, ob z.B. Deutschland voranschreiten sollte, wo doch andere, größere Länder einen größeren Nachholbedarf haben.
Auf die nächste Eiszeit warten?
Sich - im Rahmen des Möglichen - anpassen?
Ist es naiv, darauf zu vertrauen, dass die Welt-Politik im Rahmen der UN-Organisation rechtzeitig die richtigen Maßnahmen ergreift?
Fragen über Fragen!
Anstelle dafür konstruktive Lösungen zu erarbeiten, beschäftigen wir uns aber derzeit vorrangig mit Waffen! Wie im letzten Jahrhundert!
👍
keine Ahnung, warum du für deine ehrlich geäußerte Meinung rot bekommst!
vermutlich gibt es hier für viele wichtigeres, als das Überleben unsere Kinder...